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Gewaltfrei Lernen

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Gewalt an Schulen
Gewaltprävention ist eines der immer wiederkehrenden Themen in der Schule.
Durch Vorfälle, die in der Presse berichtet werden, rückt diese Problematik immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

Ohne hier Gründe und Ursachen dieser Gewalt zu suchen oder zu erörtern, möchte ich kurz von einem Projekt berichten, das nach meinem Dafürhalten sehr dazu beitragen kann, dass die Gewaltprävention an einer Schule eingeleitet, eingeübt und dauerhaft etabliert wird.

Versuche zur Gewaltprävention
Schon seit längerer Zeit wird Gewaltprävention an Schulen – hier insbesondere in sozialräumlich belasteten Gebieten – durchgeführt.
Eingeführt wurden solche Gewaltpräventionsprojekte über ein Streitschlichtermodell.

Streitschlichter
Grundlage war es, einer kleine Gruppe von Streitschlichtern auszubilden, die dann bei Konflikten auf dem Schulhof mit den „Streithähnen“ die Ursache ergründen und eine mögliche Einigung anbahnen und damit die Beilegung des Konflikts zu ermöglichen.
Unabhängig von aufsichtsführenden Lehrern sollen Konflikte durch die Schüler selbst geregelt werden.
Angestrebt wird dabei immer eine Win-Win- Situation, sodass keiner der am konfliktbeteiligten Schüler als Verlierer aus der Auseinandersetzung herausgeht.
Streitschlichter sind an einem besonderen Merkmal – häufig rote Käppis – für die Schüler zu erkennen.

Streitschlichter an Grundschulen
Dieses Modell wird auch an Grundschulen durchgeführt.
Meines Erachtens ist dieses Modell nicht sehr gut geeignet, da die Kinder mehr die Funktion eines Hilfssheriffs haben oder zumindest so gesehen werden könnten.
Außerdem werden immer nur wenige Kinder ausgebildet, sodass dieses Modell der Streitschlichtung in der Regel auch nur wenigen Schülern zugutekommt.

Gewaltfrei lernen„Gewaltfrei Lernen“
„Gewaltfrei Lernen“ benutzt einen anderen Ansatz, um Gewaltprävention an Schulen einzuführen, einzuüben und dauerhaft zu etablieren.

Der Ablauf
Gewaltprävention mit „Gewaltfrei Lernen“ beginnt mit einem Elternabend, auf dem über Ziele, Durchführung und gemeinsames Handeln aller Beteiligten den anwesenden Eltern vorgestellt werden.
Einige Übungen, die die Kinder im Verlauf dieses Programms erlernen werden, werden während des Elternabends vorgestellt und auch mit den Eltern durchgeführt.
Dies gibt den Eltern die Möglichkeit, auch im familiären Bereich auf in der Schule Gelerntes zurückzugreifen, um so die Bemühungen der Gewaltprävention zu unterstützen.

Fortbildung
Bevor das Programm begonnen wird und die Trainer in die Schule kommen, um mit den Kindern zu arbeiten, lernen die Lehrer die Grundlagen des Projekts „Gewaltfrei Lernen“.
Neben einem theoretischen Teil findet diese Fortbildung zu großen Teilen in der Turnhalle statt, denn die Lehrer müssen die gleichen Übungen lernen, die mit den Schülern intensiv geübt werden.

Die Arbeit mit den Schülern
Bei den Übungen mit den Schülern, die überwiegend praktisch in der Turnhalle durchgeführt werden, geht es um Gewaltprävention schon dann, wenn es zu Auseinandersetzungen oder Konflikten kommen könnte.
Die Schüler üben konkret, was zu tun ist, wenn ein anderes Kind – aus welchen Gründen auch immer -, etwas macht, was dem eigenen Empfinden entgegensteht.
Es wird nicht so sehr auf eine Konfliktlösung im Nachhinein gesetzt, obwohl auch das Thema ist, Schwerpunkt ist aber die Vermeidung von Konflikten und Gewalt im Vorhinein.
So wird die Signalwirkung der „Stopphand“ so eingeübt, dass sie unmissverständlich ist und auch der Satz: „Lass das bitte, ich will das nicht!“ wird laut, deutlich und eindeutig gesprochen.

Aber auch das Holen von Hilfe, wenn man trotz diese konkreten Signale an sein Gegenüber nicht weiterkommt, wird thematisiert und geübt.

Die ganze Schule
Die ganze Schule ist an diesem Training durch die Trainerinnen und Trainer von „Gewaltfrei Lernen“ beteiligt.
Alle haben über Konflikte, Gewalt und Gewaltprävention gesprochen und gelernt, wie man eigene Bedürfnisse formuliert und seinem Gegenüber eindeutig zu verstehen gibt, dass er doch aufhören möge.
Auf dieser, allen in der Schule bekannten, Grundlage wird diese Methode geübt.
Bei Konfliktklärungen spielen die Lehrer die „Gewaltfrei Lernen“-Lösungsstrategien mit den Kindern wieder durch, sodass sich dieses Verfahren langsam und dauerhaft etabliert.

Nachschulung
Nach einiger Zeit kommt das „Gewaltfrei Lernen“ – Team noch einmal in die Schule und macht mit jeder Klasse ein Auffrischungstraining, nachdem vorher mit den Schülern besprochen worden ist, bei welchen Konflikten die gelernten Verhaltensstrategien geholfen haben, einen Konflikt zu vermeiden.

Fazit
„Gewaltfrei Lernen“ ist sicherlich eine sehr effektive Möglichkeit, Gewaltprävention an Schulen einzuführen, einzuüben und dauerhaft zu etablieren.

Natürlich ist dies auch kein Selbstläufer nach dem Motto: Die Trainer waren da und jetzt haben wir keine Gewalt mehr an der Schule!

Ein Erinnern an Gelerntes und das Üben der Regeln automatisieren den Ablauf der „Gewaltfrei Lernen“-Strategien und geben so den Schülern, den Eltern und auch den Lehrern ein Instrument an die Hand, Gewaltprävention als Grundlage des Umgangs miteinander zu machen.

Kosten
„Gewaltfrei Lernen“ ist nicht kostenlos, aber Gott sei Dank finden sich trotz Krisenzeiten immer noch potenzielle Sponsoren, die sich dafür einsetzen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Gewalt nicht in den Fokus gesetzt wird, sondern schon durch die Stärkung der Schülerkompetenzen in den Hintergrund des gemeinsamen Lebens rückt!

Dafür möchte ich hier ausdrücklich: DANKE! sagen.

Links
Hompage „Gewaltfrei Lernen“

Kurzinfos zum Projekt „Gewaltfrei Lernen“ als PDF-Datei