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Im Kopf muss es Klick machen!

Posted in Lernen, Nachdenkliches, Politik, Schule, and Standpunkt

Seit Monaten tobt nun schon eine Presseschlacht um das Thema „Inklusion“. Alle reden mit und viele, die sich zu Wort melden oder zitiert werden, meinen, sie hätten die Lösung für die geforderte UN-Konvention in petto.

Ich freue mich sehr über diese Diskussion, denn ich denke, dass dies ein erster, wenn auch kleiner Schritt in die richtige Richtung ist.

Allerdings habe ich auch meine Bedenken, ob dies nicht nur eine vorgeschobene Diskussion ist, die von anderen, viel größeren Problemen ablenken soll. Denn der wirkliche Wille, hier etwas auf politischer Ebene zu verändern, sehe ich bisher nicht.

Der Begriff „Inklusion“ ist in Mode und wer up to date sein will, muss zu diesem Thema etwas sagen.

Da werden Umfragen herangezogen, die belegen, dass Eltern mit einer fast Zweidrittelmehrheit für Inklusion und somit eine Schule für alle Kinder wünschen, egal, ob sie behindert sind oder nicht.

Andererseits stehen diesem Wunsch, der sicherlich bei noch viel mehr Eltern vorhanden ist, zwei Faktoren bei der Umsetzung entgegen:

Die Grundschulzeit dauert in der Regel vier Jahre

>In dieser Zeit soll das eigene Kind nicht nur Lesen und Schreiben lernen, sondern auch so fit gemacht werden, dass die anschließende Schullaufbahn gymnasial weitergeführt werden kann.

Eltern stehen also ständig in einem Konflikt, denn ihr primäres und zentrales Ziel ist es, für das eigene Kind den besten Start in die Zukunft zu sichern.
Dies bedeutet allerdings auch, dass die Leistungsbewertung der zentrale Fixpunkt ist, der im Fokus der Eltern als Indiz für die weitere Schullaufbahn und damit für den weiteren Lebensweg des eigenen Kindes ist.

Inklusion muss wachsen und kann nicht verordnet werden

Die eigene Schulzeit ist für viele Menschen die Grundlage, auf der Schule heute beurteilt wird. Dies ist nicht nur bei Eltern so, sondern auch bei Entscheidungsträgern der Politik und, ich sage das hier im vollen Bewusstsein, dass es vielleicht viel Widerspruch einbringen wird, auch bei den Lehrern häufig so ist.
Dies ist mit Sicherheit keine böse Absicht, denn man kennt es nicht anders und es ist schwer vorstellbar, wie man Kindern etwas beibringen soll, wenn man es nicht auf die altbekannte Art und Weise macht.

Wie soll es dann gehen?

Inklusion bedeutet nun aber auch, dass man das einzelne Kind mit seinen Lernbedürfnissen und seinem –vermögen in den Vordergrund stellt.

Dieser Umstand setzt voraus, dass Freiräume geschaffen werden, die individuelles Lernen ermöglichen und Lernen nicht abschließt mit einer benoteten Klassenarbeit, die für alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt angesetzt und geschrieben wird.

Kinder müssen also lernen, wie man möglichst effektiv lernt und ihnen muss das nötige Rüstzeug an die Hand gegeben werden. Das heißt nicht, dass sie „markieren – kopieren – einfügen“ beherrschen, sondern dass sie verschiedene Methoden und hier auf ein möglichst breites Repertoire zugreifen können, dass eine Strukturierung und damit Erschließung des Lerngegenstandes ermöglicht.

Methodentraining ist ein Begriff, der seit Klippert in den Blickpunkt vieler Lehrerinnen und Lehrer gerückt ist und diese Grundlagen des Lernens schafft.

Weitere Hinweise, wie Lernen individuell funktionieren kann, findet man bei den Reformpädagogen, die diese Art des Lernens seit Jahrzehnten auch hier in Deutschland praktizieren und sich immer größeren Zulaufs erfreuen. Zulauf, weil die Lust am Lernen, am Erforschen nicht nur erhalten bleibt, sondern gefördert und unterstützt wird.

Im Kopf muss es KLICK machen!

Wenn bei allen Beteiligten, die aktiv mit Schule verbunden sind, eine Einstellungsänderung, die unter anderem auch die Leistungsbewertung betrifft, stattfindet und individuelles Lernen in den Vordergrund gerückt wird, kann Inklusion gelingen.

Solange von Schule ein Bewertungssystem eingefordert wird, das auf Selektion und Negativbewertung ausgerichtet ist, wie es heute noch praktiziert wird, nützen auch geänderte Richtlinien und Lehrpläne nichts.

Unterstützend muss dieser Aspekt verstärkt in die Lehrerfort- und –ausbildung in den Vordergrund gestellt werden, denn hier kann ein Umdenken oder Andersdenken angebahnt werden.

Wenn das gelungen ist, wird in einem Kraftakt noch einmal viel Geld für die entsprechende Ausstattung aufgebracht werden müssen.

Eine Beliebigkeit bei der Umsetzung, wie sie zum Beispiel bei der Einführung von Gemeinschaftsschulen geplant ist und die allein auf dem Elternwillen beruht, halte ich für kontraproduktiv, weil so die Wichtigkeit, Dringlichkeit und Notwendigkeit einer Beliebigkeit anheim gestellt wird, die diese Schritte in die richtige Richtung nicht nur erschwert, sondern verhindern kann.

Links

Dr. Heinz Klippert

Methodentraining nach Klippert

Zeit Online Es klippert in der Schule – Interview mit Dr. Heinz Klippert

Reformpädagogen

Montessori-Pädagogik

Peter Petersen Pädagogik (Jena Plan)

Freinet Pädagogik

Neue Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule