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Eine urbane Sommernacht

Die Köln-Bonner-Bucht ist bekannt dafür, dass sommerliche Temperaturen schnell unangenehm werden, da durch die Kessellage kein Luftaustausch stattfinden, sich die Luft auch über nacht kaum abkühlen kann.

Tagsüber die Fenster geschlossen halten und nachts zu öffnen, ist da schon die richtige Strategie, um einigermaßen schlafen zu können. Natürlich leichtes Bettzeug, das den Körper nicht weiter aufheizt und zweifellos eine lauwarme Dusche vor dem Schlafengehen. Alles Maßnahmen, die Grundlage für den erholsamen Schlaf einer Sommernacht sind.

Trotzdem ist das Einschlafen nicht so einfach. Geräusche dringen von draußen durchs geöffnete Fenster hinein. Ungewohnte Geräusche, denn die Fenster zur Straße hin hält man in der Regel geschlossen und öffnet nur die, die nach hinten hinaus gehen.

Laute Musik mit fremder Melodie dringt an Ohr. Plötzlich ist sie aus und auch das Geräusch des laufenden Motors ist verklungen. Türenschlagen, Gelächter, Stille.

Ich drehe mich auf die andere Seite, lege ein Bein auf die Bettdecke, schiebe den Arm unter das Kissen und suche die beste Position für den Kopf. Die Augen fallen zu und ich ahne noch, wie ich ins Land der Träume wechsle, bevor mich der Schlaf fest umarmt.

Ein Strand. Die Wellen schlagen mit leichtem Geräusch gegen den Sand, wenn sie ausrollen. Ein leichter Wind streichelt meine Haut. Die Sonne scheint und die endlose Weite, in der mein Blick sich fast verliert, sorgen für ein wohliges Gefühl.

Ein leichtes Brummen, das immer lauter wird und in der Spitze gegen mein Brustbein und mein Trommelfell pulsiert, bringt mich erst in den Halbschlaf und lässt mich dann ganz wach werden. Wieder einmal ein Flugzeug, das über das Haus fliegt und noch wenig Höhe hat. Wenn ich Pech habe, geht das die gesamte Nacht so weiter.

Hoffentlich nicht, denke ich. Die, die die Nachtflüge zugelassen haben, sollten ohne Ausnahme in einer Einflugschneise wohnen müssen, war der letzte Gedanke, den ich hatte, bevor ich bei dieser Vorstellung lächelnd wieder einschlief.

„Du alte Sau! Ich hau Dir in die Fresse!“, weckt mich der Streit, der sich auf der Straße abspielt.

„Ich habe doch gar nichts gemacht!“, kommt die Antwort weinerlich und sich entfernend.

Streit eines Pärchens, denke ich. Der Mann sollte im nüchternen Zustand darüber nachdenken, ob man so seine Partnerin behandelt, ob er überhaupt die richtige Einstellung zu Frauen hat. Schon im Herumdrehen merke ich, wie der Schlaf mich wieder umfängt und mitnimmt durch die heiße Nacht. Der Traum ist weg. Kein Strand zu sehen, kein Wasser und die endlosen Weiten, in denen sich mein Blick und meine Gedanken verlieren können, einfach weg.

Mein Gefühl sagt mir, dass ich höchstens eine Minute geschlafen haben kann, als ein lautes Quietschen und dann ein noch lauteres Scheppern mich wieder aus dem Schlaf riss. Ich überlegte noch, was da wohl passiert sein könnte, als ich auch schon das lauter werdende Tatü Tata des herannahenden Polizeiwagens hörte. Durchgängig das Martinshorn an. Frei nach dem Motto: Wir kommen! Wir kümmern  uns! Hört Ihr das? Ihr könnte beruhigt weiterschlafen!

Mit ziemlicher Sicherheit sind jetzt alle wach, nicht nur die, die in der Nähe des Unfalls wohnen. Morgen wird schon in der Zeitung stehen, war mein letzter Gedanke, bevor ich wieder in die Kissen sank.

Regnet es, war der Gedanke, mit dem ich neuerlich wach wurde. Ich lauschte und sah auf die Uhr. 6:15 Uhr. Das Regengeräusch änderte sich ständig und so langsam dämmerte es mir: Der Nachbar wässerte die Pflanzen im Garten. Ich verdrehte die Augen und war leicht verärgert, denn das hätte er auch noch später am Vormittag machen können. Erst am Nachmittag kam die Sonne herum. 6:15 Uhr, da kann ich noch einmal versuchen, etwas zu schlafen. So früh muss ich an einem Samstag nicht aufstehen.

Tropische Nächte brauche ich in Köln nicht. Da reichen mir 25° tagsüber und eine Nachttemperatur unter 20°. Dann kann ich die Fenster nach vorne heraus zu lassen und werde nicht durch Geräusche geweckt, die ich sonst nicht höre. Nur der Garten wässernde Nachbar …