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„Stell Dir vor,…

Posted in Köln, Nachdenkliches, Politik, Standpunkt, and wasmirindensinnkommt

… es ist Wahl und niemand geht hin.“

Ein möglicher Sponti-Spruch, den man  so oder ähnlich in den 60er und 70er Jahren hätte hören können, wenn eine Wahl angestanden hätte.

Stell Dir vor, es ist Wahl und niemand geht hin.“ trifft ziemlich genau meine augenblickliche Unentschlossenheit, wenn ich an die kommende Kommunalwahl oder auch an die kommende Bundestagswahl denke.

Die aussichtsreichsten Kandidaten in Köln
Hier, in Köln,  stehen als aussichtsreiche Kandidaten Herr Roters und Herr Kurth zur Wahl – Letzterer aber schon ziemlich abgeschlagen, wenn man den Medien und den darin veröffentlichten Umfragen glauben kann.

Roters war mal Regierungspräsident und Polizeipräsident und hätte wohl gegen den augenblicklichen Oberbürgermeister Fritz Schramma kaum eine Chance gehabt, wenn dieser für eine weitere Kandidatur zur Verfügung gestanden hätte..

Fritz Schramma ist aufgrund des öffentlichen Drucks nach seinem Management rund um den Archiveinsturz zu der Entscheidung gekommen, dass er keine weitere Amtszeit mehr möchte.

Kurth kam aus Berlin nach Köln, nachdem die Kölner CDU wochenlang nach einem Kandidaten suchte, der statt Schramma für die Oberbürgermeisterwahl zur Verfügung steht.

Herr Roters
Wenn ich nun durch Köln gehe oder fahre, so grinst mich von jeder Ecke Herr Roters an und ich bin eigentlich geneigt, ihn deshalb schon nicht zu wählen: Roters habe ich genug gesehen.

Politisch überzeugend stellt er sich auf diesen Plakaten – wie alle anderen Kandidaten auch – nicht dar.
Sprüche wie: „Verantwortung für Köln“ vollende ich dann manchmal in Gedanken:

  • Verantwortung für Köln ablehnen.
  • Verantwortung für Köln übernehmen.
  • Verantwortung für Köln abgeben.
  • Verantwortung für Köln ignorieren.
  • und so weiter, und so weiter

Auch die Thesen, mit denen er in verschiedenen Medien zitiert wird, überzeugen mich nicht wirklich, sondern scheinen mehr an der augenblicklich in Köln als vorherrschend eingestufte Meinung ausgerichtet zu sein.

Anderes erwartet man aber auch nicht bei Wahlwerbung – oder?

Jeder Kandidat versucht sich so darzustellen, dass er sich selbst ins beste Licht rückt – was ich auch durchaus für legitim halte.
Die Aussagen der Politiker vor der Wahl haben in der Regel nichts mit den Aussagen der Politiker nach der Wahl zu tun, das ist hinlänglich bekannt.

Wahlplakat Kommunalwahl 2009
Wahlplakat Kommunalwahl 2009

Herr Kurth
Kurth ist nicht so häufig auf Wahlplakaten zu sehen. Hinzu kommt, dass er meines Erachtens schlecht beraten war, denn die schwarz-weiß Plakate, in denen er mit verschränkten Armen an einer Wand zu stehen scheint, machen auf mich eher einen arroganten Eindruck.
Auf einem Plakat ist ein hineinmontierter Dom zu sehen, der plötzlich mit dem Altar nicht mehr nach Osten ausgerichtet ist und die Türme, die korrektweise bei Ansicht von Süden hintereinander zu sehen wären, sind hier nebeneinander zu sehen. Eine Sichtachse Kranhäuser und Don gibt es auch nicht.
Hier denke ich, hat man versucht, Tradition und Modernes als Symbol für Köln in einem Bild symbolisieren. Schlecht gemacht, zeugt es nicht unbedingt von Sorgfalt und vermittelt dadurch schon gar kein Vertrauen.

Die neuen Plakate, in denen Kurth in Farbe zu sehen ist, vermitteln einen besseren Eindruck.

Aber er hat, nachdem er nun trotz großer finanzieller Einbußen seine Ämter in Berlin aufgegeben und ohne Netz und doppelten Boden sich hier der Oberbürgermeisterwahl gestellt hat, nicht wirklich überzeugend die Gründe hierfür darlegen können. Das ist zumindest meine subjektive Meinung.

Was tun?
Wenn ich nun ganz ehrlich bin, traue ich es Herr Kurth von allen Kandidaten eher zu, hier in Köln einerseits den Klüngel zu beenden, und andererseits Köln so zu positionieren, dass sich die Stadt zwar als eine lebensfrohe Stadt darstellt, aber nicht als eine Stadt, in der nur noch über Feten, Partys, Bierbikes und ähnliche Vergnügungsveranstaltungen berichtet wird.
Kuth kommt nicht aus Köln und war – so sieht es jedenfalls aus – bisher in keine der Kölner Klüngelstrukturen eingebunden.

Da ich wohl keinem der Kandidaten meine Stimme geben werde, werde ich zwar zur Wahl gehen und meinen Missmut mit der Ungültigmachung des Stimmzettels zum Ausdruck bringen.
Es wird niemanden interessieren, denn es hat keine Auswirkungen. Jeder der Kandidaten wird nach der Wahl wieder ausführlich und wortreich, aber ebenso nichtssagend, begründen, warum er der eigentliche Wahlsieger ist.

Änderung des Wahlrechts
Wünschen würde ich mir allerdings eine Änderung des Wahlrechts.
Ein Wahlrecht, indem auch Stimmen von Menschen eine Gewichtung haben, die entweder gar nicht erst zur Wahl gegangen sind oder ihren Wahlschein bewusst entwertet haben.

Vorstellen könnte ich mir, dass die Anzahl der zu verteilenden Sitze abhängig von der Anzahl der abgegebenen Stimmen ist.

Gehen also nur 50% zur Wahl, so würden auch nur 50% der sich zur Wahl stellenden Politiker einen Platz im Parlament haben.

Dies hätte zu Folge, dass sich die Politik wirklich um die Wähler bemühen müsste und nicht vollkommen entschwebt über deren Köpfe hinweg „regiert“ und in Zeiten der Wahl die Stadt und die Briefkästen mit Werbemüll regelrecht zumüllt.

All diese Überelgungen ändern nichts daran, dass ich immer noch denke:

„Stell Dir vor, es ist Wahl und niemand geht hin.“