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Inklusion – Geld ist nicht alles!

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Inklusion Definition(en)

(Pädagogik) gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder in Kindergärten und [Regel]schulen

Es ist ein Thema, das die Zustimmung Aller erfordert und deshalb gesamtgesellschaftliche Bedeutung besitzt.

Inklusive Pädagogik ist ein pädagogischer Ansatz, dessen wesentliches Prinzip die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität (=Vielfalt) in Bildung und Erziehung ist.

 Liest man diese Definitionen von Inklusion, so wird schnell klar, dass es sich hier nicht um ein isoliertes Problem von Schulen handelt, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Jeder Bundesbürger ist hier betroffen und muss seine Einstellung gemäß diesen Definitionen überprüfen.

 Eine von oben verordnete und übergestülpte Inklusion ist nicht möglich. Sie führt dazu, dass es als Überforderung empfunden und nach Wegen gesucht wird, hier auszuweichen. Meist erfolgt eine lange Liste von Gründen, warum Inklusion zwar gerne gewollt, aber im Moment nicht durchführbar ist: Kein Geld, zu große Klassen, keine Fortbildungen, zu wenig Personal, Überforderung von Lehrern und so weiter. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen – ich vertraue hier auf Ihre Fantasie oder Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.

 Wie Inklusion geblockt wird, haben gerade ein Gymnasium, eine Realschule und ein Kultusminister gezeigt, obwohl letzterer im kommenden Jahr die Inklusion in seinem Bundesland verbindlich einführen wird.

 Was für weiterführende Schulen kein Problem zu sein scheint, nämlich die Ablehnung von Kinder, die andere Denkschemata oder körperliche Einschränkungen haben, ist in Kindertagesstätte oder Grundschulen kaum möglich. Dort findet man diese Kinder in den Klassen, obwohl diese bei der Lehrerstellenberechnung vorher herausgerechnet werden, dann eine Zuweisung von Förderschullehrern erfolgt, die wiederum nur eine begrenzte Anzahl von Stunden für diese Kinder da sind. Es versteht sich, dass diese Kinder natürlich am Unterricht der Klasse teilnehmen und einen Großteil ihrer Schulzeit bei und mit der Klassenlehrerin verbringen. Daran ändert sich auch nicht, wenn ein Schulbegleiter zu Einzelbetreuung verpflichtet worden ist.

 Honoriert wird das meist mit einem Gehalt im Grundschulbereich, dass mehrere Stufen unter denen der Kolleginnen und Kollegen der weiterführenden Schulen liegt. Bei Erzieherinnen ist die Differenz noch wesentlich größer. Das war aber nur ein kleiner Ausflug in den Bereich leistungsgerechte Bezahlung. ;-)

 Auch in Grundschulen gibt es natürlich Mechanismen, die das Ausweichen von Inklusiver Pädagogik ermöglicht. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So können Förderlehrer diese Kinder aus dem Klassenunterricht nehmen und eine Gruppenförderung durchführen. Grundsätzlich ist es möglich, diese Kinder nicht in den Klassenunterricht einzubinden und ihnen Aufgaben im Zusammenhang mit dem zurzeit bearbeitetem Thema zu geben. Sie bekommen einfach andere Aufgaben, die ihrem Leistungsstand »angemessen« sind. Ähnliches Vorgehen findet man häufig bei altersgemischtem Unterricht, plötzlich wird der Abteilungsunterricht entdeckt, der jede Altersstufe mit einer eigenen Aufgabe gemäß der Richtlinien dieser Stufe beschäftigt. Das war früher in kleinen Dorfschulen lange Zeit gang und gäbe.

 Hier ist es ein Ausweichen, weil Kolleginnen und Kollegen sich durch diese Art des Unterrichts überfordert fühlen. Meist wird auf Werkstätten ausgewichen, in denen sich die Schüler die Reihenfolge der Arbeitsblätter aussuchen können. Zugegeben, das ist jetzt überspritzt und böse ausgedrückt. Werkstätten können durchaus ein Zwischenschritt sein, der zu inklusivem Unterricht führt. Werden die Werkstätten allerdings nach dem Motto »Hilfe, der Kopierer ist kaputt, ich kann nicht unterrichten« genutzt, trifft meine überspitzte Formulierung von oben zu.

 Ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Thema Inklusion in der Schule sind die Eltern. Diese haben meist die Schullaufbahn für ihr Kind vorgeplant und so trifft es nicht immer auf Begeisterung, wenn Kinder in der Klasse sind, die vordergründig den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden. Dass diese Kinder eine Bereicherung sind, nicht nur im Blick auf das Sozialverhalten, sondern durchaus auch aufs Lernen, wird meist nicht berücksichtigt. Das Gymnasium als Ziel setzt hier für viele Eltern die Priorität. Das hat sich übrigens auch bei dem Gymnasium gezeigt, das ein Kind nicht aufnehmen wollte, weil es leistungsmäßig nicht mithalten kann. Hier wurden die Eltern aktiviert, die sich gegen die Aufnahme ausgesprochen haben.

 Inklusion ist kein Problem der Schule, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Erst muss es in den Köpfen aller hier lebenden Menschen klick gemacht haben, erst dann kann Inklusion stattfinden.

 Wenn dieses selbstverständliche Inklusionsdenken mehrheitlich vorhanden ist, wird sich gleichzeitig die Ausstattung und die personelle Besetzung an Schulen ändern.  Dann hört der Ruf nach Geld und Ausstattung auf, denn beides wird in ausreichendem Maße vorhanden sein. Erst dann ändert sich auch der Unterricht. Weg vom Selektionsgedanken und Notendruck, hin zu inklusivem Unterricht.

 Mit anderen Worten, die Umsetzung der Inklusion hängt von Ihnen ab!