Direkt zum Inhalt

Ich fahre mit dem Rad bei Regen so vor mich hin und dann …

Posted in Fahrrad, Köln, and Verkehr

Mistwetter. Es regnet und ich warte schon eine Weile, um die Lücke zwischen zwei Schauern zu erwischen. Mein Regenradar, das mir schon oft geholfen hat, zeigt an, dass es nicht regnet und eine recht großes regenloses Loch in der Regenfront klafft. Mein Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass es regnet. Nicht zu knapp. Ich habe meine Regenhose schon angezogen und keine Lust mehr darauf, weiterhin warten. Also, ab in den Keller und das Rad herausgeholt. Noch schnell meine wasserdichte Radtasche an den Gepäckträger geklemmt und die Unterlagen, die ich abgeben muss, darin verstaut.

Los geht es!

Ich bin froh, dass ich meine Kappe aufhabe. Der Schirm hält ein bisschen den Regen ab, der mir peitschend von vorne ins Gesicht schlägt.

Fahrradschutzstreifen, daneben parkende PKW
Fahrradschutzstreifen

Auf der Hauptstraße plötzlich ein von hinten herannahendes Auto. Gegenverkehr, das Auto bleibt hinter mir. Ich ignoriere den Schutzstreifen und fahre knapp links von ihm. Der Schutzstreifen liegt im Türöffnungsbereich der dort parkenden Fahrzeuge. Sicherheit geht vor, denke ich und verändere meine Position auf der Fahrbahn nicht. Hinter mir der Autofahrer spielt mit dem Gas. Immer mal wieder wird der Motor lauter und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass das Auto einen kleinen Satz nach vorne macht, als ich den Kopf leicht drehe.
Nicht nervös werden, denke ich, gleich kannst du auf den Radweg an der Uferstr., dann kann er vorbei.
Ein Blick auf mein Tacho zeigt mir, dass ich gute 25 km/h in dieser dreißiger Zone fahre. Bei dem Gegenwind und dem Wetter nicht wirklich schlecht für ein Tourenrad. Warum hat der es so eilig?
An der »Quetsch« vorbei und dann auf den Radweg. Der Motor heult auf und der Wagen schießt an mir vorbei. Hinter ihm noch einige andere Fahrzeuge, die ebenfalls beschleunigen. Ein kleine Karawane, die dort fährt. Dann eine Riesenfontäne, die sich nach rechts auf den Radweg ausbreitet. Ein Radfahrer wird gebadet, der zweite auch, als das nächste Auto durch die Pfütze fährt. Kein Pkw verändert die Geschwindigkeit und es geht mit Schmackes durch die Pfütze. Da wenig Verkehr auf dem Radweg ist, viele Radfahrer unter der Rodenkirchener Brücke Schutz gesucht haben, gehen die weiteren Fontänen ins Leere bzw. ergießen sich auf den Radweg.

Wenn ich einmal unterwegs bin, ist es mir egal, dass ich nass geworden bin.
So unterquere ich die Südbrücke und schaue erst einmal auf den nördlichen Zugang zur Brücke hoch, weil dort häufig Fußgänger und Radfahrer herunterkommen und ihren Weg fortsetzen, ohne auf den Verkehr zu achten.
Die Litfaßsäule, die dort von der Firma Ströer aufgebaut ist, verengt den gemeinsamen Fuß- und Radweg auf eine unzulässige Breite und nimmt gleichzeitig die Sicht auf entgegenkommende Fußgänger und Radfahrer. (Mehr dazu auf den Seiten des Kölner ADFC!)
Ja, in Köln scheint alles möglich zu sein und Radfahrer interessieren hier nicht. Dann, auf der Rückfahrt, das besondere Erlebnis!

Ich fuhr, inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, am Volksgarten in den Kreisverkehr ein, um meine Fahrt Richtung Rhein und nach Hause fortzusetzen.
Auf der Volksgartenstraße, ich war gerade eingebogen, höre ich ein Fahrzeug hinter mir. Mit entsprechendem Abstand zu den rechts parkenden Pkw fahre ich weiter. Der verbleibende Rest der Fahrbahn hätte ausgereicht, mich zu überholen. Das hätte zwar bedeutet, dass der Sicherheitsabstand unterschritten worden wäre, für Kölner Verhältnisse wäre er noch als üppig durchgegangen.

Er überholt mich allerdings nicht, sondern fährt weiter hinter mir her.
Langsam werde ich nervös und denke, warum überholt der mich nicht, ist doch genügend Platz vorhanden!

Scheinbar habe ich das knappe Überholen in Köln schon als Standard verinnerlicht.

Ich sehe schon die Ampel an der Vorgebirgsstraße, die Rot zeigt. Dort wird der Verkehr über eine Spur geradeaus und über die rechte Spur nach rechts geführt. Ich halte auf der Geradeausspur. Rechts neben mir hält der Pkw, der mich die ganze Zeit verfolgt hat. Ich mache ein Zeichen, dass der Fahrer die Scheibe herunterkurbeln möge. Er macht es, allerdings elektrisch.

“Danke, dass Sie so rücksichtsvoll hinter mir geblieben sind!”, spreche ich ihn an.

Er grinst und sagt:”Ist doch eine Selbstverständlichkeit!”

Wenn das eine Selbstverständlichkeit in Köln wäre, hätten alle weniger Stress!