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Rauchlose Bücherverbrennung?

Posted in Medien, Medienkompetenz, Nachdenkliches, Politik, Standpunkt, and wasmirindensinnkommt

Ja, das ist das neudeutsche Wort für Wolke. Gemeint ist eine Datenwolke, irgendwo im Internet, wo man wichtige Daten ablegen kann. Im Moment sind diese zum Teil noch kostenfrei, bzw. es gibt so viel Speicher von einzelnen Anbietern, dass man in Ruhe die Funktionalität einer solchen Cloud ausprobieren kann.

Schnell und ehe man sich versieht, hat man große Bestände seiner persönlichen Daten dort gelagert. Dies ist auch nötig, denn im Zeichen von Smartphones und iPhones, die selbst nicht über so viel Speicherplatz verfügen, ist eine solche Cloud schon sehr praktisch. Insbesondere auch, weil die Daten zwischen den einzelnen Geräten entweder synchronisiert werden oder ein Zugriff auf diese Daten ausgesprochen einfach von jedem Ort der Welt aus möglich ist.

Auch ich nutze einige diese Angebote. Einige, weil ich im Moment noch nicht bereit bin, dafür zu bezahlen. Auch will ich erst einmal die Entwicklung abwarten.

Meine wichtigen und sensiblen Daten kommen auf jeden Fall nicht in die Cloud. Unterschiedliche datenschutzrechtliche Hintergründe in den Ländern der Cloud-Betreiber hinterlassen bei mir ein ungutes Gefühl: Sind meine Daten dort auch sicher?

Je mehr Daten ich ausschließlich in dieser Cloud speichere, umso mehr begebe ich mich in eine Abhängigkeit, die ich vielleicht gar nicht will – die anderen Macht über mich verleiht, die ich auch nicht will.

Gerade ist im Gespräch, dass die SCHUFA auf die Facebook-Daten zugreifen will, um so ihre Daten zu verfeinern, zu vervollständigen.

Selbst ohne diese Datensammlung sind George Orwell‘s Fantasien aus seinem Roman »1984« schon lange war geworden und sogar noch übertroffen worden.
Man muss nur die Daten zusammenführen, um ein umfassendes Bild eines Menschen zu bekommen.

Nicht umsonst sind so viele Firmen hinter unseren Daten her und diese werden ihnen leichtfertig zugänglich gemacht.

Ein anderer Aspekt, der mir ebenfalls graue Haare wachsen lässt, ist zum Beispiel das e-Book.

Klar werden Sie jetzt sagen, selbst hat er ein e-Book am Start, aber meldet hier Bedenken an.

Noch stehen wir am Anfang einer Entwicklung, die unsere Gewohnheiten und unsere Kultur in weiten Teilen umkrempeln wird, sodass wir am Ende in einer Abhängigkeit von einigen großen Datenanbietern und -verwaltern stehen werden. Google, Apple, Amazon, und wie sie alle heißen, haben Zugriff auf unsere Daten und verwalten diese – das Wort Manipulation habe ich an dieser Stelle bewusst vermieden.

Nehmen wir zum Beispiel das Buch. Ein Buch, das ich erworben habe, gehört nicht nur mir, sondern wird auch von mir verwaltet. Wenn ich mag, kann ich es weitergeben.

Bei einem e-Book sieht das vielleicht einmal ganz anders aus, nämlich dann, wenn es keine Bücher mehr gibt. Dann kann aus jeder Cloud ohne Vorwarnung ein Buch entfernt werden, wenn der Betreiber es möchte und es existiert dann nicht mehr. Man könnte diesen Vorgang auch eine „rauchlose Bücherverbrennung“ nennen.

Nicht nur gewinnorientierte Unternehmen können daran Interesse haben, auch die Politik ist sicherlich nicht davor gefeit, sich eines solchen Instrumentes zu bedienen.

So sehr ich diesen Fortschritt auch begrüße, denn es ist einfach und bequem, seine Daten mal eben hochzuladen und dann von überall Zugriff darauf zu haben, so sehr stehe ich der ganzen Angelegenheit skeptisch gegenüber und denke, dass man nicht nur ausgesprochen sensibel mit den eigenen Daten umgehen, sondern die Entwicklung auch genau beobachten sollte, um vielleicht noch die Chance zu haben, das Ruder herumreißen zu können.