Eindrucksvoll wurde das gestern Abend durch das kurzfristig ausgefallene Freundschaftsspiel Deutschland – Niederlande dokumentiert.
Nein, es gab keinen Gewaltakt wie in Paris im Stadion in Hannover. Aber Terror geht nicht immer mit sichtbarer Gewalt einher. Terror kann man sich auch selber machen, indem man es zulässt, dass das Leben sich denormalisiert.
Wir kennen das schon aus jüngster Vergangenheit, dass Veranstaltungen nicht stattgefunden haben, weil eine Drohung vorlag – Bremen, Braunschweig . …
Was in England bei gleicher Lage möglich war und die Fußballfans im Stadion die Marseillaise als Zeichen ihres Mitgefühls und ihrer Solidarität sangen, ist hier nicht möglich.
Stattdessen ein Innenminister, der durch seine Äußerung die Verunsicherung in der Bevölkerung und deren Ängste schürte. So sagte er – ich zitiere aus dem Gedächtnis: Über die Hintergründe der Absage und Details der Anschlagsdrohungen könnte er nichts sagen, da »ein Teil dieser Antworten« die »Bevölkerung verunsichern« würden.
Na klasse, so setzt man dem Ganzen noch die Krone auf und weckt Ängste, wo vorher vielleicht noch keine waren.
Aber das ist nicht die einzige Reaktion. Ein Krimi wird abgesetzt, da er eine Terrorszene enthalte. Fernsehmacher als moralische Instanz in unserem Land? Oder: Wir müssen dem dummen Bürger zeigen, wie er sich angemessen zu verhalten hat.
Dann wie immer reflexartig der Ruf nach mehr Überwachung. In Frankreich gibt es die Vorratsdatenspeicherung schon länger als bei uns. Hat sie geholfen? Nein! Was also soll dieser ständige Ruf nach Überwachung. Ist Überwachung, so wie sie gefordert wird, mit Demokratie vereinbar.
Und, was ganz wichtig ist, die Flüchtlinge! Die kann man doch nicht einfach in unser Land lassen. Darunter könnten Terroristen sein. Richtig, das könnte sein. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit und glaubt hier bei Gott irgendjemand, insbesondere Politiker, dass diese Terroristen nicht in unser Land eindringen könnten, wenn die Grenzen dicht wären? Wenn ja, kann ich nur sagen: Weltfremd!
Durch die Vorratsdatenspeicherung steht jeder in diesem Lande unter Generalverdacht, der in dieser Situation auf die Flüchtlinge ausgeweitet wird. Flüchtlinge, die zigtausend Kilometer zu Fuß hierher gekommen sind, weil sie nichts Besseres zu tun hatten? Nein, sie wollten dem Terror entfliehen, dem sie sekündlich ausgesetzt waren.
Ja, hier ist der Terror auch angekommen. Es ist unsere Entscheidung, wie viel Raum wir ihm geben! Ein Leben ohne Risiko gibt es nicht!