Jeder kennt es aus eigener Erfahrung und hat (hoffentlich) in seinem Leben diese Erfahrung schon oft wiederholen dürfen. Dabei ist es vollkommen egal, ob das zu erwerbende Wissen beruflicher oder privater Natur ist.Immer wird der ganze Ehrgeiz hingelegt, um die Lösung dieses Problem zu erlangen. Mitunter wird die Familie mit einbezogen oder sogar der Freundes- und Bekanntenkreis aktiviert, um durch die Vielzahl der unterschiedlichen Professionen der Lösung ein Stückchen näher zu kommen oder dieses komplett zu lösen.
Vielleicht ein kleines Beispiel, damit besser zu verstehen ist, was ich meine:
In einer altersgemischten Klasse habe ich im Mathematikunterricht folgendes Problem an die Kinder gegeben:
Auf der Autobahn sind 80 km Stau.
Es hätten auch zehn, fünfzehn, dreißig oder einen sonstige Angabe über die Länge des Staus sein können. Für die Lösung des Problems ist das nebensächlich.
Fragen wie: Wie viele Spuren hat die Autobahn? Wie viele PKW und wie viele LKW fahren auf der Autobahn? habe ich mit einem Schulterzucken und mit dem Hinweis beantwortet: Ich weiß es nicht, es ist Deine Autobahn!
Es bildeten sich mehrere Gruppen.
Eine Gruppe musste zum Beispiel ermitteln, wie lang ein PKW ist.
Eine andere Gruppe stand vor dem Problem, die Länge eines LKWs festzustellen.
So hatten sich die Gruppen meist eigene Teilbereiche gewählt, die sie bearbeiten wollten und deren Teilergebnisse Grundlage für die Lösung sein sollten.
Das Problem mit den LKW, die im Stau stehen, wurde elegant umgangen, indem die Gruppe festlegten, dass der Stau an einem Sonntag war, somit ein LKW-Fahrverbot bestand und die paar LKW, die trotzdem auf der Autobahn unterwegs waren, vernachlässigt werden könnten. Für die Länge eines PKW wurde ein Mittel aus zehn Fahrzeugen errechnet, die auf der Straße parkten und willkürlich ausgesucht worden waren.
Nachdem sie so die Teilergebnisse zusammengetragen und ein Sonntagsfahrverbot beschlossen hatten, rechneten sie das Ergebnis aus und präsentiertes es. Auf die Nachfrage, wie groß der Abstand zwischen den PKW sei, die Stau stünden, mussten sie eingestehen, dass sie diesen vergessen hatten. Pragmatisch wurde jedes Fahrzeug um 50 cm verlängert und die Zahl der Fahrzeuge erneut errechnet.
Das Problem wurde gelöst – mit viel Spaß und Kreativität gelöst. Gelernt haben die Kinder nebenbei:
- wie man den Durchschnitt errechnet.
- mit Meter und Kilometer rechnet.
- wie man Faktoren, die nicht zwingend für die Lösung des Problems erforderlich sind, zu erkennen und auszuschließen.
- wie sich verschiedene Gruppen ergänzen und so aus Teillösungen eine Teamlösung entsteht.
- wie eine Problemlösung erreicht wird, obwohl dies zu Beginn niemand an eine Lösung geglaubt hat.
- mit welchem Spaß man in der Schule etwas machen kann.
Nicht gelernt, weil nicht mitbekommen, haben sie allerdings, dass sie eine Menge gelernt haben. Was ziemlich sicher ist, ist auch, dass sie auch bei anderen Problemstellungen nach eine Problemlösungsstrategie suchen werden.
Grundlage ist ein konstruktivistischer Ansatz, der nicht nur die Lernfreude erhält, sondern gleichzeitig Kompetenzen vermittelt und Selbstvertrauen gibt.
Paul Watzlawick, der durch sein Buch: „Anleitung zum Unglücklichsein“ bekannt wurde, erklärt in einem Vortrag Konstruktivismus unter dem Thema: Wenn die Lösung das Problem ist.
[werner.stangl]s arbeitsblätter Die konstruktivistischen Lerntheorien