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Im Fahrstuhl zur Jugend

Posted in Alltagsbegegnungen, Begegnungen, Nachdenkliches, and wasmirindensinnkommt

   „Darf ich mit Ihnen fahren?“, sprach ich eine ältere Dame an, die vor dem Aufzug wartete. Normalerweise gehe ich die Treppe, aber dieses Mal hatte ich einfach keine Lust und stellte mich neben die Dame.

   „Gerne!“, antwortete sie und so warteten wir gemeinsam. Als der Fahrstuhl kam und die Türen sich automatisch öffneten, machte ich mit der Hand eine Geste, die ihr signalisierte, dass sie zuerst einsteigen sollte.

   „Es gibt nicht mehr viele höfliche Menschen! Unsere Generation ist da noch anders!“, sagte sie zu mir.

   Ui, dachte ich, sehe ich schon so alt aus, denn die Dame war locker fünfzehn Jahre älter als ich.
Ich nickte und sah sie an.

   „Zur Ehrenrettung der Jugend muss ich allerdings sagen, dass ich gestern einen Jungen man getroffen habe, der erst jemandem die Türe aufhielt, der mit Krücken ging, weil er womöglich ein Bein gebrochen hatte und als er mich sah, auch mir die Türe offen hielt, bevor er selbst den Raum betrat. Es gibt sie also noch, die höfliche Jugend, wenn man sie auch manches Mal nicht so wahrnimmt.“

   Sie lächelte mich an. „Das macht Hoffnung!“, sagte sie, als der Aufzug hielt.

   Wieder machte ich die Geste, die ihr den Vortritt ließ.

   „Auf Wiedersehen!“
  „Auf Wiedersehen!“