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Beleidigt!

Posted in Allgemeines, Standpunkt, and wasmirindensinnkommt

Es klingelt.
Schon am Klingelton erkenne ich, dass jemand an der Wohnungstüre steht und nicht um Einlass ins Haus bittet.

Da ich gerade intensiv an einem Text arbeite – meist schreibe ich in einem bequemen Sessel und habe dabei den Laptop auf den Knien -, stört mich das Klingeln schon, zumal ich niemanden erwarte.

Also, Laptop von den Knien und schnell auf dem Boden abstellen, auch wenn das die Gefahr in sich birgt, dass ich Tollpatsch versuche mit den Füßen auf der Tastatur zuschreiben oder meine Hühneraugen versuchen den Text zu lesen. Mit anderen Worten, kein Platz, der für mein Laptop gefahrlos istes sei denn. ich habe es auf den Knien.

Dann aus der bequemen Haltung aufstehen und zur Türe gehen.

Den Blick durch den Spion spare ich mir, denn ich bin groß und stark. ;-)

Ich öffne also die Türe und vor mir steht ein Mann in Uniform, der mich mit den Worten: „Keine Angst, es ist nichts passiert!“, anspricht.

Wie sollte auch etwas passiert sein? Wenn etwas passiert wäre, so hätte ich das sicherlich erfahren oder es stünde die Polizei vor der Türe oder ich wäre per Anruf informiert worden.

Fragend hebe ich eine Augenbraue, denn eigentlich sollte nach dieser Einleitung die Tageszeit angesagt werden, was allerdings an dieser Stelle ausblieb.
Es störte mich auch nicht weiter, denn ich wollte möglichst schnell an meinem Text weiter arbeiten.

„Sie kämen heute mal vorbei, …“, hob er an seinen neuen Dialog einzuleiten und das, obwohl er alleine war. Er meint wohl mit „sie“ die Organisation, das Rote Kreuz und nicht eine Begleitperson, mit der er unterwegs war, dachte ich als er weiter recht umständlich seinen Dialog fortführte.

Als ich seine Spendenbitte abschlägig beschied, drehte er sich grußlos um, als hätte ich ihn persönlich beleidigt und klingelte an der Nachbartüre. Ich habe ihm dann nicht gesagt, dass dort niemand ist, und habe die Wohnungstüre wieder verschlossen.

Auf dem Weg zu meinem Laptop, dem ich mich von der ungefährlicheren Seite – weil dort mehr Platz war – näherte, dachte ich darüber nach, warum er so beleidigt reagiert hat.

Ich war nicht unfreundlich, hatte allerdings auch keine Bereitschaft gezeigt zu spenden. Grundsätzlich spende ich nie bei Sammlungen an der Haustüre, denn ich möchte mir schon überlegen, wen ich unterstütze.
So habe ich seit langer Zeit ein Patenkind bei Plan. Erst in Vietnam und im Moment in Afrika. Mir gefällt das Konzept, dass Plan nur so lange unterstützt, bis die Menschen in der Lage sind, sich selber zu helfen.

Ich gebe auch gerne ein paar Euro an augenscheinlich bedürftige Menschen, wenn ich unterwegs bin, auch wenn ich weiß, dass hier der Missbrauch durch Vortäuschen von Bedürftigkeit groß ist.

Spendenaufruf
Spendenaufruf

In Köln kann man sogar den Eindruck bekommen, als hätten einige dieser Bedürftigen schon Filialen eröffnet, denn man sieht immer häufiger Schilder neben einer Decke stehen, die zu einer Spende auffordern, aber weit und breit ist kein Bedürftiger zu sehen. Trifft man nun auf mehrere solcher Schilder, die augenscheinlich von derselben Hand geschrieben worden sind, wartet man nur noch auf den Kartenleser, der die Spende erleichtert und gleich vom Konto abbucht.

Aber das nur am Rande.

Grundsätzlich ist die (ehrenamtliche) Arbeit in Organisationen, die Projekte unterstützen, die allen Menschen zugutekommen und die die gesammelten Spenden fast vollständig weiterleiten, sehr ehrenvoll.

Allerdings sollte man dann trotzdem nicht beleidigt reagieren, wenn man keine sofortige Spendenzusage bekommt. Ich bleibe auf jeden Fall dabei, dass ich an der Wohnungstür nicht spende und mir in Ruhe und nach entsprechender Überlegung aussuche, wen ich unterstützen möchte.

Links
Plan Deutschland