Ich habe nie verstanden, warum sich viele Leute Jahr für Jahr im Urlaub auf den Weg machen, um diesen immer wieder am gleichen Ort zu verbringen. Man kennt alles, nichts Neues wird es geben und wenn, ist das Gesprächsstoff für die nächsten Wochen.
Mich hat es immer an neue Orte gezogen, die ich dann, den Radius immer weiter vergrößernd, nomadisierend für mich erkundet und erschlossen habe.
Kein am Strand abhängen über Tage oder gar den ganzen Urlaub, sondern neugierig und entdeckend unterwegs. Die Kamera immer dabei, obwohl ich wusste, dass ich die Bilder nie komplett sichten und sortieren werde.
Zu jedem Bild gibt es allerdings einen Eindruck, der sich beim Anblick wieder in mein Bewusstsein schleicht. Gefühle verbinde ich mit den meisten Bildern, die ebenso abrufbar sind. Meist weiß ich selbst noch die Stelle, an der ich das Foto gemacht habe.
Schöne Urlaube, die viel Erholung und bemerkenswerte Eindrücke vermittelten.
Doch dann war auf einmal alles anders. Ich weiß bis heute nicht, womit das zusammen hängt, kann es an nichts fundiert festmachen, fühle mich aber wie Zuhause, wie angekommen, wenn ich dort bin.
Alles ist vertraut. Alles ist bekannt. Veränderungen werden wahrgenommen und mit einem Gefühl belegt. Manches positiv, manches negativ. Wird aber immer zum Gesamtpaket und als dazugehörig akzeptiert. Langweilig ist es nie, obwohl es wenige Dinge gibt, die ich nicht kenne. Es gibt immer Neues im Alten zu entdecken, was die Verbindung in mir vertieft und festigt. So etwas stelle ich mir Heimat vor. Aber, wenn ich nach langer Zeit wieder in meine ursprüngliche Heimat komme, ist mir manches bekannt, aber ich verstehe es nicht mehr. Es ist mir fremd geworden, der Abstand nach einem halben Leben zu groß.
Anders, wenn wir uns auf in den Urlaub machen. Die Vorfreude ist riesig und auf die eine oder andere Weise erinnert mich das ein bisschen ans Warten aufs Christkind, wie ich es früher empfunden habe, als ich die Wahrheit noch nicht kannte, nicht wusste, dass meine Eltern für die Geschenke sorgten.
Ein ähnliches Gefühl, das sich in mir breitmacht und auch jetzt beim Schreiben so etwas wie Sehnsucht auslöst. Ach wäre ich doch dort und nicht hier. Ein Gedanke, der sich mir umgekehrt noch nie offenbart hat.
Besonders schwer ist der Abschied, der, rückt er immer näher, sich wie ein großer Berg aufbaut, den man kaum überwinden kann.
Dann, die Auffahrt auf den Sylt-Shuttle, das Losfahren, die letzten Blicke und ein schmerzliches Gefühl, das durch den Gedanken: »Ich komme wieder!«, gemildert und verdrängt wird.