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Der Löwe und die Maus

Es war einmal eine übermütige kleine Maus, die sich einem schlafenden Löwen genähert hatte.

Sie lief vergnügt über seinen Körper, bis er endlich aufwachte. Der Löwe war sehr verärgert und schlug wild um sich. Als er die Maus erwischt hatte, hob er sie hoch zum Maul und die kleine Maus sprach mit zittriger Stimme zum Löwen: „Ach, eure Majestät, fresst mich nicht, von mir werdet ihr nicht satt. So lasst mich doch bitte laufen, ich werde sie auch nie mehr belästigen. Ich werde euch sogar einen Dienst aus Dankbarkeit erweisen.“

Der Löwe aber war vergnügt. Er hatte die Maus nur erschrecken wollen. Da lachte der Löwe auf und sprach: „Eine kleine Maus glaubt, sie könne einem Löwen jemals helfen? Willst du mir etwa beim Jagen helfen, oder für mich brüllen?“

Die Maus war verwirrt und stammelte daraufhin: „Majestät, ich… ich…!“ „Schon in Ordnung, ich lasse dich laufen“, unterbrach sie der Löwe und ließ sie los.

Einige Tage später ging der Löwe auf Jagd und geriet in eine Falle. Ein engmaschiges Netz zog sich über ihm zusammen und um so mehr er wie wild versuchte sich aus dem Netz zu befreien, desto besser verstrickte er.

Schließlich waren auch seine Pfoten vom Netz umwickelt. Nun konnte er sich erst recht nicht mehr befreien. Der Löwe war am Ende.

Er glaubte schon, dass sein Leben gelaufen wäre, als er ein leises Stimmchen hörte: „Majestät, kann ich ihnen helfen?“ Der Löwe schaute mit trüben Augen um sich, als er die kleine Maus erblickte. „Ach, du? Wie willst du mir denn helfen? Du kannst leider nichts für mich tun, ich…“ Doch die Maus unterbrach ihn: „Ich habe sehr starke Zähne, mit denen ich die Maschen zernagen kann, du musst nur noch ein bisschen Geduld haben.“ Die Maus nagte sehr eifrig, als schon eine Pfote des Löwen frei wurde. Sie zernagte das Netz, bis der Löwe wieder frei war. Dann sprach die Maus zum Löwen: „Seht ihr, Majestät. Ich habe doch gesagt, dass ich euch einen Dienst erweisen werde und ihr habt es mir nicht geglaubt.“ „Du hast recht, ich bin so ein großes, starkes Tier, und hab dir, kleine Maus, sehr viel zu verdanken.“