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Es ist schon verwunderlich, wie immer mehr Kompetenzen durch das Internet und moderne Medien verloren gehen.
Beginnen Schüler ein neues Projekt in der Grundschule, so ist folgendes grobes Ablaufschema eine Leitlinie und Hilfe für die Kinder bei der Erschließung und Erarbeitung eines Sachverhaltes:
Planungsphase 1 – Informationen
- Was weißt Du / wisst Ihr schon?
- Was willst Du /wollt Ihr wissen?
- Was wollen Zuhörer, denen Ihr das Projekt vorstellt, wissen?
Planungsphase 2 – Wo bekomme ich Informationen her?
- Klassenbibliothek
- Schulbibliothek
- Bücher von Zuhause
- Bücher aus der öffentlichen Bibliothek
- Nachschlage CDs/DVDs
- Mama, Papa, Oma, Opa, LehrerIn, Fachmann vor Ort
Konkreter Ablauf
Die Stichpunkte werden aufgeschrieben und daraus kann nun ein Arbeitsplan für eine Gruppe entstehen, sodass ein gemeinsames Erarbeiten des Themas möglich ist. Die Gruppe teilt sich in der Regel selbstständig die zu bearbeitenden Bereiche ein und nutzen dabei die unterschiedlichen Fähigkeiten, Talente und Begabungen der einzelnen Gruppenmitglieder.
Im weiteren Verlauf der Arbeit finden einige Teamabsprachen statt, in der dann auch festgelegt wird, wer was schreibt, malt oder zeichnet. Wie die vorgetragene Präsentation aussieht und wie die Plakatdokumentation angelegt wird, usw. usw..
Sobald es daran geht, die Informationen zu finden, kommt die Frage: „Dürfen wir ins Internet?“
Technische Voraussetzungen
Unsere Schule ist komplett vernetzt und in jedem Klassenraum steht mindestens ein Computer mit Internetzugang. Installiert ist unter Windows neben den Systemprogrammen einigen Lernprogrammen eine Textverarbeitung, ein Präsentationsprogramm, ein Bildbearbeitungsprogramm. Im Förderraum steht eine kleine Gruppe von Computern, an denen ein Scanner angeschlossen ist. Da eine Komplettvernetzung vorhanden ist, kann von jedem Arbeitsplatz auf jedes Dokument, das auf dem Server liegt, zugegriffen werden. Dadurch sind wir in der Lage, in der „heißen Phase“ am Ende des Projekts, auch die Computer der Nachbarklasse mitzunutzen.
Es handelt sich hier, so möchte ich ausdrücklich anmerken, um sehr gute technische Voraussetzungen, die bis auf die Einschränkung eines fehlenden W-Lan-Netzes alles bieten, was Voraussetzung im Umgang und zum Erwerb von Medienkompetenzen erforderlich ist.
Buch oder Internet? Das ist hier die Frage!
Diese Frage nach dem Internet kommt und kommt, obwohl allen Schülern klar ist, dass die Recherche mit Büchern begonnen wird, schon häufig, bevor das erste Buch aufgeschlagen worden ist.
Der Hinweis auf Recherchebeginn in Büchern wird dann schnell mit der Antwort: „Da steht nichts über … drin!“ oder „Zu dem Thema haben wir in dem Buch nichts gefunden!“
Lässt man sich dann eines dieser „informationslosen“ Bücher geben und schaut im Inhalts- oder Stichwortverzeichnis nach, so findet man in der Regel immer etwas zum Thema, meist sogar ausführlich und kindgerecht. Der Verweis auf die Informationen wird dann meist mit einem Schulterzucken und der Antwort beschieden: „Das hab‘ ich nicht gefunden! Darf ich jetzt ins Internet?“.
Das Internet
Schaut man sich nun an, wie Schüler mit dem Internet umgehen, so weiß man schnell, warum der Ruf so schnell kommt:
Google aufrufen
Unter Umständen der Hinweis durch die Suchmaschine: Meinten Sie vielleicht …
Anklicken …
… und die Suchmaschine liefert in einem Sekundenbruchteil eine große Zahl von gefundenen Internetseiten, die den Tag „Kölner Dom“ enthalten.
Wird das gleiche Prozedere nun mit einer Kindersuchmaschine, hier: Blinde Kuh, so wird die Autokorrektur nicht angeboten. Es ist zwingend erforderlich, dass der Suchbegriff orthografisch richtig geschrieben wird.
Ist dies der Fall, so spuckt auch diese Suchmaschine in Sekundenbruchteilen ein Suchergebnis aus. Innerhalb von 0.4427 Sekunden, nicht mal einer halben Sekunde, teilt die Suchmaschine mit, dass zur Darstellung der Suchanfrage 40 Seiten benötigt werden. Wenn man nun weiß, dass auf jeder Seite 10 Suchergebnisse stehen, so kommt die Kindersuchmaschine auf 400 Internetseite mit dem Tag „Kölner Dom“.
Google verweist in 0.09 Sekunden insgesamt 1.010.000 Suchergebnisse, die den Tag „Kölner Dom“ enthalten.
Die angegebene Zahl sagt natürlich nichts über die Qualität der gefundenen Seiten aus und auch nicht, ob sich die gesuchten Informationen auf den Seiten befinden.
Boolesche Algebra oder Booleschen Regeln
Grund für diese Menge an Ergebnissen ist mangelnde Einschränkung und / oder Präzisierung des Suchbegriffs mittels der booleschen Regeln.
Eine solche mögliche Abfrage könnte dann so aussehen:
dom +köln +dreikönigenschrein +geschichte -stadtführer -musik -rheinland -*.doc *.pdf
Alle mit dem +-Zeichen versehenen Begriffe müssen im Text enthalten sein und alle Dokumente, die einen Begriff mit vorangestelltem –-Zeichen enthalten, werden nicht angezeigt. Google kommt so auf 104 Seiten gegenüber einer Trefferzahl von 1.010.000 nur mit dem Begriff „Kölner Dom“.
Fazit der Suche durch Grundschüler im Internet
Wie die Menge der Treffer mit dem Suchbegriff „Kölner Dom“ zeigt, ist eine Detailsuche durch Grundschüler mithilfe der booleschen Regeln kaum möglich. Vielmehr werden sie mit einer Anzahl von Treffern konfrontiert, vor der sie mehr oder weniger hilflos stehen, denn sie müssten nun die kurzen Erklärungstexte zu den Seiten lesen oder jede Seite aufrufen und ansehen, bis sie die gesuchten Informationen gefunden haben.
Das übersteigt meines Erachtens und meiner Erfahrung nach nicht den Lesekompetenzen eines Grundschülers.
Was ist die Konsequenz?
Die Suche wird eingetippt und es wird (fast) wahllos die Information einer Seite entnommen, die sich augenscheinlich anbietet. Meist ist das Wikipedia, deren Texte aber wiederum nicht für Kinder geschrieben worden sind und von Grundschülern aufgrund des Satzbaus und des Vokabulars nicht verstanden werden. Beherrscht wird aber in den meisten Fällen das Kopieren über die Zwischenablage in das eigene Dokument, was dann wieder als Ergebnis vorgestellt wird.
Es ist bequem, aber sicherlich hält sich der Lernzuwachs in sehr engen Grenzen und die Kompetenzen, die eigentlich erworben werden sollen, bleiben auf der Strecke. Der Umgang mit einem Buch geht verloren und mögliche Verifizierungen auf die Richtigkeit der gefundenen Ergebnisse unterbleiben.
Hinzu kommt ein rechtliches Problem, denn alle Texte und Bilder, auch die im Internet, sind in der Regel urheberrechtlich geschützt und es ist strafbar, diese ohne Quellenangabe in eigene Texte zu integrieren.
Es geht die Wertigkeit dieser Texte verloren und damit sicherlich auch die Qualität.
Forderung
Grundsätzlich finde ich es gut, dass Kinder in der Grundschule den Umgang mit Medien erlernen können und auch sollen oder besser: müssen. Allerdings ist als Voraussetzung die Anbahnung von Medienkompetenz zwingende Voraussetzung.
Die Nutzung des Computers als Werkzeug ist meine Forderung. Das heißt, dass der Umgang mit anderen Medien wie Stift und Papier, Heft und Plakat, Kreide und Tafel, gleichwertig, je nach Aufgabe das richtige Werkzeug sein kann.
Der Computer ist immer dann das richtige Werkzeug, wenn Eigenschaften einzelner Medien zusammengeführt werden sollen, um so zum Beispiel eine Präsentation zu erstellen, die sowohl Bewegung als auch Ton enthält.
Erst wenn man in das richtige Medium für den angestrebten Zweck auswählt, besitzt man Medienkompetenz und ist auf dem richtigen Weg zu einer angemessenen Mediennutzung.
Weiterführende Infos
Booleschen Regeln – Wikipedia oder lieber gleich das Google-Suchergebnis
Tag (Informatik) – Wikipedia
Googelsuche nach: dom +köln +dreikönigenschrein +geschichte -stadtführer -musik -rheinland -*.doc *.pdf