Wer kennt sie nicht, Dick und Doof, das Komikerpaar aus der Zeit des Stummfilms?
Was haben wir gelacht über die Beiden, von denen man nie so genau wusste, wer ist jetzt Doof, denn Dick verhielt sich in vielen Situationen ähnlich wie Doof.
Egal, auf jeden Fall haben Laurel und Hardy unsere Bauchmuskeln des Öftern in Aktion versetzt, was sie sicherlich auch gleich wieder tun werden, wenn Sie sich die Filmchen ansehen, die im Internet abrufbar sind.
Was hat das aber mit Lernen zu tun?
Im folgenden Film sehen Sie Dick und Doof nebeneinander auf einer Bank sitzen. Dick isst einen Apfel und Doof macht gedankenversunken das „Kniechen, Näschen, Öhrchen-Spiel“. Dick wird auf das Tun seines Nachbarn aufmerksam, beobachtet ihn eine Weile und stuft das, was Doof dort macht, als einfach ein.
Dick reicht Doof den Apfel, in den dieser hineinbeißt, während Dick nun versucht, das „Kniechen, Näschen, Öhrchen-Spiel“ nachzumachen. Er hat Schwierigkeiten es gelingt ihm nicht.
Er bittet Doof um eine weitere Vorführung, die dieser auch macht. Ein weiterer Versuch von Dick scheitert, sodass er Doof ärgerlich den Apfel abnimmt und ihn weiter isst.
Ein hinzugekommener Mann hat das „Kniechen, Näschen, Öhrchen-Spiel“ ebenfalls gesehen und versucht, nachdem er Dick und Doof fort geschickt hat, ebenfalls dieses Spiel durchzuführen. Es gelingt ihm auch nicht. Seine Reaktion können Sie sich im zweiten Film ansehen.
Was hat das nun mit Lernen in der Schule zu tun?
Die Klassenzusammensetzung ist grundsätzlich heterogen.
Selbst in Jahrgangsklassen sind heterogene Gruppen, in denen stark differenziert werden muss, weil die Entwicklungs- und Leistungsstände recht unterschiedlich sind. Kommt nun noch eine Offene Lernumgebung hinzu, kann man in der Regel sehr schön beobachten, wie Lernen unter anderem funktioniert:
Ein Schüler macht etwas, was einen anderen Schüler interessiert. Er beobachtet eine Weile und versucht es ebenfalls zu machen. Da das nicht immer gelingt, bittet er den andern Schüler um Hilfe.
Er lässt es sich noch einmal zeigen oder erklären. Probiert es wieder aus und erschließt sich so den Lerngegenstand.
Dies kann wellenartig innerhalb einer Klasse geschehen, sodass plötzlich viele Kinder das gleiche tun möchten und dies auch tun können.
Auch das Lernen und Helfen durch andere Schüler ist in einer Offenen Lernumgebung gang und gäbe und gehört zum Alltag.
In der Regel funktioniert die Zusammenarbeit unter Schüler nso gut, dass eine Aufgabe, wie sie bei Dick im Film zu sehen ist, in der Regel nicht geschieht. Frustration(en) finden in diesen Lernumgebungen nicht statt, da es sich immer um ein partnerschaftliches Zusammenarbeiten handelt.
Jeder Schüler kann etwas, was einen anderen Schüler interessiert und kann ihm helfen, sich dieses Wissen zu erschließen.
Bei Geschwistern kann man diese Lernvorgänge auch beobachten.
Dadurch erklärt sich auch, dass die jüngeren Geschwister viele Dinge schon erlernt haben, ohne dass eigentlich bekannt und aufgefallen ist, wie sie das gemacht haben: allein durch Abschauen und Nachmachen .
Das ältere Geschwisterkind hat sich diese Lernzuwächse allerdings noch mühsam erarbeiten müssen.
Diese Lernvorgänge setzen sich im Kindergarten fort. Auch dort findet man altersgemischte Gruppen, die sich – wenn auch nicht immer so geplant – eben diesen „Voneinander-Lernen-Effekt“ nutzbar machen.
Auch in der Schule, in der Klasse, ist das so.
Auch wenn viele Lehrer und Erwachsene der Meinung sind, dass Jahrgangsklassen homogene Lerngruppen sind, so stimmt das nicht.
Es sind Kinder unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Entwicklungsstände und unterschiedlicher Lerninteressen und Fähigkeiten im Klassenverband versammelt und damit ist keine homogene Gruppe mehr vorhanden. Kommen noch Wiederholer hinzu ändert sich die Gruppenstruktur zusätzlich und die Gruppenzusammensetzung ist um einen Heterogenitätsfaktor reicher.
Der Begriff „reicher“ ist absichtlich gewählt, denn eine heterogene Gruppe ist grundsätzlich reicher, denn im Zusammenspiel unterschiedlicher Fähigkeiten und Entwicklungsständen findet eine Bereicherung aller Gruppenmitglieder statt.
Hier möchte ich in diesem Zusammenhang auf mein Lieblingszitat von Maria Montessori verweisen:
„Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche, wie der, auf dem die Starken sich vervollkommen.“
Wir, die Lehrer in solchen Klassen, müssen diese Bereicherungen für alle Mitglieder im Klassenverband nutzbar machen und so die Kinder in ihrer Entwicklung individuell unterstützen und fördern; als Helfer, Moderator und manchmal ein wenig als Mutmacher tätig sein.
Schauen Sie sich die Filmchen einmal unter diesen Gesichtspunkten an.
Und hier, der versprochene zweite Film: