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Sechzig Jahre und kein bisschen Weise…

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Zwanzig Jahre und nur wenig weiter.

Seit nunmehr zwanzig Jahre, ungefähr seit 1990, hat der Computer sichtbaren Einzug in unser Leben gehalten. War es am Anfang noch ein Technikspielzeug für Hobbyisten, so ist der Computer aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken.

Computer, Computer, Computer

In der Waschmaschine sorgt er für Waschprogramme, die nach Füllmenge gesteuert den Wasser- und Waschmittelverbrauch berechnen und dosieren; auf unseren Geldkarten befinden sich Chips, die für die Steuerung bestimmter Vorgänge benötigt werden und ab und an auch mal ein Panne verursachen; die Ampelsteuerung wird in der Regel von Computern übernommen; Geldtransaktionen finden mithilfe des Computers online statt; und so weiter, und so weiter. Diese Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.

Sie wissen nicht, …

Auch in die Kinderzimmer und die Schulen hat der Computer inzwischen Einzug gehalten und man kann beobachten, wie selbstverständlich Kinder mit diesem Gerät umgehen. Aber, wissen sie auch, was sie da tun?

Ich behaupte: Nein, sie wissen nicht, was sie dort tun.
Zumindest in der Regel nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass sie einen Computer nutzen, um ein Spiel zu spielen. Sie wissen nicht, wie man den Computer als Werkzeug benutzt.

Grundlegende falsche Bedienung bei einer Textverarbeitung ist immer wieder zu beobachten – auch bei Erwachsenen – wenn man manchmal sieht, wie mit der Leertaste mühsam eine Textzeile mittig positioniert wird, Einrücken ebenfalls mit der Leertaste bewerkstelligt wird und schon der Versand einer E-Mail an verschiedene Empfänger offenbart, an wen diese Mail alles gesendet worden ist.

Irgendwie hat man irgendwann einen Weg gefunden, um die Textzeile mittig zu setzen. Dass es der falsche Weg ist, der die Bedienung unnötig erschwert, wird nicht mehr hinterfragt. So geht es und so macht man es.

Auch beim Schreiben ist das ähnlich. Eine Tastatur ist eigentlich sauber in zwei Hälften eingeteilt. Die Tasten sind so angeordnet, dass 10-Finger-Schreiben optimiert abläuft. Was macht man dann aber noch, wenn mit der rechten Hand die linke „Großschreibetaste“ bedient wird und anschließend mit der linken Hand die Taste „P“ gedrückt wird.
Beim Schreibenlernen hat man noch gelernt, wie man die Buchstaben richtig schreibt, damit der Schreibfluss überhaupt möglich ist.

Hier lässt man es zu, dass „falsches Schreiben“ einen Schreibfluss unterbindet. Umlernen ist mühsam und zeitaufwändig.

Auch die Seitengestaltung ist häufig abenteuerlich. Präsentationen, bei denen dunkle Schrift auf dunklem Hintergrund durch Kontrastarmut das Lesen fast unmöglich, auf jeden Fall aber anstrengend macht, wird unreflektiert hingenommen.

Drag und Drop – Kopieren und einfügen

Was allerdings jeder Schüler beherrscht, ist die Eingabe der Befehlszeile, um Google aufzurufen, dort einen Suchbegriff einzugeben, Gefundenes über die Zwischenablage in das eigene Dokument zu übernehmen und häufig anschließend als eigenes Werk auszugeben.

„Was ist denn Frischgewicht?“

„Das weiß ich nicht! Das stand so im Text bei Google!“

Nicht mal die Quelle ist mehr bekannt und ein Hinweis auf den Copyrightinhaber oder gar ein verifizieren der Quelle findet nicht statt.

Als Nebeneffekt kann man beobachten, dass das Nachschlagen in einem Buch kaum noch möglich ist. Das Lesen eines Inhaltsverzeichnisses ist mühsam und für das Stichwortverzeichnis muss man das Alphabet beherrschen.

Google macht es dagegen richtig einfach. Begriff eingeben. Falsch geschrieben? Macht nichts! Google fragt nach: Ist das der Begriff den Sie meinten?

Nicht mal mehr die Mühe muss man sich machen und überlegen, wie das Wort vielleicht geschrieben werden muss, wenn man keine Ergebnisse auf die eigene Suchanfrage erhält. Wie soll man dann noch ein Wort im Duden nachschlagen können.

Und die Schule?

Jetzt, 20 Jahre seit Beginn des Siegeszuges des Computers und des Internets, findet der Computer auch immer mehr Einzug schon in die Grundschulen.

Komplett vernetzte Schulen sind keine Seltenheit mehr: ein Server irgendwo im Keller und Internetzugang aus jeder Klasse und sogar aus der Turnhalle heraus.

Programme für die ganze Schule, die zentral vom Server aus aufgerufen werden, ohne dass man das mitbekommt und viel Speicherplatz ebenfalls auf dem Server, der im Zugriff streng unterteilt ist in Bereiche, auf die Schüler Zugriff und einen zusätzlichen Bereich, auf den nur Lehrer Zugriff haben.

Es ist keine Seltenheit, dass im Schülerbereich Texte – teils auch datenschutzrechtlich bedenkliche Texte – gespeichert wurden weil der Vorgang des Speicherns und die Strukturen auf dem Server nicht verstanden worden sind.

Lehrer haben sich den Umgang mit dem Computer in großen Teilen in ihrer Freizeit beibringen müssen. So können Sie nur das an ihre Schüler vermitteln, was sie im Umgang mit dem Computer selber verstanden haben – manchmal ist es reichlich wenig.

Die eingesetzte Software, häufig auch Lernsoftware, wird den Kinder Unterricht überlassen: Mach doch einfach mal was.

Eine individuelle Hilfe durch spezielle Übungsmöglichkeiten die ein solches Programm bietet, wird durch Unkenntnis der Programmmöglichkeiten verschenkt und der Computer verkommt so mehr zur Spiel- und/oder Beschäftigungsmaschine im Unterricht. Der Nutzen geht gegen Null, denn der Schüler hat keinen Lerneffekt bei dieser Art der Computernutzung. Hier wird der pädagogische Nutzen und die Möglichkeit, die ein solches Gerät bietet, komplett vertan.

Wünsche

20 Jahre nach dem Beginn des Siegeszuges des Computers fordere ich, endlich den Umgang des Computers mit in die Ausbildung an Hochschulen und Seminaren verbindlich vorzuschreiben und Inhalte festzulegen. Diese Kenntnisse müssen dann überprüft und nachgewiesen werden, sodass vielleicht innerhalb der nächsten zwanzig Jahre auch ein sinnvoller methodisch-didaktischer Einsatz schon in der Grundschule beginnt und so auch die individuellen Fähigkeiten der Schüler unterstützen hilft.