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Auf der Suche nach anderen Zeugnissen. Ankreuzzeugnis besser?

Posted in Beurteilung, Bildung, GL = Gemeinsames Lernen, GU = Gemeinsamer Unterricht, Inklusion, Lernen, Nachdenkliches, Schule, Schulentwicklung, and Standpunkt

   Die Erkenntnis, dass Noten wenig Aussagekraft haben und für Schüler ein enormer Stressfaktor sein können, setzt sich immer mehr durch. Das ist gut so, denn wenn sie in die Schule kommen, wollen Kinder lernen und etwas leisten. Dieses Wollen kann durch Notengebung nicht nur eingeschränkt, sondern total unterbunden werden.

Rechtssicherheit von Notenzeugnissen ein Gewinn für Schüler? Klick um zu Tweeten

   Man kann der Notengebung nachsagen was man will, sie stand auch für Nachvollziehbarkeit und Rechtssicherheit. So manche Überprüfung einer Note bei Meinungsverschiedenheiten über die erbrachte Leistung schaffte hier Klarheit.

Ankreuzzeugnis als eierlegende Wollmilchsau in der Grundschule? Klick um zu Tweeten

   Wie will man aber jetzt diese Rechtssicherheit schaffen?

   Favorisiert werden häufig sogenannte Ankreuzzeugnisse. Eine Auflistung der zu erwerbenden Kompetenzen mit meist fünf Feldern daneben, die die unterschiedlichen Stufen des Erreichens dieser Kompetenzen durch ein Kreuzchen anzeigen.

   Vier oder fünf Ankreuzkästchen stehen für die verschiedenen Kompetenzstufen. Die Einteilung ist dadurch wesentlich gröber als bei Noten, aber nicht weniger vergleichbar. Eine feiner abgestufte Kompetenzskala bietet hier die Grundschule Harmonie in Eitorf an.

   Mir persönlich gefällt das wesentlich besser, da die Einschätzung so mehr den Leistungen eines Schülers entspricht. Eine Vergleichbarkeit, ähnlich wie bei Noten ist allerdings bei all diesen Zeugnissen gegeben. Frustrierend kann es auch sein, wenn die Kreuzchen auf dem Zeitstrahl alle auf der linken Seite  stehen und so das Erreichen der Kompetenz als weit entfernt eingeschätzt wird.

Anforderungen an den Lehrer, der das Zeugnis erstellen muss. Klick um zu Tweeten

   Sicherlich auch nicht ganz einfach, die Dokumentation, die hinter diesen Kreuzchen steht.

  • Wie wurde die Beurteilung von dem einzelnen Lehrer erstellt?
  • Ist sie aussagekräftig und vergleichbar?
  • Über welchen Zeitraum wurde eine Dokumentation geführt?
  • Wann wird erwartet, dass der Erwerb der Kompetenz erreicht wird?
  • Wie sieht die Förderung aus, die diesen Kompetenzerwerb unterstützt?

   Viele Fragen, die auch gleichzeitig anzeigen, dass auch diese Ankreuzzeugnisse nur eine Krücke sind und viel Spielraum in der Beurteilung lassen.

   Mir sind Kollegen bekannt, die gar keine Dokumentation führen und die Kreuzchen anhand einer persönlichen Einschätzung setzen. Das ist natürlich etwas besser, als ein Lottoverfahren, wird dem Schüler allerdings nicht gerecht.

Der Bericht. Mühsam, aber die beste Beurteilung, die es im Moment gibt. Klick um zu Tweeten

   Welche Möglichkeiten gibt es dann noch?

   Im Grunde bleibt meines Erachtens zur Zeit nur eine ausführliche schriftliche Beurteilung, die die Entwicklung nahtlos aufgreift und fortführt. Stärken sollten hier ebenso genannt werden wie noch vorhandene Leistungsdefizite. In beiden Fällen allerdings sind zwingend auch Möglichkeiten der Förderung aufzuzeigen. Neben der Dokumentation, die der Lehrer erstellt, gilt hier als Grundlage des Gutachtens auch ein Portfolio, das der Schüler anhand der erarbeiteten Kriterien, die für alle Schüler gelten, selbstständig angelegt hat.

Können Lehrer aufwendige Berichtszeugnisse leisten? Klick um zu Tweeten

   Ja, das können Lehrer durchaus leisten, wenn sie von anderen Dingen zugunsten dieser Beurteilungserstellung freigestellt werden. Das kann zum Beispiel durch die Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung geschehen. Das kann allerdings auch durch Entpflichtung an anderer Stelle geschehen, denn Lehrer  verrichten häufig Dinge, die mit ihrer Unterrichtsverpflichtung nichts zu tun haben.

Entlastungen für Lehrer und Gewinn für Schüler. Klick um zu Tweeten

   Anwesenheitspflicht bis zum Beispiel 16 Uhr in der Schule. Arbeitsplätze sollten in jeder Schule ausreichend zur Verfügung stehen. Die Computer in den Klassen könnten genutzt werden, wenn Dokumente in einem Teil des Netzwerks abgelegt würden, auf die nur der Lehrer mit Passwort Zugriff hat. Das setzt natürlich entsprechende Kompetenzen voraus.

   Dies hätte zur Folge, dass Schüler Lehrer auch außerhalb des Unterrichts ansprechen könnten – er ist ja an der Schule.

   Eine Verlagerung der Fortbildungen auf die Ferienzeit wäre eine Möglichkeit, Lehrer während der Unterrichtszeit zu entlasten. Was grundsätzlich vergessen wird ist, dass auch ein Lehrer nur eine begrenzte Anzahl vom Ferientagen hat. Daneben gibt es eine unterrichtsfreie Zeit, die zum Beispiel für eigenverantwortliche Fortbildung genutzt werden muss. Aber auch die grundsätzliche Freistellung von Aufsichten ist denkbar.

   Ich mache mir nichts vor und mir ist bewusst, dass Lehrer durch die vielen Anforderungen, die an sie und Schule gestellt werden, häufig am Limit laufen. – Einige diese Anforderungen sind allerdings auch hausgemacht und könnten wegfallen, ohne das dies bemerkt würde. – Das heißt allerdings meines Erachtens nicht, dass man immer im gleichen Trott weiter handelt. Hier muss nicht nur im Sinne der Schüler, sondern auch im Sinne der Lehrer weitergedacht werden. Auch dann, wenn der Gedanke erst einmal als unangemessen und undurchführbar erscheint. Auch die Politik ist hier gefordert, ebenso wie die Eltern.

Schülerbeurteilungen - Versuch eines Fazits! Klick um zu Tweeten

   Die optimale Zeugnisform ist noch nicht gefunden. Präferieren würde ich eine schriftliche Beurteilung wie oben beschrieben. Voraussetzung, dass diese Dokumentation nicht von einem Programm nach Eingabe von Ziffernnoten automatisch generiert wird.
Im Zusammenspiel mit einer Dokumentation, anhand derer der Lehrer seine Beurteilung darlegen kann, könnte dies durch ein Portfolio ergänzt werden, das vom Schüler anhand erarbeiteter Kriterien geführt wird.

Zeugnisse und Beurteilungen und die Aufgabe der Eltern. Klick um zu Tweeten

   Raten würde ich allen Eltern, die Beurteilung freundlich aber kritisch zu hinterfragen. Warten Sie auch nicht, bis der Lehrer auf sie zu kommt. Sprechen Sie von sich aus mit dem Lehrer über Ihr Kind. Auch dann, wenn Sie vom Lehrer hören: Alles ist im grünen Bereich. Ich melde mich sofort, wenn sie daran etwas ändert.

   Es geht um Ihr Kind, die bestmögliche Beurteilung und der daraus resultierenden Förderung. Dies gilt nicht nur für Defizitförderung, sondern auch für die Förderung von Stärken und Begabungen.

   Sicher ist, dass unter dem Oberbegriff „Inklusion“ Schule sich verändern muss, Unterricht sich verändern muss und damit auch die Beurteilung, die wir Zeugnis nennen.