Beobachtet man die Entwicklung in Grundschulen, ist man nicht immer erfreut über das, was man zu sehen bekommt. Häufig ist die Weiterentwicklung gar keine, sondern entpuppt sich bei näherem Betrachten als Aktionismus. Wie schon angedeutet, beziehe ich mich auf Grundschulen, denn an weiterführende Schulen ändern sich die Bedürfnisse der dort agierenden Menschen.
In Köln scheint es im Moment in Mode zu sein, Schülersprechtage durchzuführen. An weiterführenden Schulen mit dem Fachlehrersystem aller Voraussicht nach nicht verkehrt, obwohl auch dort von den Kollegen eine Sprechstunde angeboten wird. Durch die größere Anzahl der Schüler, die durch einen Fachlehrer betreut werden, kommt es hier dennoch zu einer zeitlichen Begrenzung.
In der Grundschule ist das anders. Dort ist das Klassenlehrerprinzip das favorisierte und sinnvolle Modell. Einerseits erleichtert dieses Prinzip den Übergang vom Kindergarten in die Schule, andererseits werden die angebotenen Unterrichtsfächer in der Regel vom Klassenlehrer unterrichtet. Ausnahmen sind sicherlich die Fächer Religion und Englisch, da hier eine besondere Qualifikation nachgewiesen werden muss. Musik und Sport werden auch gerne von den Klassenlehrern an Kollegen abgegeben, wenn diese Fächer nicht zum Schwerpunkt ihres Studiums gehört haben und entsprechend ausgebildete Kollegen an der Schule sind.
Durch das Klassenlehrerprinzip erhält der Schüler, ähnlich wie im Kindergarten, eine feste Bezugsperson. Das hat den Vorteil, dass die Klassengemeinschaft gestärkt wird, der Lehrer die Kinder gut kennenlernt und sie vielfältig unterstützen kann.
Da der Lehrer fast alle Fächer unterrichtet, ist fächerübergreifendendes Arbeiten, Projektarbeit oder Arbeiten in Offenen Lernumgebungen möglich. Ein Sachverhalt, der nicht nur den in den Richtlinien und Lehrplänen vorgegebenen Anspruch der individuellen Förderung stützt, sondern auch ein Schritt in Richtung Inklusion sein kann, wenn die übrigen Voraussetzungen stimmen.
Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt, nämlich der der schnellen Interaktion bei der Unterstützung der Entwicklung der Schüler. So kann zum Beispiel auf positives als auch auf negatives Verhalten im direkten Zusammenhang Einfluss genommen werden. Sprechstunden sind deshalb in der Regel auch Elternsprechstunden.
Warum immer mehr Grundschulen Schülersprechtage einführen, erschließt sich mir nicht. Ein Dialog, wie er an weiterführenden Schulen in den höheren Jahrgangsstufen »auf Augenhöhe» erreichbar ist, ist meines Erachtens in der Grundschule nicht möglich. Hierfür ist die Überlegenheit des Lehrers doch zu groß.
Was bespricht man also mit dem Schüler bei einem solchen Schülersprechtag?
Dafür Unterricht ausfallen zu lassen, halte ich für überdenkenswert. Die Sprechstunde der Grundschulkollegen reicht häufig aus, um in der nicht genutzten Zeit diese als Schülersprechstunden zu nutzen.
Das Vorgehen vieler Lehrer, die Schüler beim Elterngespräch mit einzuladen, ist meines Erachtens sinnvoller.