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Nun gibt es ihn auch, den Walking Bus (gehender Bus) in Rodenkirchen. Unterstützt wird dieses Projekt, dem ich schon öfter mal begegnet bin , vom Polizeipräsidenten Matthies, der inzwischen leider als Staatssekretär in die Landesregierung gewechselt ist.
Um dem morgendlichen Chaos vor den Schulen durch die Eltern-Taxis zu entgehen, entwickelt sich meines Erachtens manch schnelle Aktion, die man im Nachhinein doch noch einmal überdenken und auf ihre Tauglichkeit überprüfen sollte.
Der Walking Bus startet auf dem Maternusplatz in Rodenkirchen vor dem Geschäft des Ehemannes der Schulpflegschaftsvorsitzenden, Frau Behrend. Nichts gegen Product-Placement, das sind wir vom Fernsehen gewöhnt und auch hier finde ich es nicht schlimm.
Vier „Stationen“ bewegt sich diese Kolonne, bis sie an der Schule angekommen ist. Wissen muss man, dass der Schulweg an allen Kreuzungen, die die Kinder überqueren müssen, beampelt ist.
Nun startet die Gruppe, wie heute üblich mit Warnwesten ausgestattet, von einem »Leithammel« geführt und einem »Hütehund« begleitet den Schulweg, wie eine Kuhherde beim Almauf- oder -abtrieb.
Unterwegs gliedern sich andere Kinder in die Herde ein, um so sicher zur Schule geleitet zu werden. Und natürlich, um das Verkehrschaos vor der Schule durch die Elternautos zu unterbinden.
Auf den ersten Blick eine gute Idee?
Ich denke nicht. Statt die Kinder zu befähigen und zu stärken ihren Schulweg alleine zu bewältigen, was auf dieser Strecke durchaus möglich ist, werden sie behütet zur Schule gebracht. Dass was man Helikopter-Eltern vorwirft, wird hier gefestigt.
Es gehörte mal zur Schulfähigkeit eines Kindes, dass es auch den Schulweg nach ein wenig Üben alleine bewältigen kann.
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Statt also die Kinder zu stärken, werden sie hier überbehütet und durch die Warnwesten weit sichtbar für Autofahrer an den Verkehr angepasst.
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Richtig wäre, den Verkehr an die Kinder anzupassen, denn motorisierte Fahrzeuglenker sind verantwortlich dafür, dass den Kindern auf dem Schulweg nichts passiert. Nicht die Kinder sind dafür verantwortlich, dass ihnen auf dem Schulweg kein Schaden durch den motorisierten Verkehr zugefügt wird.
Dass in so einer geordnet gehende Gruppe Freundschaften geschlossen werden und man sich kennenlernen kann, glaube ich nicht wirklich. Die Begleiter werden ein Interesse daran haben, dass nicht zu viel Bewegung in die Gruppe kommt, weil sie dann schwerer zu kontrollieren ist. Positionswechsel innerhalb der Gruppe auf schmalen Bürgersteigen ist eine Gefahrenquelle, die durch spontane Nutzung der Fahrbahn beim Positionswechsel durchaus auftreten kann.
Kinder verabreden sich schon in der Schule, wollen sie den Schulweg gemeinsam gehen, wenn dies möglich ist. Die Kontakte werden in der Schule, auf dem Schulhof geknüpft oder bei anderen gemeinsamen Aktionen, die nicht so eng geführt werden. Im Schullandheim, bei Ausflügen oder Klassen-/Schulfesten.
Ich will hier nicht verschweigen, dass es auch nicht ganz ungefährlich in Rodenkirchen auf dem Bürgersteig ist. Verkehrstechnisch herrscht hier Anarchie. Insbesondere durch Erwachsene, die mit dem Rad auf dem Bürgersteig fahren.
Trotzdem ist der Schulweg auch für Kinder des 1. Schuljahres durchaus zu bewältigen, ohne dass sie eine solche Hilfe benötigen.
Eltern sollten ihren Kindern vertrauen und sie in ihrem Tun stärken. Share on X Das wirkt sich nicht nur auf den Schulweg aus, sondern auf die gesamte Schullaufbahn. Nur wer seine Stärken kennt, bekommt Selbstvertrauen.
Die Kölner Polizei hat vielen Schülern den toten Winkel gezeigt. Dazu wurde ein Lkw positioniert und eine große orange Folie neben ihn gelegt, die den toten Winkel markieren sollte. Auch das ist eine Anpassung der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer an den Verkehr und nicht umgekehrt. Es wird eine moralische Mitverantwortung an die möglichen Opfer abgegeben, die diese nicht haben. Inzwischen hat die Hamburger Polizei gezeigt, dass bei richtiger Spiegeleinstellung kein toter Winkel vorhanden ist. Trotzdem findet man auf vielen Bussen und Lkws den Tote-Winkel-Aufkleber.
Ein Schulweg kann Spaß machen! Gerade weil man sich dort mit anderen Kindern treffen kann. Auch einmal vollkommen unbeobachtet von der sonst so überwachten Welt unserer Kinder zu agieren.
Diese Möglichkeit wird ihnen hier genommen. Nicht, weil es nötig ist, sondern weil bei Eltern eine unbestimmte Angst vorherrscht, es könnte etwas passieren. Statt der eigenen Ängste Herr zu werden, ist es einfacher, mit ein wenig geteiltem Aufwand die Kinder auch hier zu kontrollieren. Statt den Verkehr an die Kinder anzupassen, werden die Kinder angepasst. Welche verkehrte Welt!
Ich wohne in einer verkehrsberuhigten Straße, in der laut Verkehrszeichen maximal Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist. Obwohl die Straße meist nur von Anwohnern benutzt wird, wird diese Geschwindigkeit nicht annähernd eingehalten.
Mit dem Gefühl größtmöglicher Sicherheit in einem Auto mit vielen Fahrassistenten sitzend, dass so gegen die Außenwelt abgeschottet ist, dass man nur noch wenig von ihr wahrnimmt, ist es schwierig, die eigene Geschwindigkeit zu kontrollieren.
Oder liegt es daran, das Autofahrer sich als Herren der Straße fühlen und in einem falschen Freiheitsgefühl die geltenden Verkehrsregeln missachten?