Zu zoologischen Gärten habe ich eine ambivalente Haltung, auch wenn ich bemerke, dass man
versucht, die dort gefangenen Tiere immer lebensnäher zu halten. Das ist gut für die Tiere. Gleichzeitig sind Zoos meist wunderbare Parklandschaften, die sich je nach Tageszeit und Jahreszeit verändern, ein anderes Bild bieten und so überraschen.
Ein Grund, warum ich doch ganz gerne in Zoos gehe. Ich besuche allerdings auch gerne Friedhöfe. Diese sind häufig mehr Park als Friedhof. Hier sei der Kölner Melatenfriedhof exemplarisch genannt.
Samstag war es wieder so weit. Früh morgens machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Kölner Zoo. Pünktlich um neun Uhr hatte ich mein Fahrrad an einen Laternenmast angeschlossen, den Weg zum Eingang zurückgelegt und meine Jahreskarte in den Automaten geschoben, sodass sich das Drehkreuz öffnete.
Die erste lange Bank war meine Anlaufstelle, denn ich musste die gut verpackte Kamera aus dem Rucksack auspacken. Die ist immer noch in ein dickes Handtuch eingewickelt, damit ihr ja nichts passieren kann.
Eine Zoo-Fotografin war erst aktiv, aber der Besucherstrom war noch nicht vorhanden. Es tröpfelten noch zwei, drei Besucher nach mir ein. Einer hatte eine Kamera in der Hand und einen Rucksack auf dem Rücken. Ein anderer zog einen kleinen Kamerakoffer hinter sich her, der ähnlich einem Trolley aussah.
Die Kamele waren noch nicht zu sehen, von den Ottern auch keine Spur. Erdmännchen wie immer schon aktiv, allerdings noch unter der Wärmelampe. Sonderlich warm war es an diesem Morgen nicht. Mir war es warm, das ist eine Begleiterscheinung des Fahrradfahrens. Es wird warm.
Kein Bär da, dafür ein Wärter, der das Gehege reinigte und den Bärendreck mit der Gabel in die mitgebrachte Schubkarre lud. Die Flamingos standen auch noch in einer großen Gruppe herum. Keine Aktivitäten zu sehen. Auch die Geparden waren nicht zu sehen. Hat der Zoo schon neue Tiere. Wenn ich das richtig erinnere, ist gerade noch ein Gepard gestorben. Trotz langer Suche habe ich den kleinen Panda nicht gefunden. Die Frau, die mit mir vor dem Gehege stand, auch nicht.
Dafür steht an vielen Stellen im Zoo Kunst, was mich sehr erfreut hat. Ein Besuch ist lohnenswert!
Die Ameisenbären waren aktiv und steckten ihre langen schmalen Nasen in die kleinsten Winkel des Baumstammes in ihrem Gehege. Schöne Tiere mit einem an ihren Lebensraum angepassten Körper.
Ein lautes brüllen, dass sich regelmäßig wiederholte, ließ mich weitergehen.
Der Löwe ist schon aktiv, wunderte ich mich noch, als ich sah, dass der Tiger Ursache dieser Geräusche war. Wie behämmert lief er von links nach rechts und wieder zurück durch sein Gehege. Immer den gleichen Weg. Immer in gleichen Abständen das Brüllen. Armes Vieh, dachte ich. Ein Grund, warum ich so ein gespaltenes Verhältnis zu Zoos habe. Habe schon viele Tiere gesehen, die stumpfsinnig und automatisiert immer den gleichen Weg gingen und nicht den Eindruck machten, als seine sie auch nur ein wenig glücklich.
Der Schneeleopard wird sicherlich auch nicht sichtbar sein, dachte ich, machte mich aber trotzdem auf den Weg dorthin. Ein Fotograf stand schon dort. Die Kamera auf einem Stativ befestigt und das Objektiv mit Tarnfolie beklebt. Eineinhalb Meter von der Scheibe entfernt fokussierte er in das Gehege. Da sah ich sie. Zwei Geparden, Mutter und Kind.
Schön anzusehen. Elegante Bewegungen. Die Mutter hatte ihr Junges immer im Blickfeld, obwohl es so klein nicht mehr war. Eine ganze Weile bin ich dort stehen geblieben. Auch ich hatte die Kamera ausgerichtet und das Objektiv auf die Scheibe aufgesetzt. Wollte meinen Schatten nicht unbedingt mit im Bild haben.
»Da haben wir ja noch Glück gehabt!«, sprach mich der Fotograf mit dem Trolley an. »Ich dachte schon, hier ist gar nichts los – nur leere Gehege.«
»Den Eindruck hatte ich gleichfalls!«, bestätigte ich seinen Eindruck und ging weiter.
Das Elefantenaußengehege war noch leer. Der Spielplatz, der sich seit meinem letzten Besuch doch sehr geändert hat, ebenfalls. Hier wärest du auch gerne rumgetollt, sagte ich zu mir als ich an ihm vorbeiging. Da hat sich der Zoo viel Mühe gegeben, dachte ich und nickte anerkennend.
Die Seehunde schwammen gelangweilt durchs Wasser und die Pinguine warteten wohl auch noch auf den Morgenkaffee. Nur die jungen Giraffen liefen durchs Gehege und schienen Fangen zu spielen. Selten so elegante Bewegungen gesehen, wie bei diesen laufenden Giraffen. Auf Fotos habe ich hier allerdings verzichtet, denn der Hintergrund ist aufgrund der angrenzenden Häuser reichlich desillusionierend.
Dann war meine Runde auch schon wieder beendet. Bis demnächst wieder im Kölner Zoo oder in irgendeinem anderen Zoo, der auf meinem Weg oder in meiner Nähe liegt.