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Schule wird mit immer mehr Forderungen konfrontiert-überfordert.

Posted in Bildung, Inklusion, Lernen, Nachdenkliches, Politik, Schule, Schulentwicklung, and Standpunkt

Immer mehr Leistungen werden von Schule gefordert. Share on X
  • Flexible Schuleingangsphase.
  • Inklusion.
  • Individuelle Förderung.
  • Schwimmen.
  • Täglicher Sport in der Grundschule.
  • Schreibschrift.
  • Neue Medien.
  • Benehmen.
  • Lebenslanges Lernen.
  • Selbstständiges Lernen.
  • Umfangreiche und intensive Verwaltungsarbeiten, z.B. Dokumentation über die Lernfortschritte einzelner Schüler.
  • Klassen-, Stufen, Teil- und Gesamtkonferenzen.
  • Elterngespräche.

   Und vieles mehr sind die Anforderungen oder Forderungen, die in letzter Zeit an Schule gestellt werden. Die neueste Forderung ist das Vermitteln des sicheren Radfahrens in der Schule.

   Nein, nicht falsch verstehen, ich finde diese Dinge alle wichtig, naja, fast alle, verwaltungstechnisch gibt es sicherlich viel Luft zur Entlastung. Zum Beispiel durch den Wegfall der Pausenaufsicht, die meines Erachtens nicht zwingend von Lehrern gemacht werden muss.

   Die Forderungen werden in der Regel von außen an die Schule herangetragen. Häufig, wenn aktuelle gesellschaftliche Themen in den Medien aufgegriffen werden und sich daraus eine Forderung an Schule ableiten lässt.

  Jüngste Forderung sind der tägliche Schulsport und sicheres Fahrradfahren. Share on X

   Hintergrund der Forderung nach mehr Schulsport ist die adipöse Entwicklung, die weder bei Kindern noch bei Erwachsenen zu übersehen ist. Sicherlich ist es in diesem Bereich hilfreich, wenn durch qualifizierten Schulsport einer „Überfettung“ entgegengewirkt und die Lust an Bewegung geweckt wird. Schaut man allerdings genau hin, so findet man wenige ausgebildete Sportlehrer an Grundschulen.
Sportunterricht heißt deshalb in vielen Fällen, wird er nicht von einem Sportlehrer ausgeführt, Völker- oder Brennball oder ähnliche Spiele. Das ist zwar Bewegung, aber ist es das, was ein qualifizierter Sportunterricht leisten kann und leisten muss? Sicherlich nicht. Die Forderung nach täglich einer Stunde Sport in der Schule unterstütze ich, denn Bewegung und Sport sind auch fürs Lernen wichtig, fordere aber auch gleichzeitig die Einstellung einer entsprechend großen Zahl von Sportlehrern!

   Fachliche Voraussetzungen, um das Fach Sport unterrichten zu dürfen werden hier aufgeführt:
http://www.schulsport-nrw.de/sicherheits-und-gesundheitsfoerderung/neu-erlass-sicherheitsfoerderung-im-schulsport/faq/fachliche-voraussetzungen.html

   Vergleichen Sie die Anforderungen mit der Umsetzung an der Schule Ihrer Kinder.

   Dass ich eine besondere Affinität zum Radfahren habe, sollte bekannt sein. Deshalb unterstütze ich auch ohne Wenn und Aber die Forderung, dass sicheres Radfahren in der Schule verankert wird. Was in der Grundschule möglich ist, zeigt mein Bericht aus Oktober 2012, den ich nach einer Klassenfahrt mit dem Rad geschrieben habe: Die etwas andere Klassenfahrt.

Was bleibt auf der Strecke bei immer neuen Forderungen an Schule? Share on X

   Sicherlich ist ein Radfahrtraining auch in den Tagesablauf einer Grundschule integrierbar. Die Frage, die sich stellt ist: Was muss für dieses Training oder für die tägliche Stunde Sport an mancherlei Stelle an Unterricht ausfallen? Ich sehe wenige Möglichkeiten, schaue ich die Stundentafel des zu erteilenden Unterrichts der Grundschule an.

Stundentafel
Stundentafel

Quelle: Ausbildungsordnung Grundschule mit Stundentafel des zu erteilenden Unterrichts nach Fach und Klassenstufe

Schulentwicklung ohne Unterstützung und mehr Personal geht nicht. Share on X

   Auch hier zeichnet sich ab, dass zusätzliches Personal vonnöten ist. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist auch ein Fahrradtraining durch eine ausreichende Anzahl an Sportlehrern an jeder Grundschule realisierbar.

Die Gesellschaft verändert sich. Schule muss dem Rechnung tragen. Share on X

   Wenn ich mich recht an meine Jugend erinnere, so war dies zu Beginn der 60iger Jahre kein Thema: Schwimmen musste meist nicht mehr in der Schule gelernt werden. Radfahren konnte auch jeder. Gelernt habe ich es noch als 7- oder 8-Jähriger auf einem 28iger Herrenrad. Etwas schräg zwar, weil Rad fahren nur im Stehen möglich war und die Stange ein ständiges Hindernis darstellte, aber ich konnte es – auf jedem Rad, das mir angeboten wurde.

   Benehmen und Respekt waren selbstverständlich und es wäre niemand in dieser Zeit auf die Idee gekommen, dieses als Schulfach zu fordern.

   Schwimmen beherrschten die meisten Kinder ebenfalls. Nicht unbedingt, weil es durch die Eltern beigebracht worden ist. Aber alle Kinder meiner Klasse hatten im Sommer eine Jahreskarte fürs Freibad. Dort haben wir uns aufgehalten und das Schwimmen durch Ausprobieren und gegenseitige Hilfe und Ansporn gelernt.

Wer schulische Leistungen will, muss investieren - in die Zukunft! Share on X

   Es scheint eine gesellschaftliche Entwicklung zu sein, dass immer mehr von dem, was  Eltern früher wie selbstverständlich leisteten, an die Schule oder mancherlei Institutionen abgegeben wird. Das will ich an dieser Stelle gar nicht werten. Allerdings muss dem seitens der Politik Rechnung getragen und die personellen Kapazitäten an diesen Institutionen aufgestockt werden.

   Anders ist das alles nur Augenwischerei, da andere Dinge auf der Strecke bleiben. Dies kann man zwar schönreden, aber es ändert nichts daran, dass ein Tag nur 24 Stunden hat und auch ein Lehrer in einer gewissen Anzahl von Stunden nicht alles leisten kann, was gefordert wird.

Schulentwicklung unterstützen, nicht durch neue Forderungen überfordern. Share on X

   Ein schönes Beispiel ist hier das Thema Inklusion. Inzwischen fordern Lehrer und deren Interessenverbände mehr Unterstützung beim Thema Inklusion, wie der Artikel in der Überforderung der Lehrer durch Inklusion zeigt:

   Auch wenn hier der Unterschied von Gemeinsamer Unterricht = Integration und Inklusion noch nicht richtig verstanden ist, ist es ein Hilferuf, der Beachtung und Konsequenzen finden sollte.

   Es wird noch lange dauern und es muss noch viel passieren, bis wir nicht mehr über Inklusion reden und wenn wir über Inklusion reden, wissen, worüber wir reden.

   Inklusion beginnt im Kopf! Erst wenn sie dort Einzug gefunden hat, wird sie auch umgesetzt und selbstverständlich sein.