Direkt zum Inhalt

Die bösen, bösen Nichtwähler sind schuld!

Posted in Nachdenkliches, Politik, and Standpunkt

Zwei Landtagswahlen haben letzten Sonntag (15.09.2014) stattgefunden. Die Wahlbeteiligung lag knapp über fünfzig und knapp unter fünfzig Prozent. Die Landtagswahl, die ein paar Wochen früher erfolgt ist, lag bei der Wahlbeteiligung ebenfalls unter fünfzig Prozent.

Interessanterweise, wie man es nach der Wahl kennt, ruft sich jede Partei als Gewinner aus. Dabei ist mir nicht ganz klar, ob diesen Politikern grundsätzlich bewusst ist, dass sie zu den Verlierern gehören – wie alle anderen Parteien ebenfalls.

Der Schuldige ist von den Politikern schnell gefunden, denn das ist der Nichtwähler.

Menschen, die für sich entschieden haben, nicht zur Wahl gehen, weil die Parteien, die sich dort präsentieren, nach persönlichem Empfinden nicht wählbar sind, haben ebenfalls eine Wahl getroffen!

Wenn ich ehrlich bin, mir geht es vor jeder Wahl ebenso. Schaue ich mir die Programme und die Versprechen an und blicke ich auf das zurück, was im Anschluss vergangener Wahlen davon gehalten und umgesetzt wurde, so ist für mich auch keine Partei wählbar. Hinzu kommt, dass sich Parteien immer weniger unterscheiden. Jede Partei steht für alles und verspricht fast alles. Schade, denn auch Persönlichkeiten, wie ich sie noch persönlich erleben drfte, sind heute unter Politikern nicht mehr zu finden. Wehner, Strauß, Brandt, Schmidt, Bahr und wie sie alle heißen und hießen. Auch hier findet man nur noch einen Einheitsbrei und jeder Politiker kann fast jeder Partei zugeordnet werden. Für welche Partei sie stehen, ist nicht mehr einfach erkennbar.

Diese Parteien, die bei einer Wahl mit einer Wahlbeteiligung von fünfzig Prozent um die zwanzig Prozent oder weniger der Stimmen bekommen, vertreten nur eine Minderheit.

Bei einem Elternabend, bei dem die Klassenpflegschaft gewählt wird, müssen mindestens fünfzig Prozent der Eltern anwesend sein. Bei weniger als fünfzig Prozent, muss die Versammlung erneut einberufen werden. Würde man das auf die Politik übertragen, wären zwei der letzten Landtagswahlen nicht gültig.

Statt zu überlegen, warum so wenige Menschen zu Wahl gehen, wird die Schuld bei den Nichtwählern gesucht. So einfach kann man es sich machen, sollte man aber nicht.

Auch »Nichtwähler« haben gewählt!
Sie haben für sich die Wahl getroffen, dass man keine der aufgestellten Parteien wählen kann. Ein eindeutiges und klares Votum, das durchaus Beachtung verdient hat. Statt die Schuld für die Wahlbeteiligung bei denen zu suchen, die keine wählbare Alternative gefunden haben, gilt es doch, diese wieder ins Boot zu holen. Das ist eindeutig eine Aufgabe der Politik! Dazu gehört ein Profil, das auch Ecken und Kanten haben kann, aber auch Ehrlichkeit vermittelt, die zumindest ich bei den meisten Politikern nicht erkennen kann.