Das wunderbare Wetter, das für Anfang März außergewöhnlich schön war durch viel Sonnenschein und Temperaturen um 15 Grad, hielten mich nicht mehr – ich musste raus und aufs Rad.
Vor ein paar Tagen hatte ich im Internet gelesen, dass es eine 10-Seen-Tour in Brühl gibt, die am Kaiserbahnhof startet. Brühl ist nicht allzu weit entfernt und so machte ich mich auf den Weg dorthin.
Gestartet bin ich im Herzen von Rodenkirchen, vom Maternusplatz aus. Dieser war gut bevölkert und viele Menschen saßen dort auf den Bänken in der Sonne.
An der Schillingsrotter Str. Ecke Ringstr. musste ich an der Ampel warten, da diese Rot für meine Fahrtrichtung zeigte. Am Rand, ich halte mich an die Verkehrsregeln, auch wenn es des Öftern mehr als nervig ist, da in Köln alles auf den Autoverkehr ausgerichtet ist. Hinter mir höre ich einen Bus. Ein Blick über die Schulter, ja, die KVB (Kölner Verkehrsbetriebe) ist unterwegs. Das Ampelsignal springt um und ich fahre an. Gleichzeitig höre ich, wie der Motor des Busse lauter wird und obendrein überholt er mich mit höher werdender Geschwindigkeit.
Kein Problem, an und für sich, in diesem Fall war es allerdings etwas anders. Maximal und das ist gut geschätzt, dreißig Zentimeter Sicherheitsabstand von mindestens 150 cm blieben übrig. Fast im gleichen Moment zog er noch nach rechts und ich musste dieser Lenkbewegung folgen, da der hinter Teil des Busses mir gefährlich nahekam. 5, in Worten FÜNF, Zentimeter Abstand blieben so übrig. Das Kennzeichen konnte ich mir leider nicht anschauen, da ich durch die Lenkbewegung ins Trudeln kam und sehen musste, dass ich die Balance halten konnte.
Noch mal gut gegangen, dachte ich und fuhr die Schillingsrotter Str. ohne einen weiteren Vorfall bis zum Ende.
Schnell noch die Kreuzung an der Industriestr. überquert und schon war ich im Forstbotanischen Garten bzw. im Friedenswald, der direkt an diesen angrenzt. Anfang der 80er Jahre wurde der Friedenswald auf einer 80 Hektar großen Fläche angelegt. Bäume aus aller Herren Länder mit der die BRD diplomatische Beziehungen pflegt(e).
Inzwischen sind die Gehölze gewachsen und die Gestaltung, die man in den 80igern nur ahnen konnte, ist heute in aller Pracht sichtbar. Der Berg lädt im Herbst als Drachensteige-Platz und im Winter zum Rodeln ein. Bisweilen sieht man Kinder, die einfach nur den Berg herunterrollen und kolossalen Spaß dabei haben. Das Gelände ist so groß, dass man selbst im Sommer bei großem Andrang noch ein Sonnenplätzchen findet, wo man sich niederlassen kann. Der Forstbotanische Garten in direkter Nachbarschaft lädt mir seinen verschiedenen jahreszeitabhängigen Attraktionen zu einem Spaziergang ein.
Radeln ist dort erlaubt und so durchfuhr ich das Gelände mit dem nächsten Ziel: Rondorf.
Keine Ahnung, was heute los war, aber der Sicherheitsabstand beim Überholen war immer ausgesprochen knapp. Überholt werden musste auf jeden Fall, selbst wenn zu sehen war, dass ein Stücke weiter vorne alle Pkws standen. Um zu vermeiden, dass ein Radfahrer, den man gerade überholt hat, noch einmal überholt werden muss, stellt man sich so nahe an den Bordstein, dass ein Rechtsvorbeifahren nicht möglich ist. Da ich nicht gerne am Auspuff hänge, nehme ich mir in diesem Fall die Freiheit, wenn es der Gegenverkehr zulässt, in einem solchen Fall auch einmal links zu überholen, um dann gleich wieder rechts zu fahren.
In Rondorf gibt es etwas Besonderes, was sonst nicht so häufig und so gelungen geändert worden ist. Die Kirche »Heilige Drei Könige« wurde entweiht und ein Architekt hat sie gekauft und zu Wohnraum umgebaut.
Die weitere Fahrt ging über eine Landstraße, die nach Meschenich führt. In den 70igern wurde hier der Kölnberg, eine Wohnsiedlung gebaut, die schon von weitem sichtbar ist. Eine Bausünde, wie es mehrere in Köln gibt. Heute ist es ein sozialer Brennpunkt. Die Mieten sind billig, denn niemand möchte dort wohnen.
Die Weiterfahrt nach Brühl auf der Straße war nicht angenehm. Überholvorgänge mit wenigen Zentimetern Abstand. Ein Vierzigtonner überholte mich und brachte damit nicht nur mich, sondern auch den Gegenverkehr in eine brenzlige Situation. Die Aktion war insofern keine Intelligenzleistung, da fünfzig Meter vor uns die Autos standen, da die Ampel Rotlicht zeigt. Dafür scherte er so früh wieder ein, dass ich abbremsen musste. Fuhr dann aber so weit rechts, dass er den gesamten Dreck aufwirbelte und ich nicht mehr vorbeifahren konnte. Das nenne
ich partnerschaftliches Verhalten im Straßenverkehr.
Die Fahrt durch Brühl war nicht sonderlich angenehm. Autofahrer, die haarscharf überholen und einen genervten Eindruck machten. Schließlich war ich am Kaiserbahnhof.
Dort sollte die 10-Seen-Tour beginnen. Kein Hinweisschild, keine Hilfe durch Passanten, die Tour ist unbekannt. Wie sagt man im Schwäbischen: Luscht Verluscht (Übersetzung: Lust Verlust) und so fuhr ich enttäuscht zurück nach Rodenkirchen.
Ab Meschenich bevorzugte ich Nebenstraßen, was für mich wesentlich angenehmer war. Dabei machte ich die Erfahrung, dass Damen im Hausfrauenpanzer Marke Q5 eine eingebaute Vorfahrt zu haben scheinen. Dafür aber keinen Blinker und keine Spiegel, sieht man vom Make-up Spiegel ab.
Im Hahnwald habe ich bei der Durchfahrt die Häuser der Schönen und der Reichen bewundert. Es hat was, wenn an jedem Häuschen ein kleiner Park angeschlossen ist.
Am Maternusplatz in Rodenkirchen habe ich die Tour beendet, die ausging wie das Hornberger Schießen oder anders gesagt: Außer Spesen nichts gewesen.
Fazit
Autofahrer und Autofahrerinnen, wenigstens den meisten, halte ich zugute, dass sie nicht bewusst gefährden. Sie wissen es nicht besser oder haben sich nie Gedanken darüber gemacht. Bisher war das Auto allein herrschend auf der Straße und die Politik hat alles getan, um dies zu unterstützen. Inzwischen gibt es immer mehr Radfahrer, immer mehr Autofahrer verzichten aufs Auto und nutzen andere Verkehrsmittel. Auch heute sind Fußgänger und Radfahrer noch Stiefkinder der Politik und ich frage mich immer wieder, wo sind die Experten, die nun endlich mal für eine vernünftige Verkehrspolitik zu sorgen. Es scheint sie nicht zu geben! Anders kann ich mir nicht erklären, das gilt insbesondere für Köln, dass an vergangenen Konzepten nicht nur festgehalten wird, sondern diese auch gegen die Interessen einer großen Bevölkerungsgruppe durchgesetzt werden. Statt für ein partnerschaftliches Miteinander auf den Straßen einzutreten, gibt es eine verstärkte Kontrollen von Radfahrern. Nein, das sehe ich nicht verbissen oder habe den falschen Fokus. Wie erklären Sie ein solches Vorgehen: »Radweg nicht benutzt – In Handschellen abgeführt«