Aus der eigenen Schulzeit kennt man es: in der letzten Schulwoche läuft nicht mehr viel und in der Regel wird die Zeit mit Dingen verbracht, die während des Schuljahres zu kurz kommen.
Grundsätzlich bin ich zwar der Meinung, dass es solche Dinge nicht geben sollte, denn Spaß und das Besondere sollten auch während eines Schuljahres ihren Raum haben.
Besonders gut lernt es sich in einer Umgebung, in der Wertschätzung und Spaß wie selbstverständlich zum Lernen dazugehören.
Es war der letzte Schultag und wir haben wie so oft schon an diesem Tag einen Spielevormittag anberaumt. Jedes Kind sollte sein liebstes Brettspiel mitbringen, um es dann mit anderen Kindern zu spielen. Ähnlich machen wir es häufig mit Bücher. Einmal im Monat stellen Kinder ihr Lieblingsbuch vor, wenn sie das möchten. Beide Dinge haben natürlich auch einen Lerneffekt. Viel wichtiger ist aber die Kommunikation über diese Dinge, die Spaß machen, die Beeindrucken oder die einfach gerne benutzt werden.
Viele Kinder saßen also in der Klasse oder in der Nachbarklasse und hatten ihr Spiel auf dem Tisch ausgebreitet. Nach einer Erklärphase wurde dann gespielt. Es ist gar nicht so einfach, die Spielregeln eines Spieles zu erklären. Das merkt man dann sehr schnell an den Rückfragen, die dann kommen. Kommunikationstraining auf spielerische Art.
Völlig unbemerkt hatten sich einige Kinder in den Flur zurückgezogen und arbeiteten dort.
Auf die Frage, was sie denn dort machen würden, antworteten sie, dass sie mir ihrem Projekt noch nicht fertig geworden seien. Nun würden sie den Vortrag dazu üben, damit sie es heute, am letzten Schultag, noch vortragen könnten.
Die Plakate waren fertig und wie es sich bei einem Vortrag gehört, waren nur Stichworte und Bilder darauf zu finden. Wie immer bei solchen Gelegenheiten würde der Vortrag frei gehalten – nur mit dem Plakat als Stichwortgeber; keine Moderationskarten; keine Texte, die vom Blatt abgelesen würden. Logisch, dass das Zusammenspiel der einzelnen Vortragspunkte geübt werden muss.
Ein Schüler, der seit Wochen am Thema „Tornados“ arbeitete, bereitete seinen Vortrag vor. Er hatte sich für die Präsentation der einzelnen Tornadostärken etwas Besonderes ausgedacht.
Bei beiden Gruppen störte ich, denn meine Frage, ob ich helfen könne, wurde mit einem eindeutigen „Nein“ beschieden.
Manchmal wollen es Schüler, dass ich ihren Vortrag vorher anhöre und ihnen noch Tipps gebe. Hier war das nicht der Fall! Ich denke, es ging mehr darum, nun endlich fertig zu werden.
Kurz vor der Frühstückspause war es dann so weit. Beide Vorträge waren gelungen und gut. Beim Thema „Tornados“ hatte der Schüler Bilder zu den einzelnen Verwüstungen gemalt, die er dann, ähnlich wie bei einer Flipchart, hochklappte. Dabei habe ich dann geholfen, denn das war motorisch etwas schwierig.
Habe ich schon erwähnt, dass ich an einer GU-Schule arbeite. GU=Gemeinsamer Unterricht für Kinder mit speziellem Förderbedarf und für alle anderen Kinder. Auf dem Weg zu Inklusion und vielleicht schon ein Stück gegangen.
Die anschließenden Diskussionen waren, wie es eigentlich immer ist, geprägt von Wertschätzung, aber auch von sachlicher Kritik.
Die Frühstückspause war vergessen, denn dafür waren die Themen zu interessant und zu umfangreich. Fragestellungen wurden beantwortet, denn die Schüler wussten natürlich mehr, als sie in ihrem Vortrag vorgetragen hatten.
Auf meine Frage hinterher, warum sie das nun unbedingt noch vor den Ferien fertig machen wollten, antworteten sie: Sonst hätten wir keinen Schuljahresabschluss gehabt und das Thema hat uns solchen Spaß gemacht, dass es für uns schlimmer gewesen wäre, den Vortrag nicht zu halten.
Und das in einem Umfeld, wo gespielt wurde und sie sicherlich auch gerne mitgespielt hätten.
So motivierend, voller Freude und befriedigend kann Lernen sein!