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Markieren – Kopieren – Einfügen

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Ist das schon Medienkompetenz? Ich sage eindeutig: Nein!

Hier zeigt sich im Grunde nur die Kompetenz, dass man in diesem Teilbereich einen Computer bedienen kann.

Sicherlich ist das sachgemäße Bedienen eines Computers ebenfalls wichtig und gehört auch zum Bereich Medienkompetenz, ist aber vergleichbar mit dem Vermögen über die Straße zu gehen. Kompetenzen, dass man sich sicher und angemessen im Straßenverkehr bewegen kann, darüber sagt diese Fähigkeit nichts aus!

Die Fähigkeit, mit markieren, kopieren und einfügen Textpassagen oder Bilder aus dem Internet zu übernehmen, verführt eher dazu, eigene Anstrengungen zu unterlassen und sich auf diese Weise einen imaginären Vorteil zu verschaffen.

Es mag sogar sein, dass das eine oder andere Textelement oder die eine oder andere Information im Gedächtnis hängen bleibt, aber Kompetenz fördernd ist das sicherlich nicht!

Es ist auch schwerlich vorstellbar, dass dieses Vorgehen ein Gefühl der Zufriedenheit hinterlässt. Vielleicht beim ersten Mal ein Gefühl von Cleverness, aber sicherlich nicht das von Zufriedenheit.

Meist wird bei solchen Aktionen, die inzwischen auch schon in der Grundschule zu beobachten sind, nach einem Begriff mit einer der führenden Suchmaschinen gesucht.

Das hat den Vorteil, dass man hier nicht mal auf die richtige Rechtschreibung achten muss, denn bei Falschschreibung kommt die freundliche Nachfrage: „Meinten Sie ***?“

Da in der Regel die Suchmaschinenabfrage nicht mal mithilfe der Bolschen Regeln erfolgt, sodass von einer Eingrenzung des Suchbegriffes auf den Kern der Suche beschränkt wird, werden millionenfache Suchergebnisse ausgegeben.

Verständlich, dass diese niemand im Einzelnen anliest und bewertet, um sich so mit einem Riesenaufwand durch die Ergebnisse zu arbeiten.

Häufig findet eine Beschränkung der Sichtung von Suchergebnissen auf die erste Seite oder ist auf die ersten drei Ergebnisse gerichtet.

Flux wird markiert, kopiert und eingefügt und fertig ist man mit der Informationssuche oder gar mit dem Referat.

Abgesehen davon, dass es sich hierbei um Diebstahl von geistigem Eigentum anderer handelt, das dem Urheberrecht unterliegt, ist der persönliche Lernzuwachs als gering und nebensächlich einzuschätzen.

In der Regel wird diese schnelle Art mit der Arbeit fertig zu werden, mit Verweilen vor der Glotze belohnt wird, was zwar den Medienkonsum steigert, aber die Medienkompetenz nicht verbessert.

Medienkompetenz bedeutet in erster Linie, dass für den gewünschten Zweck das richtige Medium gewählt wird und im zweiten Schritt einen kompetenten Umgang mit dem gewählten Medium.

Einleuchtend ist, dass für das Schreiben eines kurzen Einkaufzettels ein Computer sicherlich nicht das richtige Medium ist.

Hier sind Zettel und Bleistift angesagt.

Mathematikaufgaben schreibt man in der Regel ins Mathematikheft und Deutschaufgaben ins Deutschheft. Bilder malt man auf dem Mal- und Zeichenblock und Kritzeleien gehören auf einen Schmierzettel.

So weit so gut.

Wozu benötigt man also einen Computer?

Einen Computer benötigt man immer dann, wenn mehrere unterschiedliche Medien zusammenfließen. Zum Beispiel Bild, Text und Ton.

Um dieses Zusammenspiel mit einem Computer zu verwirklichen, benötigt man die entsprechenden Bedienungskompetenzen und vorher noch Programmkenntnisse, die eine sinnvolle Auswahl des zu verwendeten Programms überhaupt erst ermöglichen.

Bedienungskompetenz beinhaltet auch, dass bei einer Textverarbeitung das Zentrieren der Überschrift nicht mittels der Leertaste, sondern mit der entsprechenden Funktion aufgerufen wird und ein Seitenwechsel nicht durch die Mehrfachbetätigung der Enter-, Eingabe- oder Return-Taste, sondern über die Funktion Seitenwechsel eingeleitet wird.

Das weiß doch jeder, werden Sie nun vielleicht denken. Nein, das weiß nicht jeder, wie die vielen Texte, die ich per E-Mail erhalte beweisen.

Dort sind das die typischen Fehler, die zeigen, dass es mit der Programmbedienung nicht so weit her ist. Einfach Tabellen werden grundsätzlich mit einer Tabellenkalkulation erstellt, auch wenn eine Textverarbeitung mit der entsprechenden Tabellenfunktion vollkommen ausreichen würde, da es in den Tabellen nichts zu berechnen gibt.

Das alles beherrschen Grundschüler in der Regel nicht und aus diesem Grund ist es sinnvoll, sie an die Mediennutzung heranzuführen.

Hier beginnt die Mediennutzung mit einem Buch und dem sinnvollen Umgang von Lexika und anderen Nachschlagwerken:

  • Inhaltsverzeichnis lesen;
  • Stichwort- oder Sachregister nutzen können;
  • Textstellen markieren, die für die eigene Recherche wichtig sind;
  • ein Plakat entwerfen und
  • einen Vortrag halten.

Wenn die Lesefähigkeiten und die Sinnentnahmen aus Texten sicher beherrscht werden, kann auch im Internet recherchiert werden.

Allerdings sind Suchmaschinen wie Google für Kinder dieser Altersstufe ungeeignet und es sollten spezielle Suchmaschinen für Kinder genutzt werden.

Die Bevorzugung von Linklisten, die zu einem Thema vom Lehrer erstellt worden sind und von den Schülern abgesurft werden können, sind ein sicherer Rahmen, der Schritt für Schritt die notwendigen Kompetenzen vermittelt.

Hinzu kommen muss ein Rechtsbewusstsein bei den Kindern und Verhaltensregeln, wenn etwas Ungewöhnliches beim Surfen im Internet geschieht.

Bei einem Projekt, das ich mit einem 3./4. Schuljahr durchgeführt habe und bei dem wir ziemlich unter Zeitdruck standen, bat ich einen text- und rechtschreibsicheren Schüler, den Text gleich am Computer zu schreiben.

Er weigerte sich und sagte: „Wenn ich direkt am Computer schreibe, muss ich mich zu sehr auf die Tasten konzentrieren. Ich schreibe den Text lieber auf einem Blatt Papier vor!“

So wurde es dann auch gemacht und wir wurden trotzdem rechtzeitig mit dem Projekt fertig. Anschauen könne Sie das Ergebnis unter www.mittelalterstadt-koeln.de.

Wenn Sie zu Hause Ihr Kind einen Text mit der Textverarbeitung am Computer abschreiben lassen, so werden Sie Unsicherheiten bemerken, wenn die Rechtschreibkorrektur wieder einmal ein Wort mit einer gezackten roten Linie unterstrichen hat.

Kinder meinen dann, das Wort ist falsch geschrieben, denn der Computer weiß ja alles.

Dass der Computer nicht alle Worte kennt und diese gezackte Linie genau dieses bedeuten kann, ist den Kindern nicht klar.

Was hilft, ist ein Wörterbuch, das neben dem Rechner liegt und in dem dann diese Worte nachgeschaut werden. So wird nicht nur der Umgang mit dem Wörterbuch verbessert, sondern auch ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass der Computer nur das kann, was ihm beigebracht worden ist.

Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was zur Medienkompetenz gehört.

Die Grundlagen dafür werden sicherlich in jungen Jahren und hauptsächlich im Grundschulalter gelegt.

Alles, was hier falsch oder gar nicht vermittelt worden ist, muss in späteren Jahren mühsam gelernt oder umgelernt werden.

Grundlage für das textbasierende Medium Internet ist eine sehr gute Lesefähigkeit und die richtige Sinnentnahme aus den dort angebotenen Texten.

Grundlage der Lesefähigkeit und Textverständnis ist der Umgang, auch in diesen Jahren der begleitete Umgang, mit Büchern, Nachschlagwerken und kindgerechten Texten aller Art.