Direkt zum Inhalt

Integration kann gelingen, wenn …

Posted in Köln, Nachdenkliches, Politik, Schule, and Standpunkt

Drei Voraussetzungen müssen zwingend erfüllt sein, soll Integration erfolgreich werden.

  • Die erste Voraussetzung ist, dass sich der Mensch, der nach Deutschland gekommen ist, integrieren will und diesen Prozess aktiv vorantreibt.
  • Die zweite Voraussetzung ist, dass er sich dort, wo er lebt, integrieren kann. Das ist nicht unbedingt immer der Fall.
  • Die dritte Voraussetzung ist die Sprache, die zur Verständigung beherrscht werden muss. Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, kann Integration nicht gelingen.
Ein älterer Integrationsversuch unterschiedlicher Bevölkerungsschichten in Köln. Klick um zu Tweeten

Ich erinnere mich an ein Projekt in Köln, in dem man versucht hat, verschiedene Bevölkerungsschichten zu mischen. Versuchsgebiet war damals Bocklemünd, das von der baulichen Planung Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und sozialen Wohnraum vorsah. Dieser Wohnraum wurde auch gebaut und angenommen.

Die Grenze war im “neuen” Bocklemünd der Ollenhauerring. Alt-Bocklemünd war davon nicht betroffen, sondern lag so im Randgebiet, dass sich wenige Berührungspunkte ergaben. Das Einkaufszentrum sollte dieses Mischen durch sein Angebot unterstützen.

Lange Rede, kurzer Sinn, das hat nicht funktioniert.

Der Ollenhauerring stellte sich als Grenzlinie dar, die nicht überschritten wurde. Die wenigen Berührungspunkte im Einkaufszentrum wurden nicht wahrgenommen. Vielmehr drängte sich der Eindruck auf, das einerseits mit einer gewissen Hochnäsigkeit, auf die von der anderen Seite des Ollenhauerrings geschaut würde. Andersherum mit neidischer Verachtung. Dieses Beispiel soll nur zeigen, wie schwer es ist, die Integration unter Landsleuten umzusetzen. Zumindest ist hier die Sprache gleich, das Aussehen in der Regel nicht fremd und auf irgendeine Weise fußt die Grundlage auf einer gemeinsamen Kultur.

Die ersten Gastarbeiter führten ein Leben unter sich. Klick um zu Tweeten

Als die ersten Gastarbeiter kamen, verwunderte es mich nicht, dass diese versuchten, nahe beieinander zu wohnen. Gleiche Sprache, gleiche Traditionen, gleiche Lebensweise. Was sie mit uns gemeinsam hatten, war, dass sie aus dem gleichen Kulturkreis stammten. Das änderte sich, als die Zahl der Gastarbeiter nicht ausreichte und Menschen aus ferneren Ländern, u.a. aus der Türkei, geholt wurden.

Das Aussehen dieser Menschen war anders, die Sprache klang mehr als fremd in unseren Ohren, der Kulturkreis ein anderer aus dem sie kamen und damit auch ihr Verhalten und ihre Bräuche.

Auch sie bevorzugten es, bei “Landsleuten” in der Nähe zu wohnen. So entstanden Viertel oder zumindest Teil-Viertel, in denen sich eine Parallelgesellschaft bildete. Gleiche Sprache, gleiches Aussehen (Kleidung), gleiches Verhalten, gleicher Kulturkreis.

Das brachte nicht nur Vorteile. Eine Integration war so nicht mehr möglich, die Menschen lebten unabhängig vom Gastland. Frauen, die im Supermarkt einkauften, konnten sich nicht verständigen, sondern mussten sich an den Bildern auf der Verpackung orientieren. Händler aus dem eigenen Land nahmen nach und nach die Versorgung der eigenen Landsleute in die Hand. Die Parallelgesellschaft verfestigte sich.

Schulische Bemühungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. #Integration Klick um zu Tweeten

Die Kinder dieser Menschen, die deutsche Schulen besuchen mussten, wurden in der Regel erst einmal in sogenannten Vorbereitungsklassen zusammengefasst. Das Ziel war, eine Grundkenntnis in deutscher Sprache zu vermitteln. Die Sprache untereinander war und blieb die eigene Muttersprache. Die Vermittlung der Sprachkenntnisse war aus meiner Sicht und nach meinen Erfahrungen nicht sonderlich erfolgreich. Viele dieser Kinder verließen die Schule nach Erfüllung der Schulpflicht mit rudimentären Sprachkenntnissen. Sprache ist allerdings die dritte Voraussetzung für das Gelingen der Integration.

Gettoisierung fast überall. Eine Parallelgesellschaft entsteht. Klick um zu Tweeten

Eine Art Gettoisierung setzte ein, die auch die Schule vor Ort in die Bredouille brachte. Damals gab es noch sogenannte Langformklassen, in die Kinder einer Nationalität zusammengefasst unterrichtet wurden, weil man dachte, dass das Lernen so homogener vonstattenging. Das ein Trugschluss.

Die Gettoisierung hatte außerdem zur Folge, dass die Mittelschicht aus dem Viertel verzogen ist und so diesen Vorgang unterstützen. Zuzug gab es zwar auch von Deutschen, allerdings von einer sozialen Schicht, die sich meist die Mietpreise in anderen Gegenden nicht leisten konnten. Ein sozialer Brennpunkt entsteht. Zündstoff, der Grundlage für Gewalt sein kann.
»Ich ficke Deine Mutter!«, ist stehender Spruch an vielen Grundschulen, auch Erwachsenen gegenüber. Dazu ein Ehrbegriff, der im Heimatland so auch nicht gelebt wird. Gewachsen aus einer Perspektivlosigkeit, die in der Tat kaum beendet werden kann. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Mangelnde Sprachkenntnisse, mangelnde Bildung, stellen diese Kinder auf die Verliererseite in unserem Land. Selbst Menschen, die sich bewusst, offen und aktiv um ihre Integration bemühen, scheitern häufig an ihrem Umfeld.

Dass hierbei die Gettoisierung eine große Rolle spielt, ist bekannt. Gehandelt wird leider anders. Diese Kinder gehören auf das Stadtgebiet verteilt, sodass sie mit deutschen Kindern Umgang haben und ein gegenseitiges voneinander Lernen beginnen kann. So sind wir in der Lage, Flüchtlingen in unserem Land eine Zukunft zu geben. Profiteure sind wir alle gemeinsam, wenn das klappt. Funktioniert es nicht, so bilden wir Parallgesellschaften mit dem entsprechenden Konfliktpotential.

#Integration bedarf unser aller #Anstrengung, #Offenheit und #Bereitschaft. Klick um zu Tweeten

Voraussetzung ist allerdings, dass wir Integration zulassen, unseren Mitbürgern offen begegnen und versuchen, Vorbehalte zurückzustellen. Dazu engagierte Lehrer in den Schulen, möglichst zwei in einer Klasse. Schulpsychologen an jede Schule, der mit den traumatisierten Kindern arbeiten kann. Sozialarbeiter, die für sonstige Hilfestellungen ansprechbar sind. Optimal wären aus meiner Sicht Ganztagsschulen, die eine andere Rhythmisierung von Lernen und Freizeit ermöglichen und durch die intensive Interaktion der Schüler untereinander Sprachkenntnisse vermitteln und festigen.

Hier ist meines Erachtens das investiert Geld gut angelegt.