Habe mir gerade ein paar wunderschöne Schuhe angesehen. Ja, ich bin männlich und ja, ich stehe auf Schuhe. Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters, also waren die Schuhe in meinen Augen wunderschön.
Braune, halbhohe, qualtitaiv hochwertig aussehende Schnürschuhe, die ebenso zum Anzug passen wie zur Jeans. Bequem sahen sie auch noch aus, nur der Preis war noch nicht vorhanden, da es sich im ein Weihnachts-Super-Sonderangebot eines großen Versenders handelte.
Ich schaue mir diese Schuhe mit der Lupenfunktion näher an und, mir stockt kurz der Atem. Ich muss schlucken, sehe ich auf der Außenseite des Schaftes den ins Leder eingeprägte Herstellernamen.
Das ist man bei vielen Kleidungsstücken gewohnt und man kennt es fast nicht mehr anders, dass die Hersteller ihr Logo und teilweise auch zusätzlich noch ihren Namen an gut sichtbaren Stellen auf dem Kleidungsstück präsentieren. Nicht selten vorne im Brustbereich, am Ärmel und noch mal auf der Rückseite, damit das Logo von jeder Seite sichtbar ist.
Bei Schuhen gab es das auch schon in meiner Kindheit, in den 60er Jahren. Da betraf es allerdings nur Turnschuhe, die mit den Symbolen des Herstellers gekennzeichnet waren und eine gewisse Aufwertung des Trägers zur Folge hatten: So teure Turnschuhe in einer Zeit, in der alle mit dem Aufbau beschäftigt waren und Geld für andere Dinge benötigten.
Da waren solche Schuhe schon etwas Besonderes.
Auch heute definieren sich viele Jugendliche über die Klamotten, die sie tragen, ihre Gruppenzugehörigkeit oder auch ihre Persönlichkeit. Das gehört in diesem Alter vielleicht dazu, denn sie sind auf dem Weg, ihre Persönlichkeit zu finden, zu definieren und zu entwickeln.
Aber, ein Hersteller-Logo doch nicht bei Schuhen, die man zum Anzug trägt, die eine ganze andere Käuferschicht ansprechen. Oder hat es heutzutage schon die Business-Kaste nötig, sich über die Kleidung zu definieren.
Für mich waren die Schuhe damit aus dem Rennen. Ich bevorzuge Kleidung, auf der das Herstellerlogo klein und so gut wie nicht zu sehen ist. Mir ist es lieber, mein Gegenüber hat seinen Blick auf mich gerichtet, statt zu versuchen, mich wie eine wandelnde Litfaßsäule zu erlesen. Understatement, auch beim Herstellerlogo auf Kleidung, ist meine bevorzugte Variante. Es macht meinem Gegenüber vielleicht etwas Mühe, weil er mich nicht sofort logomäßig einordnen kann, dafür lernt er aber mich kennen. Das ist sicherlich spannender.