Man könnte fast den Eindruck bekommen, als gäbe es neben der eigentlichen Qualifikation eine viel wichtigere Qualifikation, die je nach Bereich recht unterschiedlich ist.
So ziert im Moment die Schlagzeile des Kölner Boulevardblattes Express die Meldung: “Ich bin der Prinz für alle“ und im weiteren Verlauf wird klargestellt, warum er der Prinz für alle ist: er bekennt sich offen zu seiner Homosexualität.
Es ist ja schön, dass wir in einer Zeit leben, in der gerade in diesem Bereich Offenheit möglich ist, aber ist er deshalb ein Prinz für alle?
Meines Erachtens und nach meinem Verständnis hat Karneval doch nichts mit der sexuellen Ausrichtung eines Menschen zu tun. Von daher ist mir unverständlich, warum diese Ausrichtung so in den Vordergrund gerückt wird.
Wenn aber nun die sexuelle Ausrichtung ein Qualifikationsmerkmal ist, so kann er doch nicht mehr Prinz aller Menschen sein, denn was ist mit den vielen Menschen, die eine heterosexuelle Ausrichtung haben?
Oder, was natürlich auch sein kann und ich hier mit einem zwinkernden Auge anmerken möchte: Ist ein Prinz mit homosexueller Ausrichtung ein Prinz für alle, weil heterosexuelle Menschen toleranter sind?
Mich interessiert die sexuelle Ausrichtung gar nicht. Es gelten einfach andere Qualifikationsmerkmale und zusätzlich vielleicht noch der persönliche Sympathiefaktor.
Eine weitere „Qualifikation“, die teilweise wie ein akademischer Titel geführt wird, ist „alleinerziehend“.
Nein, es geht nicht darum, dass alleinerziehenden Eltern nicht geholfen werden soll, es geht um die Haltung, die sich hinter diesem Anspruch manifestiert und die gesellschaftsfähig zu werden scheint, nämlich: Ihr seid verantwortlich, dass es meinen Kindern und mir gut geht!
Sicherlich ist die Situation der Alleinerziehenden nicht einfach und die finanziellen Möglichkeiten sind nicht so, wie man sie sich wünscht, aber es gibt immer zwei Menschen, die die Verantwortung für das Kind, das sie gezeugt haben, übernehmen müssen.
Und irgendwo ist Eigeninitiative gefragt und nicht eine Mentalität der Verantwortungsabgabe. Die meist noch mit der Anspruchshaltung verbunden, dass diese eigene Verantwortungsabgabe gleichzeitig bedeutet, dass
a) kein eigenverantwortliches Kümmern mehr erforderlich und nötig ist
b) die Menschen verantwortlich gemacht werden, an die die Verantwortung ohne deren Zustimmung abgegeben worden ist.
Eine Verschiebung gesellschaftlicher Werte scheint sich anzubahnen, die im Moment vielleicht Zeichen des Umbruchs aufzeigt, in der sich unsere Gesellschaft befindet.
Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und Kreativität sind meines Erachtens die Eigenschaften, die eine solche Entwicklung zu mehr Verantwortung ermöglichen.
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Kölner Express
Der Kölner Stadt-Anzeiger titelt: Neuer Prinz ist schwul