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Nächtlicher Einbrecher?

„Bist du wach?“, hörte ich meine Frau leise neben mir in die Dunkelheit flüstern.
„Hast du den Knall auch gehört?“
Ich nickte verschlafen. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass sie mein Nicken nicht sehen konnte.
„Ja!“, bestätigte ich und wollte mich gerade umdrehen.
„Einbrecher?“, hörte ich ein Flüstern in der Nähe meines Ohres.

Weiterschlafen ging nicht.
„Keine Ahnung!“, brummte ich.
„Willst du nicht gucken gehen?“, hörte ich die Stimme neben mir.
„Nein“, sagte ich schläfrig. „Das reicht noch morgen früh!“
Ich bemerkte, wie angespannt sie war. Mir war klar, dass Weiterschlafen nicht möglich sein würde. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als auf Einbrecherjagd zu gehen.
Widerwillig stöhnte ich leicht auf: „Ich geh ja schon nachschauen!“
Langsam und widerwillig schlug ich die Bettdecke zurück, richtete mich auf und drehte auf dem Po in Richtung Bettkante, sodass ich die Füße auf den Boden stellen konnte.
„Muss ich mich noch anziehen oder kann ich auch in der Unterhose nachsehen?“, fragte ich in die Dunkelheit hinein.
„Der Einbrecher haut sicherlich ab, wenn er dich in der Unterhose sieht!“, kam es aus der Dunkelheit zurück. Ihren Humor hatte sie also noch!
Ich grinste, was sie nicht sehen konnte und sagte: „Gut, dann geht das Erschreckungskommando jetzt nachschauen!“
Ich stand auf, streckte mich und gähnte noch einmal herzhaft, bevor ich das Licht eingeschaltete und zur Türe unseres Dachgeschossschlafzimmers ging. Bevor mich daran machte, die Treppe hinunterzugehen, schaltete ich das Licht ein. Alles war ruhig – kein Geräusch zu hören.
Auf der 1. Etage angekommen, schaute ich zuerst in die Kinderzimmer. Sie waren leer, denn die Kinder übernachteten diese Nacht nicht zu Hause. Ein Blick ins Arbeitszimmer, nachdem ich auch hier kurz das Licht eingeschaltet hatte, zeigte nichts Ungewöhnliches. Also, weiter ins Erdgeschoss. Die Eingangstüre war fest verschlossen. Keine Veränderung in der Küche und im Gäste-WC. Langsam ging ich Richtung Wohnzimmer. Ich schaltete das Licht ein und schaute mich um. Nichts, was mich irritierte. Ich ging zur Terrassentür, aber die war fest verschlossen. Jetzt blieb nur noch das Kellergeschoss mit dem Zugang über die Treppe zum Garten.
Ich schaltete das Licht ein und begann damit, die Kellertreppe hinabzusteigen. Weder im Heizungsraum, noch im Kellerraum, den wir als Vorrats- und Abstellraum nutzen, bemerkte ich etwas, was ungewöhnlich war. Jetzt blieb noch mein Arbeitszimmer als letzter Raum, den ich inspizieren musste. Vorsichtig ging ich auf die Türe zu und öffnete sie geräuschlos. Meine Hand tastete nach dem Lichtschalter und drückte auf die Schaltwippe, als sie ihn gefunden hatte. Das Licht ging an und im Raum wurd es hell. Niemand da! Also musste ich noch hinter die Regalwand schauen, die einen kleinen Bereich abteilte, wo aus Bequemlichkeitsgründen der Rasenmäher stand und die Treppe zum Garten hinaufführte. Also ging in zum Durchgang zwischen Regalwand und Außenwand und zwängte mich hindurch. Nichts! Auch die Türe zum Garten war fest verschlossen! Ich schüttelte den Kopf, zog eine Augenbraue hoch und machte mich auf den Rückweg ins Dachgeschoss, um mich nun, da ich keine Einbrecher gefunden hatte, wieder ins Bett zu gehen und die paar Stunden, bis der Wecker klingelte zu schlafen.
„Was war los?“, fragte meine Frau.
„Ich weiß es nicht! Habe nichts gefunden und Fenster und Türen sind fest verschlossen!“
„Komisch! Aber wir haben es doch beide gehört und sind wach geworden!“
„Ja!“, brummte ich und kroch unter die Decke. „Gefunden habe ich aber nichts und würde jetzt gerne weiterschlafen. Höchstwahrscheinlich kam das Geräusch von den Nachbarn!“
„Schlaf gut!“, hörte ich sie sagen, brummte ein leises: Schlaf gut zurück und war auch schon eingeschlafen.
Am nächsten Tag fanden wir den Grund für meine nächtliche Einbrecherjagd! Im Arbeitszimmer war ein Bild von der Wand gefallen und so aufgekommen, dass der Rahmen dabei kaputt ging. Dieses Geräusch in der nächtlichen Stille beflügelte die Fantasie und schickte mich auf Einbrechersuche.