Geld alleine hilft indes nicht. Viel bedeutender ist eine grundlegende und durchdachte Vorbereitung der Inklusion an Schulen. Das Fehlen einer solchen Planung, der dadurch erweckte Eindruck einer schlechten Vorbereitung, scheint in der Politik öfter vorzukommen.Ein rein subjektiver Eindruck, der sich allerdings sicherlich durch Beispiele belegen ließe.
Ein paar Gedanken zum Thema »Inklusion«! Hier besonders an Grundschulen. Share on XDas Beispiel, auf das ich im Moment abziele, geistert unter dem Oberbegriff »Inklusion« in regelmäßigen Abständen durch die Medien. Meist wird die Verwirklichung dort angemahnt, von Lehrervertretern mehr Geld und mehr Lehrer gefordert und vom Ministerium Erfolgsmeldungen ausgegeben.
Grundschule kämpfen mit und um Inklusion vor Ort! Share on XWie sieht es allerdings mit der Umsetzung der Inklusion vor Ort, hier in der Hauptsache in den Grundschulen aus?
Kurz gesagt, schlecht.
Keine vorausschauende, an die Aufgaben angepasste Vorplanung. Das Recht der Eltern für ihre Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf einen Platz in der Grundschule zu beanspruchen kam schnell und unvorbereitet.
Per Umbenennung zur Inklusion! Share on XAus GU-Schulen – gemeinsamer Unterricht -, die bisher eingerichtet waren, um Schüler mit besonderem Förderbedarf zu integrieren, wurden quasi über Nacht GL-Schulen – Inklusions-Schulen -, die gemeinsames Lernen als Grundlage hatten.
Kein Problem, wenn man den Schulen einen entsprechenden Vorlauf gewährt, um ihre Arbeit an die veränderten Bedingungen anzupassen. Zumal dann nicht, wenn die räumlichen Vorgaben passend gemacht wurden und die Lehrer in entsprechenden Fortbildungen die Möglichkeit gehabt hätten, sich darauf vorzubereiten.
Stattdessen wurden flugs einige Sonderschulkollegen in die Grundschule versetzt, um hier die Förderung zu unterstützen. Das ist gut und schön, nützt allerdings nicht viel, da die Stundenzahl der Sonderschulkollegen an der einzelnen Grundschule nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Schaut man die Berechnung der Lehrerstunden an, wird offensichtlich, dass es nicht funktionieren kann.
Aus der Gesamtschülerzahl werden die Schüler mit besonderem Förderbedarf herausgerechnet. Die dann verbleibenden Schüler sind Grundlage der Lehrerstellenberechnung für die jeweilige Schule. Die Schüler mit Förderbedarf sind ja nach Förderschwerpunkt – hier gibt es einen Schlüssel – Grundlage zur Berechnung der Stundenzuweisung der Sonderschulkollegen. Da es allerdings weniger Sonderschulkollegen gibt, als der Stundenbedarf es ausweist, werden diese »gerecht« auf die Schulen verteilt.
Der Sonderschulkollege hat nun die Möglichkeit, die Förderung in Kleingruppen oder auch im Unterricht durchzuführen. Da es sich in der Regel nur um ein paar Stunden Förderung handelt, unterrichtet der Grundschulkollege diese Schüler die überwiegende Zeit mit den anderen Schülern alleine. Wir erinnern uns, die Lehrerstundenzahlberechnung wurde ohne Förderschüler vorgenommen.
Eine Ausbildung, die nicht auf den Unterricht dieser Schüler vorbereitet hat, fehlende Fortbildungsmaßnahmen erschweren die Arbeit der Kollegen.
Hier unterstütze ich die Forderung nach einer Doppelbesetzung in Grundschulklassen!
Die räumlichen Voraussetzungen stimmen in der Regel ebenfalls nicht. Die meisten Klassenräume sind nicht groß genug, um den pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden. Flure können in der Regel nicht in die pädagogische Arbeit einbezogen werden, um zum Beispiel einer kleineren Arbeitsgruppe dort einen Platz außerhalb des Klassenraumes anbieten zu können. Die Feuerwehr untersagt die Nutzung, denn Flure sind Fluchtwege.
Inklusion. Erst einmal muss es Klick im Kopf machen! Share on XAber, das alles sind noch nicht einmal die entscheidenden Kriterien, die die Umsetzung von Inklusion so schwierig machen. Zwei entscheidende Punkte werden meist außer Acht gelassen, ja nicht genannt.
Ein Punkt ist, dass auch der Lehrer zur Inklusion bereit sein muss. Ist er das nicht, hat er Vorbehalte, ist er sicherlich kaum in der Lage, inklusive Pädagogik umzusetzen. Vielmehr ist er in den eigenen Grenzen gefangen. Hier sind Hilfen erforderlich, die einerseits das Rüstzeug zur pädagogischen Umsetzung eines inklusiven Unterrichts geben und andererseits damit verbundene Ängste zu überwinden. Die Ansprüche, die Lehrer an sich selbst haben, sind meist sehr hoch und können schon im Vorhinein für ein zögerliches Herangehen an eine neue Aufgabe sorgen. Stimmen die Voraussetzungen nicht, so wir der dadurch erzeugte Stress erhöht und die Person überfordert.
Inklusion beginnt im Kopf und kann nicht per Gesetz verordnet werden!
Der zweite Punkt, der einer inklusiven Pädagogik in der Schule entgegensteht, ist der Fokus auf Defizitförderung und der dahinter stehende Gedanke der Auslese.
Um das zu ändern, muss erst einmal die Notengebung vom Tisch. Noten sagen laut verschiedenen Studien nichts über die wirkliche Leistungsfähigkeit eines Schülers aus. Sie werden allerdings als Grundlage genommen, um den Schulweg eines Schülers zu bestimmen.
Der Blick auf die Fehler, die ein Schüler macht, vernebelt oder versperrt den Blick darauf, dass Fehlermachen wichtig, ja Grundlage von Lernen ist.
Lernen ist auch nur effizient, wenn es Spaß macht. Das wird im Unterricht viel zu selten erreicht. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich auch der Unterricht ändern und Phasen des selbstbestimmten Lernens beinhalten. Dies erreicht man durch offene Lernumgebungen. Nein, auch offene Lernumgebungen sind nicht seligmachend. Es kommt immer auf den Mix an, den man den Schülern anbietet. So gehört ein Lehrerzentrierter- / Frontalunterricht ebenfalls in den Unterricht der Schule wie die Möglichkeit des individuellen Lernens. Immer aber sollte der Fokus nicht auf Selektion liegen, sondern auf wertschätzende Förderung und Begleitung in moderierender Art und Weise durch den Lehrer.
Von grundlegender Bedeutung bei der Umsetzung von Inklusion in der Schule ist die Meinung der Eltern. Diese haben logischerweise den schulischen Weg ihres Kindes im Auge. Schüler mit erhöhtem Förderbedarf können deshalb schnell zur Meinung führen, dass das eigene Kind zu kurz kommt, nicht genug gefördert wird und der Gang zum Gymnasium infrage steht. Ein berechtigter Anspruch! Aus diesem Grund müssen Eltern in den Prozess Inklusion eingebunden werden. Regelmäßige Elternvorträge durch die Schule können dazu beitragen und vermitteln, dass jedes Kind die größtmögliche Förderung erhält.
Schule muss neu und inklusiv gedacht werden. Mein Beitrag dazu. Share on XNein, das ist nicht Schule neu gedacht! Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Zu sehr bin auch ich in meiner eigenen Gedankenwelt gefangen. Es ist ein Beitrag zur aktuellen Diskussion über Schule und Inklusion und basiert auf meiner langjährigen Erfahrung als Lehrer.
Genderisierung mag ich nicht. Sie erschwert das Lesen eines Textes. Share on XObwohl es wenige Lehrer in der Grundschule gibt, habe ich den Text nicht genderisiert, weil ich denke, dass das der Lesbarkeit zugutekommt. Selbstverständlich sind in gleichem Maße die Lehrerinnen gemeint.