Stress und Lernen, ein Widerspruch, denn wer lernt benötigt Ruhe und Muße um das zu Lernende zu verstehen und zu verinnerlichen. Lernende müssen sich mit dem, was zu lernen ist, beschäftigen können, um es so, im wahrsten Sinne des Wortes, auch begreifen zu können.
Schule ist allerdings für viele Schüler stressig. Das Lerntempo wird vorgegeben, die zu erledigen Hausaufgaben, die den Lernstoff im besten Fall vertiefen und festigen, erfordern Zeit und Konzentration. Um das schaffen zu können, müssen Phasen der Muße, der Entspannung und des Nichtstuns vorhanden sein. Kommunikation im persönlichen sozialen Netzwerk ist ebenso wichtig, wie gemeinsame Unternehmungen mit Freunden und Familie.
Verringert man nun den Zeitaufwand, der fürs Lernen veranschlagt war, nimmt man gleichzeitig die Zeit für Regeneration, Muße und soziale Kontakte.
Eine Entschlackung der Lehrpläne erst parallel in Angriff zu nehmen, nimmt diesen Druck auch nicht für Schüler, nur für die, die für diese Entschlackung zuständig sind.
Eine Entlastung durch Verringerung der Hausaufgaben ist Augenwischerei. Denn die Art des Unterrichts hat sich nicht geändert und dieser ist auf Hausaufgaben angewiesen. Im Unterricht selbst sind die Möglichkeiten die Aufgabe von Hausaufgaben zu übernehmen gering. Meines Erachtens sogar unmöglich.
Im Hintergrund steht die Note, die erreicht werden muss, um einen guten Start in die Zukunft zu erhalten. (An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ich die Notengebung für wenig aussagekräftig erachte und eine ausführliche Beratung auf Grundlage einer schriftlichen Beurteilung vorziehe. Texte dazu finden Sie sicherlich in ausreichender Zahl in diesem Blog.)
Unterrichtszeitverkürzung, so wie sie nun in NRW von G9 auf G8 festgeschrieben wird, erfordert meines Erachtens nicht nur eine entsprechende Anpassung der Lehrpläne, sondern auch eine andere Ausrichtung der Pädagogik. Diese Anpassung ist nicht nur im Zeichen der Inklusionsforderungen zwingend notwendig. Eine Anpassung der Lehrpläne ist, wie sich jeder denken kann, ein langwieriger Prozess. Mehrere Jahre sind hierfür anzusetzen, bis diese in die Erprobung gehen. Eine Verifizierung muss in angemessenem Zeitraum folgen und deren Ergebnisse wieder in die Überarbeitung einfließen.
Parallel dazu sind viele Lehrerfortbildungen erforderlich, die ein anderes pädagogisches Vorgehen bei der Erarbeitung der in den Richtlinien vorgegebenen Unterrichtsthemen aufzeigt und vermittelt.
So, wie G8 nun umgesetzt wird, wird der Stressfaktor für alle Beteiligten unnötig erhöht. Eine Verkürzung der Schulzeit unter diesen Voraussetzungen dient dazu, eine verschärfte Selektion der Schüler einzuleiten. Hinzu kommt – ein Schelm, wer Böses dabei denkt – eine hohe finanzielle Einsparung für das Land.
Eine verantwortungsvolle Verkürzung der Schulzeit, gerade auch im Hinblick auf Inklusion, geht meines Erachtens anders. Bedauerlich, dass hier Schüler, die etwas mehr Zeit benötigen, auf der Strecke bleiben werden.