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Medienkompetenz und Datenschutz in der (Grund)Schule

Posted in Datenschutz, Medien, Medienkompetenz, Nachdenkliches, Schule und Internet, and Unterricht

Als es in Köln darum ging die Schulen mit Computern auszustatten, kam nur die Schule in den Genuss der Ausstattung, die ein Medienkonzept vorlegen konnte, das den Anforderungen der Stadt genügte. Die Zahl der Schulen in Köln kenne ich nicht, weiß allerdings, dass es circa 150 Grundschulen gibt. Diese Info, um zu zeigen, wie die Stadt bei der Ausstattung der Schulen gefordert ist. Immerhin kann man für die Ausstattung mindestens 20.000 Euro ansetzen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch aus Kostengründen diese Variante „Medienkonzept“ gewählt wurde.

Die Bewertung dieser Medienkonzepte war Aufgabe des e-Teams, dem ich damals angehörte. Entsprach das Konzept den Anforderungen, wurde die Schule ausgestattet. Zur Ausstattung gehörte ein Computer in jeder Klasse, ein Server, eine komplette Vernetzung mittels Kabel, ein Beamer, Software und so weiter. Im Grunde eine runde Ausstattung, die kaum Wünsche offen lies.

Das waren noch die Anfänge der Digitalisierung an Schulen und allen Beteiligten war klar, dass die entsprechenden Medienkompetenzen nicht bei allen Mitgliedern des Kollegiums zu finden waren.

Bei allen Fortbildungen haben wir größten Wert darauf gelegt, dass Kindern die Wichtigkeit der eigenen Daten und der Umgang damit vermittelt wird. Keine Preisgabe der Daten im Internet, keine Verabredungen übers Internet und so weiter.

Als Grundschulehrer weiß man, wie vertrauenswürdig Kinder sind und wie schnell sie solche privaten Dinge erzählen. Nicht umsonst heißt es:

Das größte Datenleck ist ein Dreijähriger im Kindergarten. #Datenschutz #Grundschule Klick um zu Tweeten

Wie wichtig Datenschutz ist, ist nicht erst seit der NSA-Affäre bekannt. Trotzdem ist es immer wieder verwunderlich, wie viele Erwachsene absolut sorglos mit ihren Daten und denen ihrer Kinder umgehen. Beides liegt eindeutig im Verantwortungsbereich der Erwachsenen. Die Daten der Kinder durch Bildchen und Texte zum Beispiel auf Facebook der Öffentlichkeit preiszugeben, halte ich für bedenklich und ist meiner Meinung nach nicht akzeptabel.

Es gibt allerdings auch in Schule ein Datenleck: das ist der Lehrer. #Datenschutz #Grundschule Klick um zu Tweeten

Nein, keine böse Absicht, aber häufig mangelnde Sensibilität. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, wer in Schule alles unterwegs ist. Neben den Lehrern gibt es verschiedene Helfer:

  • Schulbegleiter, die vom Jugendamt finanziert über einen Träger eingestellt und einen Schüler unterstützen sollen.
  • AG-Leiter, die für eine kleine Gruppe eine Arbeitsgemeinschaft betreuen.
  • Bücherei-Eltern, die die Ausgabe und das Einsammeln der Bücher einer Schulbibliothek betreuen.
  • Lesemütter, die in einer Klasse mit Kinder lesen oder Kinder aus dem Klassenverband in einen Raum mitnehmen, um sich dort vorlesen zu lassen.
  • Mitarbeiter des offenen Ganztags, die einen Teil der Schüler nach Schulschluss betreuen.
  • Praktikanten, die erste Blicke in die Berufswelt werfen.
  • Eltern, die dem Lehrer ins Lehrerzimmer gefolgt sind.

Eine Vielzahl vom Menschen, die sich in Schule begegnen und häufig auch im Lehrerzimmer zusammenfinden. Hier, im Lehrerzimmer, kommen allerdings auch immer wieder Gespräche über Schüler in Gang. Diese werden namentlich genannt und deren Problem erörtert. Daten, die zwar unter Lehrern besprochen werden können – Dienstgeheimnis -, aber auch nur unter Lehrern.

  • Es gibt Schulen, die ein Verfehlungsbuch “öffentlich” im Lehrerzimmer liegen haben, in das einzelne Schüler und ihre “Untaten” eingetragen werden.
  • Lehrer, die es nicht schaffen, sensible Daten auf dem Schulserver im Lehrerbereich zu speichern, sondern dies wiederholt im Schülerbereich tun. Zeugnisse, Gesprächsprotokolle und was weiß ich nicht alles, wird so für jeden, der an einem Computer in der Schule Platz nimmt, lesbar. Auch für die Schüler, die an den Klassenrechnern oder im Computerraum arbeiten.
  • Schulinterna werden von Schulleitungen in regelmäßigem Abstand an die Kollegen versandt. Darin auch Adresslisten und Infos, die im Grunde nicht übertragen werden sollten. Jeder weiß inzwischen, dass unverschlüsselter Datenverkehr wie eine Postkarte ist – von jedem lesbar. Abgesehen davon, dass diese Infos so nicht gesendet werden sollten, halte ich persönlich diese Form der Datenverteilung, wenn es sich machen lässt, auch noch freitags, für eine Verlängerung der Arbeitszeit in den Abendbereich und ins Wochenende. Beides sollte vermieden werden. Hier hat Schulleitung, wenn sie Informationen weitergeben will, eine andere Möglichkeit der zur Verfügungstellung der Daten zu suchen und zu wählen. Auch das gehört zur Medienkompetenz.
In Sachen #Medienkompetenz muss noch viel getan werden. Klick um zu Tweeten

Ziehe ich zum jetzigen Zeitpunkt ein Resümee von der Zeit, als ich diese Fortbildungen gemacht habe bis heute, so habe ich den Eindruck, als sei in Sachen Medienkompetenz noch viel zu tun. Medienkompetenz heißt nicht, einen Text am Computer schreiben zu können und die Zentrierung der Überschrift mittels Leertaste vorzunehmen. Neben Programmbeherrschung heißt Medienkompetenz auch, das richtige Medium zu wählen.

  • Was nützt ein Whiteboard, wenn es ich es wie eine Tafel nutze.
  • Warum muss ich Laptop und Beamer anwerfen, die Textverarbeitung starten, wenn ich nur zwei Begriffe projiziere? Dafür hätte auch die Tafel gereicht.

In Köln wird der Datenverkehr vom Schulleitungs-PC zum Schulamt über eine eigene Datenleitung abgewickelt, die mindestens passwortgesichert ist. Ob die Daten verschlüsselt werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Stadt und Land beim #Datenschutz gefordert! Klick um zu Tweeten

Auch Lehrer müssen meines Erachtens eine verschlüsselte Verbindung zu einem ihrer Schule zugeordnetem Datenserver haben. Hier wäre auch die Informationsbereitstellung durch Schulleitungen problemlos möglich. Eine dienstliche E-Mail-Adresse für Lehrer sollte Standard sein. Bei entsprechender Verschlüsselung ist auch hier ein Datenaustausch innerhalb des Kollegiums möglich. Durch die Trennung von dienstlicher und privater E-Mail ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung getan.

Das größte Problem sind aber nach wie vor die Dreijährigen, die alles ausplaudern. Und natürlich die Lehrer, die nicht darauf achten, wer ihrem Gespräch im Lehrerzimmer folgen kann, wo Daten abgelegt werden.

Es gibt noch einiges zu tun, bis wir alle im Zeitalter der Medien angekommen sind!

LINK

Datenschutz im Schulbereich.
Hierzu gibt es ausführliche Regeln in NRW, die auf den Seiten des Schulministerium dokumentiert werden. Lehrer sollten sie kennen und Politiker ihre Beitrag dazu leisten, dass der Datenschutz eingehalten werden kann.

EMPFEHLUNG

Mein Computerheft aus dem Herdt Verlag
Medienkompetenz in der Grundschule, Arbeitshefte, deren Herausgeber ich bin.