„Wie fandest du die Veranstaltung gestern?“
„Hm, ich hatte einen anderen Eindruck.“
„Ich sitze gerade im Zug.“
„Müssen wir noch was planen?“
So, zumindest in der gemäßigten Form, wird man ungewollt Mithörer von Telefonaten in aller Öffentlichkeit. Für mich ist es ausgesprochen anstrengend, ein solches Gespräch zu ignorieren. Ob ich es will oder nicht, immer häufiger bemerke ich, wie ich abermals neue Satzfetzen wahrnehme und aus meinem Bewusstsein verdrängen muss. Dabei muss das Gespräch nicht mal interessant sein, dann könnte ich verstehen, wenn ich voyeuristisch die Ohren spitzen würde. Die intimen Details, die bei solchen Gesprächen verraten werden, sind eher peinlich.
Viele dieser Gespräche wirken auch ausgesprochen dümmlich. Ich vermeide stets, die Leute anzusehen – will gar nicht bestätigten haben, dass ich mit meiner Annahme potenziell richtig liegen könnte. Der Inhalt der Gespräche unterbietet teilweise das Trash-Niveau der einschlägig bekannten Fernsehsender. Anders kann ich mir den Grund nicht vorstellen, aus dem heraus sich Menschen ohne Zwang in aller Öffentlichkeit in intimen Details ergehen, sich bis ins Innere entblößen, nicht einmal wahrnehmen, dass das direkte Umfeld alles mithören muss.
Zugegeben, in einer größeren Stadt darf man unter Umständen davon ausgehen, dass eine gewisse Anonymität gegeben ist. Sicher ist das nicht, denn auch in großen Städten bewegt man sich überwiegend im eignen Stadtteil.
Die Sorglosigkeit, mit der Menschen mit ihren intimsten Dingen umgehen, beobachtet man häufig auch im Internet .
Dabei ist es noch harmlos, wenn jeden Tag die Bilder vom Mittagessen veröffentlicht werden. Auch weitere Dinge werden bedenkenlos mitgeteilt als gäbe es niemanden, der das mitbekommen würde.
Ein ähnliches Verhalten, das man bei popelnden Autofahrern beobachten kann. Hier hat man auch den Eindruck, als hätten sie vergessen, dass man nicht nur durch das Glas heraus, sondern auch hineingucken kann. So scheint das eigene Auto, der Platz in der Bahn oder das eigene Profil auf Facebook wie ein Zuhause wirken, indem man vor neugierigen Blicken geschützt ist.
Wenn ich mir nun vorstellen würde, was ich grundsätzlich vermeide, bei der NSA zu arbeiten und dort den ganzen Tag damit beschäftigt wäre, mir so etwas anzuhören – ich glaube, ich gäbe mir die Kugel. Nicht die Goldene, die nur den Hüftspeck potenziert.
Die Mitarbeiter tun mir leid, ich bedauere sie regelrecht! So eine Überwachung kann man dauerhaft nicht durchhalten, ohne selbst Schaden zu nehmen. ;-)