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Inklusion, was ist das eigentlich?

Posted in Lernen, Nachdenkliches, Schule, and Standpunkt

Inklusion – Eine Schule für alle Kinder und nicht Kinder für die Schule!

In der Presse, im Fernsehen, eigentlich überall wird im Moment von Inklusion gesprochen. Die Mehrheit der Eltern wünscht Inklusion, so wie sie in den UN-Konventionen gefordert werden.

Inklusion kann man am besten erklären, wenn man das augenblickliche Schulsystem, wie es in NRW und ähnlich im gesamten Bundesgebiet praktiziert wird, analysiert.

Zurück geht unser Schulsystem auf die Einführung durch Bismarck. Hier ging es einerseits darum, minimale Bildung zu vermitteln. Ein bisschen Rechnen, ein bisschen Schreiben, ein bisschen Lesen, ein paar Klassiker kennen usw.

Bei der Einführung, die flächendeckend für alle Kinder galt, war das Schulsystem das modernste der Welt. Wen wundert’s, denn es war gleichzeitig Grundlage und Zulieferer des preußischen Beamtentums.

Die Einteilung in Jahrgangsklassen, so wie wir sie heute noch kennen, erfolgte aus verwaltungstechnischer Einfachheit und beruht nicht auf einem pädagogischen Konzept.

Homogene Leistungsgruppen gab es auch damals schon nicht.

Auch heute findet man sie im Grunde in keiner Schule, auch wenn man vermuten könnte, dass die gymnasiale Oberstufe weitestgehend aus homogenen Gruppen oder Klassen besteht.

Im Gegenteil, denn in der Oberstufe ist der Klassenverband nach Jahrgangsstufen aufgehoben. Es werden vermehrt Lerngruppen gebildet.

Die Einführung von Sonderschulen, in die die Kinder geschickt wurden, die Lernschwierigkeiten hatten oder zum Beispiel körperbehindert waren, war im Grunde nur die logische Konsequenz der negativen Auswahlbeurteilung, die mit der Einführung von Noten einhergeht.

Das ist meines Erachtens auch heute noch nicht anders, denn um eine gute Note zu bekommen, muss der Schüler nur in der Lage sein, gefordertes Wissen zu einem bestimmten Zeitpunkt parat zu haben. Danach kann er es getrost wieder vergessen.

Es ist keine Frage von Intelligenz, wenn man gute Noten hat oder ein Zeichen besonderer Begabung, sondern ein Zeichen dafür, dass man genügend Sitzfleisch hat und ggf. gegen die eigenen Bedürfnisse handelnd Lernstoff auswendig lernen kann.

Die Rückmeldung unter der Klassenarbeit bestätigt die Negativbewertung, die stattfindet: Fehlerzahl und die der Fehlerzahl zugeordneten Note.

Von Eltern häufig gewünscht, wird diese Art der Bewertung noch einige Zeit in Schulen und somit unter Klassenarbeiten zu finden sein und meiner bescheidenen Meinung nach auch Inklusion verhindern oder zumindest verzögern.

Überlegt man nun und rekapituliert für sich selbst, wann Lernen unbemerkt und mit großer Freude abgelaufen ist, so wird man merken, dass Lernen ein individueller Prozess ist, der immer dann am besten gelingt, wenn der Lerngegenstand der eigenen Interessenlage entspricht.

Fordert die Problemlösung dann auch noch heraus, so wird man die Zeit nicht spüren, die in die Problemlösung investiert worden ist und einen Satz wie: „Ich habe keine Lust mehr!“ wird mit Sicherheit nicht fallen.

Kurz um, Lernen macht dann Spaß, wenn es auch den persönlichen Bedürfnissen entgegenkommt.

Nun ist es nicht so, als würde der Mensch nicht zu bestimmten Zeiten die gleichen Lernbedürfnisse haben. Maria Montessori hat das wunderbar mit den „sensiblen Perioden“ beschrieben.

Allerdings kam dabei auch klar zum Ausdruck, dass es sich um Zeiträume handelt, die individuell doch ein wenig differieren und so bei dem einen Kind diese Periode, in der es besonderes Interesse an einem bestimmten Lerngegenstand hat, um ein paar Monate früher, bei einem anderen Kind aber ein paar Monate später einsetzen, kann.

Durchlaufen werden diese Perioden allerdings alle Kinder!

Ein schönes Beispiel ist das Laufenlernen. Jedes Kind lernt irgendwann. Nach 8 Monaten oder auch nach 14 Monaten, aber es lernt das Laufen!

Dies setzt sich weiter fort beim Lesen- und Schreibenlernen, beim Erkennen von mathematischen Problemen, bei allem, was man lernt.

Diesem Umstand berücksichtig(e) unser Schulsystem allerdings wenig oder gar nicht. Denn würde dies berücksichtig werden, so stünde der individuelle Lernprozess im Vordergrund und damit gäbe es eine Bewertung durch Noten wie oben beschrieben nicht.

In diesem Fall stünde zum Beispiel statt einer Note ein Satz unter der Arbeit: „Du hast deine Leistungen verbessert. Weitere Lernmöglichkeiten würde ich gerne mit dir besprechen.“

Statt einer Note unter einem Diktat hätte dann statt einer „5“ der Satz darunter gestanden: „Klasse, du hast schon wesentlich weniger Fehler gemacht als beim letzten Diktat!“

Dieses individuelle Lernen muss seitens der Schule, den Eltern und der Gesellschaft insgesamt unterstützt werden, dann ist ein wichtiger Grundstein gelegt, um Inklusion in unseren Schulen zu etablieren. Denn dann ist es egal, ob ein Kind eine Lern- oder eine Körperbehinderung hat, denn es wird genauso individuell gefördert, wie alle anderen Kinder der Schule.

Dass hierfür verschiedene Professionen in der Schule Hand in Hand zusammenarbeiten müssen, ist selbstverständlich und auch Voraussetzung für Inklusion, ebenso so, wie es unabdingbar ist, sich von oben beschriebenen Negativbewertungen zu befreien. Diese müssen nicht nur aus den Köpfen der Lehrer, sondern auch aus den Köpfen der Eltern verschwinden.

Die Voraussetzungen dafür müssen von der Politik geschaffen werden. NRW hat den Anfang gemacht, denn in den neuen Richtlinien und Lehrplänen steht die individuelle Förderung eindeutig im Vordergrund und Klassenarbeiten, wie wir sie aus der eigenen Schulzeit kennen, sind nur noch in den Hauptfächern in Ausnahmefällen zulässig.

Eine Schule für alle Kinder und nicht Kinder für die Schule!

Links

Soziale Inklusion

Inklusive Pädagogik

Montessori-Pädagogik

Peter Petersen Pädagogik (Jena Plan)

Freinet Pädagogik

Neue Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule