Medial, gehirnwäschemäßig über mehrere Tage angekündigt: Der bundesweite vierundzwanzigstündige Blitzmarathon.
Nicht nur, dass er stattfinden wird, war Thema, sondern auch, wo geblitzt wird. Listen konnten nach Postleitzahlen sortiert abgerufen werden, die Straßennamen der Blitzerstützpunkte enthielten.
Diese Aktion soll gegen Schnellfahren und Raserei und für angepasste Geschwindigkeit sensibilisieren.
Bei einem Unfall Auto/Fußgänger würden bei zehn Unfällen acht Fußgänger bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 65 km/h getötet. Bei 50 km/h würden acht Fußgänger überleben. So zumindest habe ich die Äußerungen vom nordrhein-westfälischen Verkehrsminister im Hinterkopf.
In Nordrhein-Westfalen ließ man Unterricht ausfallen, damit Schüler den zu schnellen Autofahrern ins Gewissen reden. Der hoch erhobene moralische Zeigefinger, der durch den Einsatz der Grundschüler besonders im Gedächtnis der Autofahrer hängen bleiben sollte, fand in den Medien ein großes Echo.
Unterricht wäre sicherlich die bessere Alternative gewesen zu diesem Populismus gewesen.
Kein Wunder also, dass die Presse heute berichtete, ein Kind hätte seine Mutter ermahnt, die zu flott in einer verkehrsberuhigten Zone unterwegs war und selbst eine Lehrerin sei von den Schülern ermahnt worden.
Ob man daran die Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion des moralischen Zeigefingers festmachen kann, wage ich zu bezweifeln. Eine populistische Aktion war das in meinen Augen!
Denn wenn es de facto darum gegangen wäre, hier zu zeigen, wie in unserem Land zu schnell gefahren und gerast wird, hätte man erst im Nachhinein über diese Aktion informiert.
In diesem Fall wären allerdings auch wesentlich mehr Autofahrer geblitzt worden und man hätte eindrucksvoll darlegen können, dass wir ein Land der Schnellfahrer und Raser sind.
Ein solches Ergebnis zwänge natürlich die Politik zum Handeln! Voraussichtlich ist das ein Grund, warum man lieber nur »sensibilisiert« und mit dem »moralischen Zeigefinger« droht.
Die Folge sonst hätte sein müssen, dass man wesentlich flächendeckender und häufiger überwacht und die Verwarnungs- und Bußgelder erheblich hätte erhöhen müssen.
Innerhalb Europas sind wir das Billigland bei Verwarnungen und Bußgeldern.
Das Bild des freien Autofahrers möchte man im Land von Audi, BMW, Ford, Mercedes usw. natürlich nicht beschädigen. Das könnte die Absatzzahlen beeinflussen. Schließlich sind wir das einzige europäische Land, in dem es keine Geschwindigkeitsbeschränkung gibt. Dass diese Verkehrspolitik nicht nur längerfristig in eine Sackgasse führt, liegt auf der Hand.