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Siehst du dort den alten Mann mit ausgetretenen Schuh’n…

Posted in Advent, Alltagsbegegnungen, Nachdenkliches, Standpunkt, wasmirindensinnkommt, and Weihnacht

Schlurft er übers Pflaster und er sieht so müde aus?

Ich erinnere mich noch gut an das Lied aus den 70er Jahren, allerdings nicht mehr an die Sängerin der deutschen Übersetzung.

Ja, es gab auch damals schon viele Menschen, die die Einsamkeit und auch das Leid im direkten Umfeld nicht wahrgenommen haben.
Heute ist das nicht anders, eher noch hektischer ist die Welt geworden und bei der ganzen Hetze, dieses schneller und noch schneller, die den Blick fast nur noch auf das zulässt, was man als Nächstes erledigen muss, schränkt die Wahrnehmung weiter ein.
Nicht umsonst hört man vermehrt von Burn-out unter denen, die Arbeit haben. Stress, Hektik, mangelnde Wertschätzung und im Tagesrückblick zuweilen nicht erkennbar, was man geleistet hat. Zufriedenheit bleibt aus der Strecke.

Die Hetze vernebelt den Blick aufs Wesentliche, bis man es nicht mehr erkennt.
Stattdessen der Blick auf den Bildschirm. Auf den Computerbildschirm, auf den Fernsehbildschirm und auf dem Weg aufs Handydisplay.
Permanente Informationsflut, dass das Gehirn es kaum schafft, all diese Informationen zu verarbeiten. Lenkt auch hier ab, von Nachrichten, die mehr Beachtung und manches Mal auch einen Aufschrei oder Handeln verdient hätten.
So gehen wichtige Dinge unter, werden beschlossen von unserer Volksvertretern und wir bemerken es nicht einmal.

“Kennst du die alte Frau, die auf dem Marktplatz steht,
mit schneeweißem Haar, welke Blumen in der Hand?”

Wer nimmt die Frau, den Mann, das Kind bewusst wahr, die in den Abfallbehältern unserer Wohlstandsgesellschaft nach Flaschen sucht, um sich vom möglicherweise ausreichenden Flaschenpfand eine Mahlzeit kaufen zu können.
Wer nimmt den Bettler wahr, der an irgendeinem Ort an der Seite auf dem Boden sitzt, vor sich einen Pappbecher stehen hat und zu müde ist, um mit leiser Stimme um eine Spende zu bitten.
Wer bemerkt die alte Frau, die an der Kasse umständlich die letzten Cent zusammenkramt, extra langsam macht, um eventuell mit einem anderen Menschen ins Gespräch zu kommen – und wenn es nur aus einem genervten Anraunzen besteht.

Aufgrund der hohen Emotionalität im Advent und an den Weihnachtstagen verschärft sich das Problem noch weiter. Wer einsam ist oder Hilfe braucht ist in diesen Tagen besonders einsam oder empfindet das fehlende Hilfsangebot als außerordentlich vernichtend.

Wenn ich unterwegs bin, achte ich nicht nur im Moment sehr auf den auf den alten Mann mit den ausgetretenen Schuhen oder die Frau mit den weißen Haaren oder den Bettler an der Straßenecke, schenke ihnen mindestens ein Lächeln, mitunter auch etwas Zeit für eine Unterhaltung und ab und zu auch ein bisschen Geld.

“Siehst du dort den alten Mann mit ausgetretenen Schuh’n
Schlurft er übers Pflaster und er sieht so müde aus?”

“Kennst du die alte Frau, die auf dem Marktplatz steht,
mit schneeweißem Haar, welke Blumen in der Hand?”

Nicht nur in der Adventszeit wünsche ich uns, dass wir ein wenig mehr auf unsere Umfeld achten und und Menschlichkeit zeigen.

Damit wünsche ich allen einen besinnlichen Advent!

INFOS

Liedtext und Liedvortrag Die Straßen unserer Stadt Lyrics

Hier die Hintergründe zu dem ursprünglich im Englischen unter dem Titel “Streets of London“” erschienene Lied.