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Munkmarsch – List – Munkmarsch

Posted in Fahrrad, Fahrradtour, List, Sylt, and Unterwegs

 Egal wo ich bin, ohne Fahrrad geht es nicht. Da ich kein Fahrrad dabei hatte, habe ich eines gemietet, was hier auf Sylt kein Problem ist.

 Was mich in Köln aufregen würde, ist hier auf Sylt normal. Fahren auf dem Bürgersteig, egal in welche Richtung und egal wie breit er ist. »Zum Hände über dem Kopf zusammenschlagen!«, wäre normalerweise mein Urteil. In der Regel in der schönen Stadt am Rhein auch immer ausgesprochen konfliktbeladen. Hier auf Sylt ist das anders. Alles geht entspannt und man nimmt Rücksicht aufeinander. Vielleicht liegt es an Sylt, vielleicht daran, dass man in Urlaub ist und keinen Stress hat, vielleicht auch daran, vielleicht aber auch am Flair der Insel. Ich weiß es nicht, aber genieße es.

 Zurück zum Fahrrad. Gestern kam mein (leih)Rad. Wie ungemein ich das Radfahren vermisste hatte, merkte ich, kaum dass das Rad dastand. Wegen häufigen Regens hatte ich das Rad nicht sofort bestellt. Ein Mountainbike stand wartend da und wieherte wie Fury, wenn man fragte: »Na, Fury, wie wäre es mit einem kleinen Ausritt?«
atürlich bemerkte ich gleich, dass ich meine Fahrradhandschuhe nicht dabei hatte. Die Gummigriffe anfassen mag ich nicht, aber die geschlossenen, Wind abweisenden Handschuhe wollte ich nicht anziehen, denn es war warm genug.

  Von Munkmarsch geht es erst einmal leicht den Hügel hoch Richtung Braderuper Heide / Kampen. Der Tritt war schnell gefunden, und so ging es in recht flottem Tempo los. Rechter Hand wurde immer wieder der Blick aufs Wattenmeer freigegeben. Ansonsten Blick auf die wunderbare Heidelandschaft, die ihr Gesicht in jeder Jahreszeit ändert und auch dann immer wieder durch neue Einblicke überrascht. Schafe, die in aller Ruhe weideten, riesige Strohballenrollen, die auf der gesamten Fläche der Wiese verteilt lagen.

 Da, der Leuchtturm vom Kampen, der grau aus der Heide ragte. Noch kurz durch Kampen – ohne die ganzen Schicki-Micki-Läden zu beachten, aber ausgesprochen aufmerksam, da der Radweg an kreuzenden Straßen durch eine für Radfahrer tiefe Rinne dominiert wird, die ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, will man nicht stürzen. Ein paar langsame Radfahrer gaben den Weg auf ein leises Klingeln frei und schon war Kampen durchquert.

 Vor mir der Radweg, der weiter nach Norden Richtung List führt.
Im Gegensatz zu Straße, die stets eine leichte Steigung hat, folgt man hier den Dünenmulden und -höhen.
Durchgängig bis List war der Radweg gut. An einer Stelle gab es ein paar Querhubbel, die von Wurzeln der am Rand stehenden Bäume verursacht worden waren.

 Immer wieder Bänke, die zum Pausieren einluden. Dem widerstand ich, obwohl an manchen Stellen der Blick wunderbar war. Es wird aber nicht meine letzte Tour gewesen sein. So habe ich auch nicht an der Kampener Vogelkoje gehalten und so manches Schmankerl für einen späteren Zeitpunkt vorgemerkt.

 In List bin ich Richtung Ellenbogen abgebogen, da das Hafengebiet an diesem Tag nicht allzu reizvoll für mich war.
Links wurde eine große Jugendherberge sichtbar, in der ich vor Jahren einmal nach einem Aufenthalt für eine Schulklasse nachgefragt hatte. Ein imposanter Gebäudekomplex, etwas abseits von List, aber mit dem Rad in nicht allzu langer Zeit bequem zu erreichen. Wäre ich noch im Dienst, so wäre ich mit meiner Klasse sicherlich schon dort gewesen.

 Mein Ziel war allerdings das Naturschutzgebiet »Ellenbogen«, das wir im letzten Sommer oft besucht hatten. Allerdings sind

Leuchtturm
1. Leuchtturm

wir da immer nur bis zum ersten Leuchtturm gekommen. Nun wollte ich es auf die Spitze treiben und den nördlichsten Punkt von Sylt besuchen.

 Das Naturschutzgebiet »Ellenbogen«, das sich im Privatbesitz befindet, ist für Kraftfahrzeuge nur gegen eine Gebühr von 5 Euro zugänglich. Für Radfahrer und Wanderer werden keine Gebühren erhoben.

 Viele Surfer findet man hier. Ein schöner Anblick, wenn die bunten Segel dynamisch das Wasser kreuzen. Dazwischen immer wieder Kite-Surfer. Obwohl es auch reizvoll ist, dem Treiben hier zuzuschauen, bin ich weitergefahren.

 Was ich auf der Hinfahrt nicht so bemerkt hatte, traf mich auf dem Rückweg – Sturm mit ordentlichen Windstärken und noch stärkeren Böen. Hatte ich diesen auf der Hinfahrt im Wesentlichen als Seitenwind registriert, da ich weite Strecken windgeschützt gefahren bin, traf mich der Wind hier mit voller Geschwindigkeit. Er blieb mir auch treu, bis ich wieder an unserer Ferienwohnung in Munkmarsch ankam.

 Auf dem Rückweg fuhr ich den Weg durch die Dünen, der Richtung Westerland führt. Auch hier war die Landschaft wieder2014-10-09-15.09_web anders. Neben den typischen Heidelandschaften gab es Nadelgehölze, die das Landschaftsbild mitprägten.
Statt aufs Wattenmeer, wie bei der Fahrt von Munkmarsch nach List, schaute ich auf die Nordsee. Selbst vom Radweg aus waren die Schaumkronen der Wellen sichtbar.

 Der Weg durch die Dünen war im Wesentlichen von römischer Straßenbaukunst geprägt, sie führten häufig schnurgerade durch die Dünen. In meinem Fall meist die Dünen hoch, um dort eine Weile auf der Krone zu bleiben, bevor der nächste Anstieg kam.
Der Wind traf mich immer unvermittelter und heftiger. Da ich von Natur aus nicht über den besten CW-Wert verfüge, schaltete ich ein oder zwei Gänge runter. Fuhr aber immer noch im 25. von 30 Gängen.

 Im Wesentlichen begegnete ich auf diesem Stück zwei Typen von Radfahrern, will ich die Pedelec-Radfahrer nicht dazurechnen.
Die einen strampelten mühsam gegen den Wind, während die anderen, vom Wind getrieben entgegenkamen. Bei Ersteren sah man die Anstrengung im Gesicht, bei Letzteren mehr die Leichtigkeit des Radfahrens. Pedelecfahrer waren hiervon völlig ungerührt. Sie schalteten einfach die Unterstützung hoch.

 Auf der Höhe von Kampen habe ich die Dünen verlassen. Da ich den Radweg, den ich auf dem Hinweg benutzt hatte, nicht noch einmal fahren wollte, ging es also durch Kampen.
Da stehen Häuschen, kann ich nur sagen. Nein nicht neidvoll, sondern von der Schönheit dieser Häuser begeistert – soweit man sie sehen konnte. Manche hatten Auffahrten, die das unmöglich machten.

 Plötzlich befand ich mich, ohne es bemerkt zu haben, auf dem Weg zur Kupferkanne. Ein ehemaligen Bunker, der heute als Café genutzt wird. Liebevoll umgebaut, ist er eine Attraktion auf Sylt. Der Kuchen dort ist ausgesprochen lecker, und wenn man von einem Spaziergang durch die Braderuper Heide kommt, ein mehr als willkommener Anlaufpunkt. Auch der Spaziergang dorthin lohnt, denn die Braderuper Heide gehört zum Naturschutzgebiet Wattenmeer.

 Am Golfplatz vorbei, den Berg hinunter – wieder wohlweißlich auf der Straße fahrend, da man nicht einsehen kann, ob in der fast 90° Rechtskurve ein Radfahrer oder Spaziergänger entgegenkommt – die letzte kleine Steigung zur Ferienwohnung hoch.

 Es ist immer so, kaum kommt die letzte Steigung vor dem Ziel in Sicht, habe ich das Gefühl, meine Muskeln wollen nicht mehr und ich würde diesen Hügel nicht mehr schaffen. So war es auch hier. Trotzdem bin ich hochgefahren und nicht abgestiegen. Das Gefühl war trotzdem da. Es ist auch unabhängig von der Länge Strecke. Hier waren es »nur« 42 km, die durch den extremen Gegenwind sicherlich mehr forderten als 100 km ohne Gegenwind.

 Es war eine schöne Tour, die ich gerne öfter fahre. Morgen ist allerdings erst einmal der Weg Richtung Süden geplant. Bis Hörnum und zurück nach Munkmarsch. Das Rantumer Becken werde ich bei dieser Tour umfahren. Ich freue mich darauf.

LINKS

Naturschutzgebiet Ellenbogen

Braderuper Heide