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Ich mag ihn sehr, diesen kleinen Vogel, dem man nie ein Oh! Ah! Oder Schau mal da! hinterherrufen würde, weil es ihn so häufig gibt, dass er überall gegenwärtig ist. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass er ein Kulturfolger ist, also die Nähe des Menschen sucht und zum großen Teil von seinen Abfällen lebt.
Steckbrief
Haussperling (Passer domesticus)
Familie: Sperlinge (Passeridae)
Unterordnung: Singvögel (Passeres)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Klasse: Vögel (Aves)
Aussehen
Wie so häufig im Tierreich, ist das Männchen auffälliger als das Weibchen. Sein kontrastreich gefärbtes Federkleid. Man erkennt sie sehr gut an ihrem grauen, kastanienbraun eingefassten Scheitel und zusätzlich an ihrem großen, schwarzen Kehlansatz.
Das Weibchen ist unauffällig. Es hat keine kontrastreichen Merkmale, sonder ist eigentlich überwiegend graubraun. Auch die Jungvögel sehen wie das Weibchen aus, haben aber gelbe Schnabelwülste. Erst wenn die Jungvögel erwachsen sind, kann man sie an ihrem Federkleid unterscheiden.
Verbreitung
Der Sperling lebt überall in Europa – mit einer Ausnahme: Sardinien wurde bisher von Ihnen noch nicht erobert und besiedelt.
Man weiß gar nicht genau, wo der Spatz ursprünglich beheimatet war, wo er also herkommt. Man vermutet, dass er in Westasien gelebt hat. Dort meist in Baumsavannen oder in den dortigen Halbwüsten.
Seit ein paar Jahrzehnten beobachtet man in manchen Gebieten Veränderungen in der Häufigkeit des Vorkommens von Spatzen.
Man vermutet, dass ihm Nistmöglichkeiten in Neubaugebieten fehlen oder aber auch, dass die intensive landwirtschaftliche Nutzung mancher Gebiete ebenfalls Nistmöglichkeiten zerstört.
Das ist ein Problem, wenn ein Tier ein Kulturfolger ist und sich Stadt und Dorf verändern und ihm so die Möglichkeiten der Aufzucht durch fehlende Nistmöglichkeiten genommen werden.
Meist entfernt sich der Spatz nicht mehr als zehn Kilometer von seiner Aufzuchtstätte.
Nahrung
Spatzen fressen Getreidesamen, Samen von Gräsern, Beeren, Knospen und Abfälle. Sie fressen aber auch Insekten aller Art. Im Winter kann man beobachten, dass Spatzen andere Vögel aus den aufgestellten Futterstellen verjagen.
Verhalten
Spatzen sind gesellig. Das kann man leicht beobachten, denn man trifft sie in der Regel nicht alleine an. Sie sind tagsüber aktiv und ziehen sich nachts zum Schlafen in dichte Hecken und Büsche zurück. Aber auch der Efeu an der Hauswand bietet dem Sperling eine gute Schlafmöglichkeit.
Obwohl der Sperling sehr sozial ist und sich gerne in größeren Schwärmen zeigt, gemeinsam auf Nahrungssuche geht und auch ein gemeinsames Staubbad mit anderen Spatzen bevorzugt, so verteidigt er doch seine individuellen Plätze. Interessant ist, dass das Nest in der Regel vom Männchen verteidigt wird.
Fortpflanzung
Da Sperlinge nicht so lange leben, man vermutet, dass sie nicht viel älter als zwölf Jahre alt werden, sind sie schon nach einem Jahr geschlechtsreif und können einen Familie gründen.
Wenn sie ein Weibchen gefunden haben, so sind sie ihm ebenso treu wie dem Nistplatz, den sie ausgesucht haben.
Als Neststandorte suchen sie meist Höhlen in Gebäuden, unter Dächern, in Felswänden, in alten Spechthöhlen und natürlich auch in vom Menschen zur Verfügung gestellten Nistkästen.
Man hat sie aber auch schon als Untermieter in Storchennestern gefunden und der Krach der Straße oder das Licht einer Laterne machen ihnen nichts aus.
Sie legen meist 4 – 5 bläulich weiße Eier in ihr Nest aus Stroh, Gras oder was sie sonst finden und sich zum Nestbau verwenden lässt. In diesen Nestern schlafen sie auch.
Mit dem Eierlegen beginnen sie meist Mitte März und legen bis zu vier Mal im Jahr Eier.
Sprichwort
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Redensart
Man sollte nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.
Die Geschichte vom Ulmer Spatz
Anno dazumal vor vielen Jahren
Ist den Ulmern folgendes widerfahren:
Zu allerlei Bauten in der Stadt
Man Rüst- und Bauholz nötig hat’,
Doch wollt es den Leuten nicht gelingen
Die Balken durchs Tor hereinzubringen,
Und doch war reiflich die Sach’ überlegt
Das Holz in die Quer’ auf den Wagen gelegt;
Das Tor war zu eng, die Balken zu lang,
Dem Stadtbaumeister ward angst und bang.
Viel gab es hin und her zu sprechen:
Und ungeheures Kopfzerbrechen,
Ja, selbst der hohe Magistrat
Wusste für diesen Fall nicht Rat,
Er mochte in alle Bücher sehen,
Der Casus war nirgends vorgesehen,
Der Bürgermeister selbst sogar
Hier ausnahmsweise ratlos war.
Ihm, der doch alles am besten weiß,
Machte die Sache entsetzlich heiß.
Und stündlich wuchs die Verlegenheit,
Da – begab sich eine Begebenheit
Von den klügsten einer ein Spätzlein schauet,
Das oben am Turm sein Nestlein bauet,
Und einen Halm, der sich in die Quer’
Gelegt hat vor sein Nestchen her,
Mit dem Schnäblein – und das war nicht dumm
An der Spitze wendet zum Nest herum,
„Das könnte man“, ruft der Mann mit Lachen,
„Mit dem Balken am Tore ja auch so machen!“.
Man probierts und es ging. – Den guten Gedanken
Hatten die Ulmer dem Spätzlein zu danken:
Sie stünden wohl heute noch an dem Tor
Mit dem balkenbeladenen Wagen davor,
Oder hätten, ohne des Spätzleins Wissen,
Gar den Turm auf den Abbruch verkaufen müssen.
Zum Danke dem Spatzen ist heut noch zu schauen
Hoch am Münster sein Bild in Stein gehauen:
Auch seitdem beim echten Ulmerkind
Die Lieblingsspeise „Spätzle“ sind.
Carl Hertzog, 1842
Der eitle Spatz und der Wurm
Ein hungriger Spatz flog über eine Wiese und suchte Futter. Plötzlich entdeckte er einen fetten Wurm. Er stieß hinunter, schnappte sich die Beute und war schnell wieder in der Luft.
Der Wurm erholte sich nur langsam von seinem Schreck und flehte dann: „Lass mich doch wieder los, ich habe drei Kinder, die ich versorgen muss!“
Der Vogel blieb stumm, er antwortete nicht.
Wieder versuchte es der Wurm: „Ich habe einen Vetter, der ist viel länger als ich, da ist mehr dran!“
Der Spatz reagierte nicht und flog weiter.
Da ergriff der listige Wurm seine letzte Chance. Er schmeichelte dem Spatz: „Weißt du eigentlich, wie schön
du bist?“
Der eitle Spatz öffnete den Schnabel, um dies zu bejahen.
Schwupp – und der Wurm flog durch die Luft, fiel sanft auf die grüne Wiese und verschwand blitzschnell im Boden.
Der Samurai und der Spatz
Es war einmal ein berühmter Samurai, der über all die Jahre für seinen Herren schon viele Kämpfe in unzähligen Kriegen gewonnen hatte. Aber es kam der Tag, an dem er erstmals einen Kampf verlor.
Gedemütigt und voller Zorn gegen sich selbst und gegen den Rest der Welt, wollte er seinem nun scheinbar unwürdigen Leben ein Ende bereiten. Er ritt die staubige Landstraße entlang und dachte darüber nach, wie er sich am grausamsten und auffälligsten umbringen könnte.
Plötzlich sah er vor sich auf dem Weg etwas liegen. Er hielt an und erkannte, dass es ein kleiner Spatz war. Dieser lag auf dem Rücken und streckte seine winzigen Füßchen zum Himmel.
Der Samurai, der wegen des Vogels aus seinen Gedanken gerissen worden war, schrie den Spatz an: „Geh mir aus dem Weg, du nichtsnutziges Federvieh!“
Der Spatz aber antwortete: „Nein, lieber Samurai, das werde ich nicht tun. Ich habe eine große Aufgabe zu verrichten.“
Der Samurai war ganz überrascht und erstaunt über die selbstbewusste Antwort des Vogels. Er stieg von seinem Pferd, beugte sich zu dem Spatz hinunter und fragte: „Verrat mir, was so wichtig ist, dass du mir den Weg nicht freimachen willst?“
„Oh“, sagte der Spatz, „man hat mir gesagt, dass heute der Himmel auf die Erde fallen wird. Und deshalb liege ich nun hier. Ich werde ihn mit meinen Füßen auffangen.“
Als dies der Samurai hörte, fing er an zu lachen. Er konnte sich kaum beruhigen, so sehr schüttelte es ihn. Prustend rief er: „Was? Du kleines Federknäuelchen willst mit deinen dürren Beinchen den Himmel auffangen?“
Der kleine Spatz erwiderte sehr ruhig und ernst: „Tja, man tut, was man kann!“
– Verfasser unbekannt –
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Der Ulmer Spatz