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Morgens um sieben …

Posted in Fahrrad, Featured, Köln, Nachdenkliches, and Standpunkt

… ist die Welt noch in Ordnung, denn dann bin ich schon eine Stunde auf den Beinen, habe gut gefrühstückt und mindestens zwei Tassen Kaffee getrunken. Habe ich in alle wichtigen Online-Zeitungen in Ruhe die neuesten Nachrichten angeschaut und interessante Artikel gelesen. Die meisten E-Mails sind schon – häufig ungelesen -gelöscht.

Da ich diese Gemütlichkeit, diesen langsamen Einstieg in den Tag zelebriere und genieße, fahre ich auch mit meinem Fahrrad immer recht früh zu meiner Arbeitsstelle.

Nachdem ich also mein Fahrrad aus dem Schuppen geholt, Tacho angeklemmt und Fahrradtasche angehängt hatte, fuhr ich die steile Abfahrt zur hinteren Tiefgaragenausfahrt hinunter, um von dort aus die Straße zu erreichen und meinen Arbeitsweg anzutreten.

Nichts Besonders, denn das mache ich an jedem Werktag.
Heute allerdings stand ein Auto so vor der Ausfahrt, dass ich es kaum umrunden konnte. Nicht nur das! Denn es stand auch gleichzeitig noch auf dem Fahrradschutzstreifen, der eigentlich nicht beparkt werden darf.

Im Auto ein älterer, sympathischer Herr, der sich mühte, ein Navigationsgerät am entsprechenden Halter zu befestigen. Es geht im Grunde ganz einfach, denn ich habe das gleiche Navi im Auto – man muss halt wissen wie. So ist es halt immer im Leben.

Da ich noch viel Zeit hatte, klopfte ich freundliche an die Scheibe der Fahrerseite.
Der Fahrer drehte sich zu mir um und betätigten den Schalter, um die Scheibe herunterzulassen.
Ich dachte an die Autos, die noch die gute alte Kurbel hatten, mit denen man dieses Mechanismus bediente. Ein Oldtimer, den ich vor ein paar Tagen gesehen hatte und der auch heute noch zu meinen Lieblingsautos gehört – leider auch jetzt noch unerschwinglich für ich ist – hatte diese Fensterkurbel auch.

Das Fenster hatte sich inzwischen geöffnet.

„Guten Morgen!“, sagte ich.
„Guten Morgen!“, kam es freundlich zurück.
„Wissen Sie, dass sie auf Fahrradschutzstreifen nicht parken dürfen?“, fragte ich ihn freundlich.
Er schaute mich einen Augenblick an und antwortete dann: „Ich habe mich extra so weit nach rechts gestellt, damit ich den Verkehr nicht behindere!“
„Ja!“, sagte ich nachdenklich. „Das ist bei Autofahrern so üblich. Sie gefährden dadurch allerdings unter Umständen Radfahrer!“, sagte ich und zeigte durch eine Geste einen weiten Halbbogen, der das Umrunden des Fahrzeuges andeuten sollte.
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Er nickte und erklärte mir dann, dass er nicht gewusst habe, dass man auf Fahrradschutzstreifen nicht parken dürfe, bevor wir uns freundlich voneinander verabschiedeten.

Es war ein nettes kurzes Gespräch, und als ich dann meinen Weg zur Arbeit wieder aufnahm, dachte ich noch einen Augenblick über den Gedankenaustausch nach.

Auch ich kenne nicht mehr alle Verkehrsregeln und sicherlich auch nicht alle Verkehrszeichen, die im städtischen Schilderwald in einer kaum übersehbaren Fülle angezeigt werden und mehr Verwirrung stiften, als nötige Information zu vermitteln.

Verständnis für die andere Seite beginnt wohl auch mit dem Wissen, dass man einerseits Nachsicht von anderen benötigt und andererseits sicherlich auch nicht immer alle Regeln kennt und / oder beachtet.

Solch einfaches menschliches Miteinander ist wohl Voraussetzung für einen partnerschaftlichen Umgang – nicht nur im Straßenverkehr – miteinander.

Regelkenntnisse und Rücksichtnahme sind sicherlich dazu angetan, dass viele Konflikte schon im Vorhinein gar nicht entstehen – auch wenn dies bedeutet, dass diese Rücksichtnahme zuweilen auf Kosten der eigenen Bequemlichkeit geht.