Es war schon spät fürs Mittagessen, aber wir haben es einfach nicht früher geschafft und waren froh, dass es hier noch etwas zu essen für uns gab.
Um uns herum saßen viele Menschen mit Kaffee und Kuchen. Den hätten wir auch gegessen, wenn wir nichts anderes bekommen hatten. So war es uns aber lieber.
Nachdem wir bestellt hatten, ließ ich meinen Blick schweifen.
Ich bemerkte einen Mann von ungefähr 1,75m Größe, der am Nachbartisch saß und mit dem Zuckerspender beschäftigt war. Wenn ich 240 kg wiegen würde, würde ich den Zucker weglassen.
Die 240 kg waren natürlich nur geschätzt, denn gefragt wie viel er wiegt, habe ich ihn nicht. Sein T-Shirt hatte, wenn ich es böse ausdrücken wollte, Zeltgröße. Was mich doch sehr verwundert hat war die Hose, die er trug. Wie nicht anders zu erwarten Sportkleidung.
Seit wann macht die Firma mit den drei Streifen solche Größen, fragte ich leise meiner Frau, die mit einem Achselzucken antwortete.
Neben dem Mann, den ich auf um die 40 Jahre schätze, stand ein Rollator.
Er schien nun mit der Lauffähigkeit des Zuckers zufrieden zu sein, denn das, was er sich in die Hand geschüttet hatte, leckte er gerade auf. Dann begann er damit, seinen Kaffee zu süßen. Vier mal senkte er den Zuckerspender und die weißen Zuckerkristalle rieselten in seine Tasse.
Ich verlor das Interesse an ihm, schaute mich weiter um und unterhielt mich mit meiner Frau.
Der Kellner kam. Beladen mit drei Tellern ging er zum Nachbartisch und sagte und auf den Weg dorthin:”Ihr Essen kommt auch gleich.”
Ich nickte ihm freundlich zu.
Er erreichte den Nachbartisch und sah dort nur zwei Personen sitzen, obwohl er drei Gerichte dabei hatte.
Nachdem er zwei der Gerichte vor der Frau und den Mann abgestellt hatte, fragte er:”Soll ich das noch einmal mitnehmen und warm stellen oder kommt der Dritte gleich?”
“Nein, nein,”, sagte der dicke Mann, ”lassen Sie es hier stehen, das ist auch für mich!”
Der Kellner zögerte kurz, schluckte und stellte den Teller ab. Als er sich zu uns umwendete, schüttelte er unmerklich mit dem Kopf. Innerlich schüttelte ich heftig mit dem Kopf und schlug die Hände über den Kopf zusammen.
Unserer Essen kamen auch bald. Da es lecker war, schenkte ich meinem Essen fast meine gesamte Aufmerksamkeit.
Der Mann am Nachbartisch war schon bei der zweiten Portion. Fast gleichzeitig beendeten wir die Mahlzeit. Ich hatte meine Portion, die ordentlich große war, nicht komplett geschafft. Meine Frau ihre ebenfalls nicht. Der dicke Mann lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an.
Alt wird er nicht, dachte ich und einen ordentlichen Leidensweg hat er auch noch vor sich, bis hin zur Pflege.
Selbstmord auf Raten, nur weil diese Selbstbeherrschung oder Eigenverantwortung fehlt und die Solidargemeinschaft für die Kosten aufkommen wird.
Vielleicht liegt es aber auch an unserer Mentalität, dass man nur eine Pille einwerfen muss und alles wird wieder gut. Wenn nicht, wird es der Arzt schon richten. Ich selbst muss nichts dazu tun.
Unter diesen Umständen darf sich niemand über steigende Krankenkassenkosten beschweren. Umdenken wäre wichtig, hin zur Prävention.