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Nun dauert es nicht mehr lange und die Sommerferien sind beendet, die Schule geht wieder los. Schule heißt auch Bewertung der Leistung. Eine Rückmeldung an die Schüler, die ihnen helfen soll, sich einzuordnen und Schwächen und Stärken zu erkennen.
Noten haben für die verschiedenen Gruppen, die mit ihnen zu tun haben, ganz unterschiedliche Bedeutung.
Lehrer
Für Lehrer sind Noten ein Instrument, das Leistung vergleichbar macht, zumindest auf den ersten Blick. Sie sind Arbeitserleichterung, da häufig nur die Fehler gezählt werden, um dann daraus eine Note zu bilden. Fehler bei der Korrektur und damit auch nicht gerechte Noten gehören zum System.
Noten sind Grundlage zur Einteilung in Fördergruppen, wobei es meist nur Defizitfördergruppen gibt, aber auch zur Weichenstellung der Schullaufbahn. Schon die Halbjahresnoten im 4. Schuljahr entscheiden über die kommende Schulform der weiterführenden Schule. In dieser frühen Phase mit allen Unsicherheiten, die dieser Art der Selektionsbewertung eigen sind.
Eltern
Eltern kennen Noten aus der eigenen Schulzeit. Sie haben so eine schnelle Rückmeldung über die Leistung ihres Kindes. Ist ein Notenspiegel vorhanden, auch über den Leistungsstand der Klasse. Damit ist ihnen die Möglichkeit gegeben, das eigene Kind einzuordnen. Noten werden durch Eltern belohnt oder sanktioniert. Bei guten Noten findet häufig auch eine finanzielle Belohnung je nach Note ihren Weg in die Hände der Schüler. Bei einer drei oder vier folgt meist der Verweis auf die Wichtigkeit der Note für das weiter Fortkommen in der Schule und auch für den Lebensweg. Es wird aufgefordert, sich mehr anzustrengen.
Schüler
Erhalten Schüler gute Noten, so wird ihre Arbeitsweise bestätigt. Außerdem erhalten sie in der Regel eine Belohnung durch die Eltern oder zusätzlich auch noch durch die Großeltern. Alles sind stolz und voll des Lobes.
Schlechte Noten
Sind die Noten nicht so gut oder gar schlecht, folgen Ermahnungen. Manches Mal müssen zusätzliche Aufgaben gelöst oder zusätzlicher Lernstoff erarbeitet werden, um so die Noten bei der nächsten Arbeit zu verbessern. Nachhilfe kann auch die Folge sein. Der Nachhilfemarkt boomt und schon viele Grundschüler besuchen wöchentlich Nachhilfekurse. Nachhilfe und vermehrtes Üben geht mit Einschränkungen der Freizeit, der Regenerationsphase, einher, die für das erfolgreiche Lernen von großer Wichtigkeit ist.
Ist die Note schlecht, auch bei größter Anstrengung durch den Schüler, setzt Frust ein. Das kann Minderwertigkeitsgefühlen bilden, die sich bei weiterem Misserfolg verstärken und zur Aufgabe des Schülers führen. Ein Teufelskreis setzt ein, aus dem es kaum ein Ausbrechen gibt. Die Noten bleiben verlässlich schlecht und eine Stigmatisierung ist die Folge.
Auswahlverfahren durch Negativbewertung
Grundlage für die Notengebung ist ein Auswahlverfahren, das auf Negativbewertung beruht. Es werden Fehler gezählt, diese werden in Noten umgerechnet und bestimmen den Schulweg.
Am Anfang des Schulsystems, das unter Bismarck eingeführt worden ist, war das das Mittel der Wahl, weil auch so eine Schichtentrennung verlässlich aufrecht erhalten werden konnte.
Als die Noten Grundlage der Bewertung waren, war Reproduktionslernen das Mittel der Wahl.
Lernen ändert sich
Inzwischen hat sich etwas geändert. Gefordert ist nicht mehr das Reproduktionslernen, um dann punktgenau das auswendig gelernte Wissen abzuspulen, um dann mit eine Note bewertet zu werden.
Heute ist es wichtig, dass man Gelerntes verknüpfen kann, Schlüsse zieht und zu Erkenntnissen oder Ergebnissen kommt.. Wichtig ist auch, dass man auf diesem Weg Fehler machen darf, denn diese sind unerlässlich und Grundlage des Lernens. Das weiß jeder, der sich in ein neues Thema einarbeitet.
Motor des Lernens ist die Neugier und die Freude am Lernen selbst. Denn Ziel ist es, lebenslang neugierig zu bleiben und zu lernen. Niemand garantiert heute mehr, dass man nach 3-jähriger Lehrzeit ein Leben lang den erlernten Beruf ausüben kann. Mindestens regelmäßige Fortbildungen sind vonnöten, wenn nicht weitere Ausbildungen.
Leistungsbeurteilung muss sich anpassen
Eine Bewertung nach Noten wird dem Lernen nicht mehr gerecht. Geänderte Anforderungen, geändertes Lernen muss auch eine geänderte Beurteilung zur Folge haben. Das ist nicht sonderlich schwierig, auch wenn diese etwas mehr Zeit kostet, als „nur“ ein Note zu schreiben. Eine andere Beurteilung ermöglicht allerdings eine erweiterte Sichtweise auf die Leistungen und eines Schülers. So stehen nicht mehr ausschließlich Defizite im Fokus der Beurteilung, sondern die ganze Persönlichkeit. Also auch die Stärken.
Leistungsbeurteilung ohne Noten
Leistungsbeurteilung ist nicht an eine Note gebunden. Gutachten oder Berichte können dies mindestens ebenso gut leisten. Sie lenken den Blick auf die individuelle Leistungsfähigkeit und nicht darauf, wie gut hat es jemand geschafft, reproduktiv zu lernen und dieses Wissen zum geforderten Zeitpunkt abrufbar zu haben, um es anschließend wieder zu vergessen. Bulimie-Lernen nennt man so etwas heute.
Eine Beurteilung ohne Noten erfordert eine Grundlage.
Da die benoteten Arbeiten wegfallen, ist eine andere Grundlage gefordert. Eine dieser Grundlagen kann ein Portfolio sein. Dessen Gestaltung gemeinsam mit den Schüler besprochen wird und so eine verbindliche Grundlage für alle darstellt. Hier kann man auch festlegen, wie die Texte auszusehen haben: Schönschrift und Fehlerfreiheit, Gestaltung zum Beispiel.
Weitere, vom Schüler erstellte Arbeiten können ebenfalls zur Beurteilung hinzugezogen werden. Hierzu gehören auch die immer noch wichtigen und nicht zu vernachlässigenden Übungen, die erbracht werden müssen. Das Einmaleins und die Rechtschreibung beherrscht man nicht ohne Übung.
Die Arbeiten der Schüler, die angewendeten Lösungsstrategien bei Problemen oder der Übertragung von Gelerntem auf neue Themen runden die Grundlagen ab. Die Erstellung eines Gutachten oder Berichtes sollte so kein Problem mehr und einer Notenbeurteilung überlegen sein.
Meines Erachtens gehören Dialoge zwischen Schüler und Lehrern und Schüler, Eltern und Lehrern zur Beurteilung und zum Lernen dazu. Nicht nur an Elternsprechtagen oder wenn es „brennt“, sondern regelmäßig.
Wünsche zum neuen Schuljahr
Unabhängig von der zu leistenden Schulentwicklung wünsche ich allen Schülerinnen und Schülern, allen Lehrern und Lehrerinnen einen möglichst stressfreien Schulbeginn und ein erfolgreiches Schuljahr.