Nun liegen die PISA-Ergebnisse vor und werden begleitet von „Jubelschreien“ aufgrund der leichten Verbesserung und, nach dieser anfänglichen Euphorie nun Expertenmeinungen, die „Disziplin und Druck“ fordern. Wahrscheinlich haben sie dabei asiatische Schüler im Blickfeld, die bei PISA besonders gut abgeschnitten haben und der Schulsystem für Drill bekannt ist.
Brauchen wir wirklich mehr Druck?
Seit einer ganzen Weile sind gesellschaftliche Veränderungen zu beobachten, die den Eindruck erwecken, als entwickelten wir uns zu einer Spaßgesellschaft. Stichworte wie Leistungsgedanke, Leistungsbereitschaft scheinen inzwischen Fremdwörter zu sein, es geht häufig nur um den eigenen Spaß.
Hinzu kommt eine Überbehütung der Kinder durch die Eltern, die dazu führt, dass Kindern nichts zugetraut wird und Kinder sich logischerweise auch selbst nichts mehr zutrauen. Mögliche Leistungsanforderungen lösen Versagensängste aus, die lähmend sind und schon im Vorfeld für ein Leistungsversagen führen.
Dabei sind Kinder durchaus in der Lage, den Anforderungen zu entsprechen und nicht nur das, sie wollen sich solchen Leistungsanforderungen auch stellen!
Die konsequente Verhinderung dieses „sich Stellens Wollens“ führt dazu, dass an die eigene Leistung nicht geglaubt wird.
Wie soll das auch möglich sein, denn die eigene Leistungsfähigkeit kann man nur einschätzen, wenn man sie ausleben kann. Dies beinhaltet natürlich auch mal ein Scheitern.
Die Rufe nach Drill und Disziplin, Leistungsforderungen und Noten sind meines Erachtens falsch.
Ich denke, dass wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind, wenn der Weg weg von Wissensvermittlung hin zur Kompetenzvermittlung weiter gegangen wird.
Etwas mehr Leistungsbereitschaft, etwas weniger Überbehütung, etwas weniger Rumgezerre an Schule durch Politik, Verbände, Eltern, vernünftige Investitionen in Bildung und konsequente Umsetzung von Inklusion und damit individueller Förderung reichen aus, um auch PISA-Ergebnisse dauerhaft in den oberen Bereich zu bringen.
Nicht geholfen wird mit dem Ruf von Experten, die immer das andere Extrem der augenblicklichen Entwicklung fordern.
Schulentwicklung ist ein langer und langsamer Prozess, der Raum haben muss, um sich entwickeln zu können.