Der Heilige Abend ist vorbei, das Geschenkpapier liegt zerrissen und unbeachtet irgendwo in der Ecke. Längst haben die Beschenkten ihre Beute inspiziert und begutachtet.
Das Handy für den Erstklässler, damit er immer für Mama und Papa erreichbar ist. Vielleicht ist sogar eine Ortungssoftware installiert, damit die Eltern jederzeit wissen, wo sich ihr Sprössling gerade aufhält – die NSA für den Privatgebrauch! Es ist wichtig, dass sich der Nachwuchs beizeiten daran gewöhnt, dass er keine Privatsphäre hat.
Dazu die Spielekonsole, so kommt der Junior gar nicht auf die Idee, die Wohnung zu verlassen. Spielen kann er zu Hause. Der Flachbildschirm, der im Kinderzimmer an der Wand hängt, sorgt für Abwechselung und verschafft den Eltern die benötigte Ruhe, wenn sie von ihrem stressigen Job genervt endlich die Füße hochlegen können.
Das iPad, das selbstverständlich schon fast zur Grundausstattung in deutschen Kinderzimmern gehört, schafft die Möglichkeit zu lernen und sich das Wichtigste schnell von Wikipedia zu kopieren, um die geforderten Aufgaben vorweisen und schnell wieder dem Vergnügen nachgehen zu können.
Eine Horrorvision, werden sie vermutlich sagen. Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Sicherlich habe ich hier in meiner Schilderung maßlos überzogen – hoffe ich auf jeden Fall, aber was trifft auf Ihr Kind bei dieser Charakterisierung zu?
Hat ihr Grundschulkind einen Fernseher – es muss kein Flachbildschirm sein – in seinem Zimmer zur Verfügung? Verfügt es über eine Spielekonsole und freien unkontrollierten Zugang zu Internet? Ist ein Handy oder Smartphone sein ständiger Begleiter?
Wenn Sie nur einen Aspekt bestätigen, sollten Sie sich fragen, wie es um die Medienkompetenz Ihres Kindes bestellt ist. Ist es in der Lage die zur Nutzung stehenden Medien – dazugehört auch Stift, Papier, Buch usw. – angemessen zu nutzen. Möglicherweise sogar als Werkzeug einzusetzen, um sich zum Beispiel Lernfelder zu erschließen oder Problemlösungen zu übertragen?
Sind die Geräte auch einmal ausgeschaltet und spielt Ihr Kind draußen. Unbeobachtet und mit Freunden? Besteht ein Netzwerk an sozialen Beziehungen? Damit ist sicherlich nicht Facebook gemeint, denn diese Kontakte sind virtuell und nicht unbedingt sozial. Kennt Ihr Kind die Gefahren, die ihm im Internet begegnen können, und weiß es, wie es sich weitestgehend davor schützen kann?
Es gibt viel zu tun, in unserer medialen Welt, in der noch niemand absehen kann, wohin die Reise gehen wird. Lassen Sie ihr Kind nicht alleine in dieser Welt.