Seit einer ganzen Weile habe ich auf dem Fahrradtacho meinen Pulswert nicht mehr zur Verfügung. Das hängt mit dem Pulsgurt zusammen, der eine andere Übertragungsfrequenz nutzt als der vorherige. Um diesen Wert zu haben, gerade beim Aufbau der Fitness ist er wichtig, habe ich ab und an meine Polar V800 am Lenker montiert. Das ging zwar, aber immer wenn ich mich ein wenig vom Rad entfernt habe oder wenn ich es abgeschlossen stehen lassen wollte, musst ich die Uhr abnehmen. Bei der guten Schließe, die das Armband hat, war das immer etwas fummelig und in fortgeschrittenem Alter hat man diese Geduld zum Öffnen nicht – vertane Lebenszeit. ;-)
Nichts lag näher, als nach einem neuen Tacho zu schauen, den ich problemlos ans Rad stecken kann und mit einem zweiten Halter an mein Zweitrad.
Fündig wurde ich schnell, denn ich habe bei Polar nachgesehen, um nicht eine Inkompatibilität mit dem Brustgurt zu haben. Mit zwei Brustgurten wollte ich nicht unbedingt fahren.
Der Polar V650 Tacho stach mir gleich ins Auge. Er gefiel mir, da das Display ausreichend groß ist, um verschiedene Anzeigen gleichzeitig zu verkraften und eine gewisse Barrierefreiheit bei Alterskurzsichtigkeit zu garantieren. Das klappt auch wunderbar mit der Anzeige, die klar und hell ist und somit das Kriterium erfüllt. Die Bedienung ist über den Touchscreen einfach, wenn auch das Display dadurch verschmiert und man es ab und an säubern muss. Das stört mich allerdings nicht wirklich, obwohl ich mir durchaus Schalter statt Touchscreen hätte vorstellen können.
Das Gerät kam wie von Polar gewohnt hochwertig verpackt bei mir an. Ausgepackt und an mein MacBook Pro angeschlossen, weil ich es gleich synchronisieren wollte und die Einstellungen dadurch automatisch aufs Gerät gespielt worden wären. Klappt mit der V800 ja auch wunderbar. Aber leider war das ein Trugschluss. Trotz vieler Versuche bekam ich keine Synchronisation hin. Wie gesagt, fortgeschrittenes Alter und nicht mehr so die Geduld, also half nur ein Anruf bei der Polar-Hotline. Mein Anruf lag noch so früh am Nachmittag, dass diese noch besetzt war. Nach Erklärung meines Problems wurde ich erst einmal an einen anderen Mitarbeiter verbunden. Nach ein paar Minuten Gespräch und mehreren Versuchen, erwähnte ich zufällig, dass ich vor meinem MacBook Pro säße. Sogleich erhielt ich den Hinweis, dass die Synchronisation im Moment mit Mac-Rechnern nicht möglich sei. Das verwunderte mich doch sehr, denn bei der V800 funktioniert es ja auch. Gut, ich habe noch einen PC im Zugriff und dort funktionierte die Synchronisierung auf Anhieb.
Was mir bei diesem Gespräch ebenfalls bekannt wurde, dass eine Synchronisation mit der Handy-App via Bluetooth nicht funktioniert, sondern nur kabelgebunden über den PC. Das ist mir nur noch unverständlicher, denn das V650 hat Bluetooth, weil es über diese Verbindung die Daten vom Herzfrequenzsensor erhält. Auch hier die Einschränkung: Was beim V800 problemlos möglich ist, funktioniert beim V650 nicht.
Was mich nervt, dass Trainings nicht beim Synchronisieren mit den täglichen Aktivitäts-Status migriert werden. Seit dem lasse ich die V800 zusätzlich mitlaufen, um meinen Aktivitätsstatus auf einen Blick zu haben. Die Daten vom V650 sind zusätzlich vorhanden. Das ist schon ärgerlich, dass das nicht geht.
Da ich das Gerät am Lenkervorbau montiert habe – die Halterung ließ sich mit den mitgelieferten Gummis leicht montieren und ist bombenfest – scheint die kleine LED, die vorne im V650 als Notlicht integriert ist, in den Himmel. Von vorne wird sie nicht gesehen.
Als etwas nervig empfinde ich, die Videos, die das Gerät beim Ein- und Ausschalten zeigt. Auf diese könnte ich gut verzichten, kann sie aber leider nicht abschalten.
Positiv:
- Das Display ist nicht nur wegen seiner Größe gut ablesbar.
- Alle am Rad angebrachten Sensoren funktionieren.
- Die Kopplung dieser Sensoren gelingt problemlos.
- Das Zusammenspiel mit den verschiedenen Komponenten klappt störungsfrei, auch die Übertragung durch den Brustgurt.
- Die Konfiguration ist einfach.
- Mir fehlt ein Sportprofil „Tourenrad“. So bleibt mir nur „Andere“ zu wählen, was immer das auch sein mag.
- Durch Open Streetmaps sieht man den Kartenausschnitt, in dem man fährt. Muss man bei einem Standortwechsel ggf. vorher updaten. Kartenausschnitt zeigt 450 km um den gewählten Standort, was ausreichend ist.
Fazit
Im Grunde ein gutes Gerät, zumindest vom Grundgedanken her. Bei der Umsetzung und Praktikabilität hakt es an manchen Stellen, die Polar schnellstmöglich korrigieren sollte. Sonst ist es, wenn man zum Beispiel noch ein anderes Gerät wie die V800 von Polar nutzt, ein teueres Vergnügen, das nur durch die gute Ablesbarkeit und die Einfachheit der Befestigung überzahlt ist.
Da allerdings regelmäßig Updates der Software und der Firmware durchgeführt werden, denke und hoffe ich, dass Polar die verschiedenen Kritikpunkte durch ein Update ändert, die dann der Vergangenheit angehören.
