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Wichtige Hilfe am 1. Weihnachtstag

Posted in Alltagsbegegnungen, Nachdenkliches, Standpunkt, and wasmirindensinnkommt

Am Nachmittag des 1. Weihnachtstages bemerkte ich einen leicht stechenden Schmerz in meinem linken Auge. Meine Frau sah sich das an, konnte allerdings nichts Ungewöhnliches feststellen. Ich hatte sie gebeten nachzuschauen, weil bei diesen Temperaturen schon einiges Getier unterwegs ist und sich beim Radfahren schnell mal dort festsetzt, wo man es ebenso wenig mag, wie die Insekten wohl auch. Das Verschlucken kann man vermeiden, indem man den Mund auf dem Rad einfach geschlossen hält.

Woran erkennt man den freundlichen Radfahrer?
An den Fliegen zwischen den Zähnen.

Da meine Frau nichts gesehen hatte, beunruhigte mich das auch nicht mehr sonderlich. Den ab und an auftretenden Schmerz ignorierte ich.

In der Nacht wurde es dann etwas schlimmer. Auf der linken Seite konnte ich nicht liegen, da das Kopfkissen irgendwie gegen das Auge drückte. Also drehte ich mich immer wieder schnell auf die rechte Seite. An erholsamen Schlaf war so nicht zu denken.

Beim Frühstück dann: “Schau mich mal an!”
Ich drehte den Kopf zu meiner Frau, die über Eck am Frühstückstisch saß.
“Dein linkes Auge ist ganz rot! Sieht nach einer Binderhautentzündung aus. Du musst zum Arzt, das ist hoch ansteckend!”
“Ach, was, wo soll ich eine Binderhautentzündung her haben?”
Da sie mich kennt, unterließ sie es, mich weiter zu drängen.

Allerdings bemerkte ich, dass ich bei Augenbewegungen Schmerzen hatte, die teilweise so unangenehm waren, dass sie mich leicht zusammenzucken ließen und ich lieber den Kopf drehte, als mit den Augen in die Richtung zu schauen.
Es dauerte allerdings nicht lange und ich war so beunruhigt, dass ich die Arztnotrufzentrale anrief und mir die Adresse und Telefonnummer eines Augenarztes geben ließ. Ins naheliegende Krankenhaus wollte ich auf keinen Fall die Ambulanz besuchen.

Bei allem, was am Kopf ist und was ich nicht sehen kann, habe ich panische Angst. So auch hier. Ein Horrorszenario spielte sich vor meinem inneren Auge ab und bei jedem neuen Gedanken, verschärfte sich das Befürchtete noch.
Mit einer Klammer wurde Unter- und Oberlid auseinandergehalten und der Arzt kam mit einem langen Gegenstand, der so kurz vor meinem Auge die Dimension eines Baumstammes hatte und als ebenso bedrohlich von mir empfunden wurde.
Mein Fluchtinstinkt war ausgelöst, noch bevor ich die Praxis überhaupt angerufen hatte.

Schließlich übernahm die Vernunft mein weiteres Handeln und ich rief bei dem Arzt an.
“Augenarztpraxis Busch”, meldete sich eine freundliche Stimme.
Ich schilderte kurz mein Problem und die Symptome und antwortete auf die Frage, ob ich in einer halben Stunde dort sein könne, mit ja.

Einerseits dankbar dafür, dass es so schnell ging und meinem Kopfkino wenig Zeit für neue Filmchen bot, andererseits natürlich mit schlotternden Knien, folgte ich meiner Tochter zum Auto, die sich bereit erklärt hatte, mich zu fahren.

Es war wenig Verkehr, sodass die Fahrt zum Habsburgerring 3 schnell vorüber war. Selbst das Parken des Fahrzeugs war kein Problem, denn Parkplätze gab es hier in großer Auswahl. Alleine vor der Praxis drei und gegenüber fünf. In den umliegenden Straßen ein ähnliches Bild.

Mit dem Fahrstuhl ging es dann in die 4. Etage. Die Formalitäten waren schnell erledigt und ich hatte mich kaum hingesetzt, durfte ich schon in Behandlungszimmer. Ein freundlicher Arzt bat mich, hinter dem Untersuchungsgerät Platz zu nehmen, und begann damit, mir ausgiebig ins Auge zu schauen.

“Sie haben eine Hornhautverletzung! Es kann sein, dass sich noch ein Stück Hornhaus ablöst. Wir müssen das behandeln. Ich gebe Ihnen zwei Salben mit. Eine ist ein Antibiotikum, die andere ist einfach nur ein Gleitmittel, das die Reibung bei Augenbewegungen vermindert. Im Wechsel müssen Sie die Salben heute stündlich jeweils ca. 5 mm davon in den Lidsack füllen. Morgen dann im zweistündigen Wechsel, übermorgen im dreistündigen und danach im vierstündigen. Sollten die Schmerzen stärker werden, beginnen Sie wieder mit der stündlichen Variante.”
Wieder Zuhause angekommen, bin ich gleich in die Notdienst-Apotheke, um mir die Salben zu holen.

Nun ist der zweite Tag fast vergangen, die Röte in meinem Auge nur noch mädchenhaft rosa und Schmerzen habe ich auch keine mehr. Mittwoch geht es zur Kontrolle zu Augenarzt Busch und ich hoffe, dass die Sache dann erledigt ist. Bis heute weiß ich nicht, wie ich mich dort verletzt habe. Vielleicht habe ich mir während der Fahrt ein Insekt aus dem Auge gewischt und die Verletzung oder den Schmerz, falls es einen gab, nicht wahrgenommen.

Was ich wieder einmal ausgesprochen dankbar zu Kenntnis genommen habe, ist die Versorgung, die wir hier in Deutschland haben.
Wer ärztliche Hilfe benötigt, dem wird geholfen.
Wer anschließend ein Medikament braucht, kann es in der Apotheke holen.
Das ist ein Stück Sicherheit und Lebensqualität, die man im “normalen” Alltag gar nicht wahrnimmt. In einem solchen Fall aber von mir mit umso größerer Dankbarkeit wahrgenommen wird.

Der Vollständigkeit halber:
Augenarztpraxis Norbert Busch
Habsburgerring 3 50674 Köln, Nähe Rudolfplatz
0221 235262