Dass Köln mit seiner Infrastruktur, die nach dem 2. Weltkrieg ad hoc mit einigen Verkehrsadern angelegt worden ist und bis heute das Auto als allein selig machendes Verkehrsmittel sieht und entsprechend hofiert, immer mehr Staus produziert, liegt auf der Hand. Bauliche Sünden der jüngsten Vergangenheit sorgen für weitere Engpässe im Verkehrsfluss.
SUVs, diese überdimensionierten Fahrzeuge, scherzhaft Hausfrauenpanzer genannt, weil sie nie im Gelände gefahren werden, verknappen den zur Verfügung stehen Raum zusätzlich durch die Größe dieser Fahrzeuge. Ein allgemeiner Trend zu immer größeren und breiteren Fahrzeugen dokumentiert sich nachdrücklich, wenn man am Straßenrand steht und die sich vorbei quälenden Fahrzeuge betrachtet.
Eine Verknappung des zur Verfügung stehenden Raums wird von den Autofahrern selbst verschuldet.
Es inzwischen ebenfalls einen eindeutigen Trend gibt, der das Auto als Statussymbol nicht mehr in den Fokus stellt. Carsharing mit zunehmender Nutzerzahl belegt diesen Trend eindeutig. In Köln wird weiterhin von den sogenannten Experten auf das Automobil als individuell wichtigstes Fortbewegungsmittel gesetzt.
Fatal, wenn man an die steigende Einwohnerzahl in Köln denkt.
Eine immer größer werdende Gruppe von Verkehrsteilnehmern sind die Radfahrer.
Das hat einerseits damit zu tun, dass es sich in Köln häufig staut und man mit dem Fahrrad innerhalb der Stadt jedes Ziel fast immer schneller erreicht, als das mit dem Auto möglich wäre. Schneller, obwohl die eine vernünftige Infrastruktur für Radfahrer in Köln nicht vorhanden ist.
Der Eindruck entsteht bei Rad fahrenden Kölnern, als setze die Stadt, unterstützt von der Polizei, alles daran, diese Situation nicht nur zu verfestigen, sondern zu verschlimmbessern.
Statt für eine vernünftige Infrastruktur zu sorgen, werden Radfahrer auf Radwege gezwungen, die im Grunde aufgrund ihres Zustandes nicht zu befahren sind.
Damit meine ich nicht einmal die Autos, die von ihren Fahrern in Ermangelung ausreichenden Parkraums oder aus Gedankenlosigkeit »mal eben« dort abgestellt werden. Der bauliche Zustand vieler Radwege, die Führung der Radwege und die teilweise nicht dem Gesetz entsprechende Ausweisung als benutzungspflichtig, erschweren den Radfahrern das Leben und gefährde sie aktiv.
Hier können Sie ein schönes Beispiel sehen, wie in Köln verfahren wird.
Der Radweg hat bauliche Mängel und liegt im Türöffnungsbereich der dort parkenden Autos. Auf der Straße darf man nicht fahren, weil dieser Radweg als benutzungspflichtig eingestuft worden ist. Auf der Straße darf man nicht fahren, da dort von den Pkws und Lkws die zulässigen 50 km/h überschritten werden. Die Stadt Köln entscheidet, wo man verunfallt.
Eine sinnvolle Maßnahme wäre es hier, durch entsprechende Geschwindigkeitskontrollen die Einhaltung der ausgewiesenen Höchstgeschwindigkeit zu gewährleisten. Dann könnte mit dem Rad auf der Straße gefahren werden und diese unsinnige Benutzungspflicht wäre vom Tisch.
Das wird nicht gemacht. Allerdings scheint System dahinter zu stecken, denn anders kann ich mir nicht erklären, dass Radarkontrollaktionen immer medienwirksam angekündigt werden und nach meinem Eindruck eher nach möglichen Einnahmen ausgewählt werden.
Die Polizei setzt nach eigenen Angaben bei Radfahrern darauf, sie zu schützen, indem sie sie und die Räder kontrolliert. Zu geringe Seitenabstände durch Autofahrer drängeln, hupen und aggressive Verhaltensweise wird dabei übersehen.
Ja, um es gleich zu sagen, es gibt sie auch, die Rambo- oder Kampfradler oder wie immer sie genannt werden. Es gibt sie bei den Radfahrern genauso häufig, wie es Rambo- und Kampfautofahrer gibt. Es ist bei Radfahrern nicht anders wie bei allen anderen Menschen auch.
Die Presse stärkt dieses Bild häufig. Bei einem Rechtsabbiegeunfall, in dem ein Radfahrer zu Tode gekommen ist, kann man in den Lokalblättern häufig Sätze lesen wie:
- »Der Lkw-Fahrer wurde mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert.«
- »Der Radfahrer trug keinen Helm!«.
Letzteres auch, wenn keine Kopfverletzungen vorhanden waren. Was nützt auch der beste Helm, wenn einem ein Lkw beim Rechtsabbiegen über die Brust fährt?
Schuld ist grundsätzlich der Tote Winkel und der Radfahrer, der nicht genügend Vorsicht hat walten lassen.
Die Straßenverkehrsordnung in Paragraf 1 regelt das im Grunde eindeutig:
»(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.«
Mehr dazu gibt es hier auf den Seiten und in anderen Blogs, die ich unten, soweit sie mir bekannt sind, aufführen werde.
Die Auseinandersetzung mit den Ämtern ist schwierig. Die Einhaltung der Vorgaben nach IFG – Informationsfreiheitsgesetz – scheinen einigen Dienststelle und deren Mitarbeitern nicht bekannt zu sein.
Ein Verweis auf einen anderen Mitarbeiter oder eine andere Behörde gehört ebenfalls zu den Spielchen, die dafür sorgen, dass man früher oder später entnervt aufgibt. Auf eine Anfrage keine Antwort zu erhalten, scheint bei einigen Mitarbeitern zum Standard der Ignoranz oder Arbeitserleichterung zu gehören.
Auf Facebook gibt es einigen Foren, die »Radverkehr in Köln« zum Thema haben. Regelmäßig werden dort Missstände, erlebte gefährliche Verkehrssituation, aggressives Verhalten seitens der Autofahrer in ihren verschiedenen Spielarten geschildert. Auch Radfahrer, die die falsche Seite des Radwegs benutzen, sind hier Thema.
Alle wollen etwas ändern! Aber nichts tut sich. Solange hier die Radfahrer nicht ihre berechtigten Anliegen unüberhörbar artikulieren, wird sich noch lange nichts in Köln ändern. Schade!
Also, macht mit und engagiert euch und helft so, die Situation für Radfahrer zu verbessern!
Eine Möglichkeit ist eine Mitgliedschaft im ADFC, die nicht nur aus einem finanziellen Beitrag bestehen sollte. Aktivität lautet das Zauberwort.
Eine andere Möglichkeit ist die Teilnahme an der monatlich stattfindenden Critical Mass teilzunehmen oder an der Fahrradsternfahrt oder …
Links
Radfahren in Köln