Eigentlich sollte genau das nicht sein, dass Rad fahren gefährlich ist. Rad fahren soll gesundheitsfördernd und somit präventiv sein.
Grundsätzlich würde ich dem auch uneingeschränkt zustimmen wollen, wenn, ja wenn das Radfahren nicht in Köln stattfinden würde.
Noch präziser, im linksrheinischen Köln, denn auf der anderen Rheinseite, die ja gerne als „Schäl Sick“ bezeichnet wird, würde man mit dem, was mir passiert ist, wohl rechnen können, könnte man meinen. Weit gefehlt!
Der Ausdruck „Schäl Sick“ stammt aus früheren Zeiten, als die Treidelpferde die Kähne stromaufwärts gezogen haben und denen man, damit sie nicht durch die Sonne und das reflektierende Licht im Wasser geblendet wurden, Scheuklappen vor die Augen gehängt hatten. So konnten sie nur „schielend“ auf die andere Rheinseite schauen.
Heute steht der Begriff für „Schäl sich“ für die falsche oder schlechtere Seite von Köln. Meist etwas neckend, aber nie bösartig gemeint.
Zumindest aber für Radfahrer scheint die linke Seite die schlechtere Seite zu sein, denn was auf der „Schäl Sick“ gang und gäbe ist, ist auf der schöneren Rheinseite noch lange nicht so wichtig. Zum Beispiel die Sicherheit von Radfahrern.
So geschah es am heutigen Morgen, dass ich wie immer auf dem Weg zur Arbeit die Rodenkirchener Brücke befahren musste.
Das ist eigentlich ganz schön, denn nach einer längeren Aufwärmphase kommt dann der recht kurze und steile Anstieg auf der Nordseite der Brücke, wo der Puls ein wenig auf Touren gebracht wird.
Auf der Brücke selbst kann man – auf der circa einen Kilometer lange Gerade – den Puls wieder normalisieren oder auch so richtig in die Pedale treten.
Auf der anderen Seite, der „Schäl Sick“ wird man dann mit einer Abfahrt belohnt, die es in sich haben kann, denn dort ist eine Haarnadelkurve eingebaut. Bei der morgendlichen Dunkelheit ist es ratsam, dort möglichst mittig zu fahren, damit die Äste, die über das Gitter hinweg in den Radweg ragen, nicht ins Gesicht des Radfahrers klatschen und im schlimmsten Fall das Auge verletzen.
Das kann aber überall in Köln passieren.
Man fragt sich nur, was sich Verkehrsplaner dabei gedacht haben.
Einem Autofahrer würde man eine solche Kurve gar nicht zumuten. Dieser müsste ja dann bremsen und der Zorn des Fahrers wäre den Verkehrsplanern gewiss gewesen.
Dass zudem seit Jahren auch Motorräder diesen Radweg benutzen, ist bei der Stadt Köln oder besser, dem Fahrradbeauftragten, bekannt. Geändert hat sich deshalb allerdings nichts. Besonders an den Pylonen kommt es dann manchmal zu recht brenzligen Situationen, wenn sie Fußgänger, Jogger, Radfahrer und auch Mopedfahrer dort begegnen.
Heute Morgen allerdings, als ich linksrheinisch die Rodenkirchener Brücke hochfuhr und auch die serpentinenähnliche Kurve passieren musste, geschah es: Mein Fahrrad rutschte weg und ich lag quer auf dem Weg.
Gut, dass in diesem Moment kein anderer Rad- oder Mopedfahrer von oben kam, denn dann hätte er mich sicherlich angefahren und wäre ebenfalls gestürzt.
Ursache meines Sturzes war nicht meine Fahrweise, denn ich fahre vor- und umsichtig, sondern das Eis, das auf gerade diesem Teil der Kurve war. Einem Teilstück, dessen Belag schon bei Regen kaum Grip bietet, weil die Oberfläche so glatt ist.
Bei diesem Sturz, bei dem ich mir mein Knie aufgeschlagen und den Fuß verdreht habe, ist zudem noch mein Tacho aus der Halterung geflogen. Das bemerkte ich allerdings erst auf dem Nachhauseweg am Nachmittag.
Der Tacho war natürlich nicht mehr da, sodass ich nun auch noch einen Verlust von 250 Euro zu verschmerzen habe, denn so viel POLAR Radcomputer CS500 hatte das Gerät gekostet.
Als ich mich dann wieder aufgerappelt hatte, mein Fahrrad den restlichen Weg nach oben schob, konnte ich gerade noch einen mir entgegenkommenden Radfahrer durch lauten Zuruf: „Achtung! Glatteis!“ warnen.
Ab dem ersten Pylonen, den man von der linken Rheinseite kommend passiert, war die Brücke scheinbar gestreut. Auch auf der Abfahrt auf der anderen Rheinseite sah es gestreut aus.
So wird man in Köln einer Gefahr ausgesetzt, der man sich eigentlich gar nicht aussetzen müsste!
Denn die Radfahrer, die aus dem rechtsrheinischen kommen, rechnen ebenso wenig damit, dass linksrheinisch der Weg bei Glätte nicht gestreut ist, wie ich damit gerechnet habe.
Ich war wenigstens nach meinem Sturz gewarnt und habe den Belag auf der Brücke kritisch angesehen, bis mir denn klar war, dass dort gestreut wohl worden war.
Man fragt sich natürlich, wieso die Brücke inklusive der beiden Auf- bzw. Abfahrten gestreut wird.
Wiehert hier vielleicht wieder einmal der Amtsschimmel und der linksrheinische Teil müsste von einem anderen Amt gestreut werden? Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, überlegen, ob ich nun zum Arzt gehe und meine Wunden behandeln lasse und die Stadt Köln für das Nichtstreuen des linksrheinischen Radweges der Rodenkirchener Brücke verantwortlich machen soll.
Neben dem Schmerz in Knie, Hand und Fuß immerhin noch ein Verlust von 250 Euro für meinen Tacho.
Radfahren ist gesund!